Smart-City-Lösungen als Chance für nachhaltige Stadtentwicklung

Am 31. Oktober jährt sich der UN World Cities Day, der auf die globale Urbanisierung und die damit verbundenen Herausforderungen aufmerksam macht. Bereits 2015 sagte der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon: „Städte sind die Orte, an denen der Kampf für nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird“. Denn durch den überproportionalen Bedarf an Wasser, Energie und Rohstoffen werden in Städten rund drei Viertel aller weltweit vorhandenen Ressourcen verbraucht. Damit zählen sie zu den größten Treibern des Klimawandels – gleichzeitig aber auch zu den größten Leittragenden dieser Entwicklung.

Oft liegen urbane Ballungsräume in Küstenregionen, an Flüssen oder Berghängen und spüren die durch den Klimawandel verursachte Zunahme extremer Wetterphänomene ganz besonders. Dazu zählen massive Häufungen von Hitzewellen – welche in Städten mit viel Beton und Asphalt stärker spürbar sind – und die Zunahme von Starkniederschlagsereignissen gefolgt von Überschwemmungen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Mehrheit der Weltbevölkerung lebt in Ballungsräumen

Und dennoch zieht es immer mehr Menschen in die Städte – Tendenz steigend. Aktuell lebt zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte die Mehrheit der Weltbevölkerung in Ballungsräumen. Bis 2050 werden es laut Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) rund 80 Prozent der Weltbevölkerung sein.

„Waren früher Landflucht und industrielle Entwicklung zentrale Ursachen der Verstädterung, ist heute das natürliche Wachstum der bereits in den Städten lebenden Bevölkerung der maßgebliche Faktor“, heißt es im Bericht zur Stadtentwicklung des BMZ.

Um mit den Herausforderungen umzugehen, haben die Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 Ziele für eine soziale, wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) gesetzt. SDG 11 rückt explizit nachhaltige Städte und Gemeinde in den Fokus. Die darin formulierten Ambitionen lauten u. a.:

  • Inklusive und nachhaltige Stadtplanung soll gestärkt werden.
  • Die von Städten ausgehende Umweltbelastung soll mit besonderem Fokus auf Luftqualität und Abfallbehandlung gesenkt werden.
  • Alle Menschen sollen Zugang zu sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Verkehrssystemen haben.

Um dies in Deutschland zu erreichen, fördert das BMZ nachhaltige Stadtentwicklung aktuell mit mehr als 22 Milliarden Euro.

Urbanisierung als Chance

Neben all ihren negativen Folgen und Auswirkungen bietet die Verstädterung aber auch Chancen. Nicht zuletzt sind Städte Zentren für Innovationen, Wirtschaft und Bildung und bieten durch eine hohe Kommunikations- und Kontaktdichte gute Voraussetzungen, um gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich zu beschleunigen und neue Ideen und Lösungen anzustoßen.

„Die beeindruckenden Entwicklungsfortschritte, die viele Länder erzielt haben, und der weltweite Rückgang der absoluten Armut der letzten 20 Jahre von knapp 50 auf 22 Prozent hätten ohne die fortschreitende Urbanisierung nicht stattfinden können. […] Eine nachhaltige Urbanisierung erfordert allerdings auch, dass eine Vielzahl damit verbundener Probleme entschlossen angegangen wird“, heißt es in der Leitlinie (2015) der Bundesregierung zur internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Urbanisierung.

Smart-City-Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung

Die Auseinandersetzung mit den Chancen der Digitalisierung auf kommunaler Ebene kann für Entlastung und einen ökologischen Fortschritt sorgen. Ein Konzept, welches dort ansetzt, ist „Smart City“. Eine einheitliche Definition gibt es bis dato nicht. Unter dem Sammelbegriff werden i. d. R gesamtheitliche Entwicklungskonzepte verstanden, die darauf abzielen, Städte mithilfe von technischen Innovationen effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologischer und sozial inklusiver zu gestalten. Dazu gehören u. a. die nachhaltigere Nutzung von Ressourcen, abgestimmte Verkehrsflüsse, intelligente und bedarfsgerechte Beleuchtungssysteme oder auch die Überwachung innerörtlicher Gewässer durch Pegelsensoren.

Für Entscheidungsträger in Städten, Kommunen und Gemeinden sowie von Ent- und Versorgern sollen Smart-City-Lösungen eine Hilfestellung zum Monitoring kommunaler Klimaschutzziele sein. Denn die Verpflichtung für ein nachhaltiges und klimaschonendes Handeln ist in den Kommunen präsent und auch die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung fordert ein stärkeres Engagement der Kommunen bei der Digitalisierung.

Verschlafen deutsche Städte die Digitalisierung?

Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass deutsche Städte ihrer Verantwortung für die Klimawende noch nicht gerecht werden. Das Ergebnis der Haselhorst Associates Consulting-Analyse: Die Digitalisierung wird verschlafen. Keine der untersuchten Städte erreichte einen Digitalisierungsgrad von 50 Prozent. Die Gesamtbilanz ist ernüchternd. Auf der anderen Seite sehen sich die Verantwortliche einem äußerst komplexen, langfristigen und neuartigen Thema gegenüber. Daher spielt auch die Schaffung eines umfangreichen Aufklärungs- und Beratungsangebots eine zentrale Rolle.

So möchte das führende Smart-City-Netzwerk „bee smart city“ als unabhängige und vertrauensvolle Plattform für Transparenz im Smart-City-Markt sorgen und bietet eine Übersicht mit City Portraits an, die zeigt, wie deutsche Städte aktuell die Chance der digitalen Transformation für die integrierte Stadtentwicklung nutzen.

Damit Smart-City-Konzepte für Entlastung sorgen können, wird es in Zukunft wichtig sein, dass Kommunen die Digitalisierung im Sinne einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung strategisch und am Gemeinwohl ausgerichtet nutzen – aber auch, dass sich entsprechende Angebote am Markt etablieren, die den Bedürfnissen der Entscheidungsträger in einem komplexen Umfeld gerecht werden.

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