„Ninox wird in 54 Ländern genutzt“

Was haben Generali, Kampa und der Bäcker nebenan gemeinsam? Sie alle arbeiten wie tausend andere Kunden weltweit mit Ninox: Ob als internationales Aktienunternehmen oder kleiner Mittelständler stehen sie vor der Herausforderung, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Doch die meisten Softwarelösungen passen nur schlecht oder müssen in Eigenentwicklung teuer und aufwendig maßgeschneidert werden. Das führt zur besorgniserregender Ineffizienz insbesondere im Mittelstand. Die Lösung bietet smarte, individualisierbare Unternehmenssoftware, die eine Vielzahl an Funktionalitäten in einem System anbietet. Eben Ninox! Wir sprachen mit den Gründern und Geschäftsführern Alexander Koenig und Frank Böhmer (v.l.n.r.) im Interview darüber, was Ninox beim Mittelstand so heiß begehrt macht und wie sie so schnell über 99.000 Nutzer gewinnen konnten.

Seedmatch: Hallo Alexander, hallo Frank, auch wenn man Größen wie Larry Page sicherlich irgendwann mal ähnliche Fragen gestellt hat… Aber wie kommt man bitte auf die Idee, eine Low-Code-Datenbank zu erfinden und damit, ein zugegebenermaßen, erfolgreiches und internationales Geschäft aufzuziehen?

Frank Böhmer: Ausgangspunkt für die Entstehung von Ninox war für mich eine gewisse Frustration: In meinem alten Job, als IT-Projektleiter im Konzernumfeld stand ich immer wieder vor organisatorischen Herausforderungen, die durch die gängigen Office-Tools nicht mehr gut zu bewältigen waren – auf der anderen Seite fehlten aber die Ressourcen, um bessere Lösungen aufzubauen. Dies hat mich gewurmt; der Gedanke: Jetzt haben wir 40, 50 Jahre Unternehmens-IT und es ist immer noch so schwierig und aufwendig, eine auf den Prozess angepasste Software zu entwickeln. Dabei sind die Anforderungen oft gar nicht so komplex: drei, vier Formulare, einige Auswertungen, eine simple Prozesssteuerung. Dennoch, dies auf herkömmliche Weise umzusetzen, erfordert schnell Investitionen im sechsstelligen Bereich und mehrere Monate Planung und Implementierung. Das hat mich letztlich motiviert, einen neuen, einfacheren Ansatz zu suchen und mit Ninox in die Welt zu heben.

Alexander Koenig: Bei mir war es umgekehrt. Als Anwender habe ich nach Tools gesucht, um effektiver zu arbeiten. In dem Zuge habe ich Frank im Co-Working Space in Kreuzberg getroffen und war sofort begeistert, wie einfach es ist, mit Ninox selbst Anwendungen zu erstellen.

Seedmatch: Was bedeutet Low-Code überhaupt?

Frank Böhmer: Die Idee hinter Low-Code ist eigentlich ganz einfach: In der Entwicklung von Geschäftsanwendungen werden viele Dinge immer wieder neu implementiert, sei es der Login, die Darstellung von Tabellen, Eingabeformulare, Grafiken, Druckmodul und so weiter. Dadurch, dass wir diese Module standardisieren und in einer einfachen Konfigurationsoberfläche zugänglich machen, können wir den Entwicklungsaufwand drastisch reduzieren. Der Ansatz ist nicht grundsätzlich neu, aber was Ninox auszeichnet ist, dass wir erstmals eine Lösung geschaffen haben, die sich primär an Nicht-Techniker wendet und damit einer viel breiteren Zielgruppe zugänglich ist.

Seedmatch: Das letzte Mal, dass ich mit IT direkt in Berührung kam, ist wirklich sehr viele Jahre her und betraf kleine Programmierung im Schulunterricht, die hinterher vielleicht ein Dreieck zu einem Viereck wandeln ließ – wenn überhaupt. Was könnte ich – bspw. als Bäcker mit vier regionalen Geschäften, in einer Stunde, nach einer Woche und einem Monat mit Ninox alles leisten und welchen Benefit hätte ich?

Frank Böhmer: Ein Bäcker mit vier Filialen ist ja schon ein kleines Unternehmen mit gehörigem Organisationsaufwand. Mitarbeiter müssen ihre Schichten planen, der Wareneinkauf muss organisiert und vor allem optimiert werden. Die Geschäftsführung hat idealerweise die Verkaufszahlen der Filialen im Blick und kann alle Geschäftsdaten auswerten, um wichtige Entscheidungen zu fällen. All dies lässt sich mit Ninox auf Basis unserer Vorlagen recht schnell erarbeiten und vor allem schrittweise verfeinern.

Alexander Koenig: Wir erhalten durchweg positives Feedback von Nutzern aus allen Bereichen, aus kleinen und großen Betrieben, aus den Fachabteilungen. Was das Erfolgsrezept ausmacht ist, dass man sofort erste Ergebnisse erzielt und produktiv arbeiten kann. Alles lässt sich dann weiter ausbauen – weitere Anwendungen können integriert werden – ohne lange aufwendige Entwicklungszyklen.

Seedmatch: Welche Hürden musstet ihr nehmen, damit alles so niederschwellig und intuitiv funktioniert?

Frank Böhmer: Die drei Grundpfeiler für das Produkt-Design sind Technologie, Philosophie und Feedback. Technologisch sind wir bei der Entwicklung von Ninox die Extrameile gegangen. So haben wir eine smarte Datenbank-Abstraktionsschicht entwickelt, die für die Anwender viele Dinge sehr vereinfacht. Die Philosophie von Ninox, die optimale Balance zwischen Flexibilität und Einfachheit zu finden, stellt uns immer wieder aufs Neue vor herausfordernde Entscheidungen und regt uns an, ungewöhnliche Lösungen zu suchen. Ganz besonders wichtig ist schlussendlich aber das Feedback der Ninox-Nutzer, das wir systematisch erfassen, auswerten und als Basis für die Weiterentwicklung nutzen.

Seedmatch: Eure Kunden sind Privatpersonen, Selbstständige aber auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Für mich noch etwas schwer greifbar: Wie groß ist diese Zielgruppe, wer käme als Kunde davon überhaupt in Frage und wie entwickelt sich der Markt?

Frank Böhmer: Gestartet sind wir als App-Business im Apple-Kosmos und haben dort recht schnell die Nische der Bento-Umsteiger erobert. (Anm. d. R.: Bento war eine leichtgewichtige Variante von FileMaker (Datenbanksystem), die FileMaker aber eingestellt hat um das Kerngeschäft nicht zu kannibalisieren.) Vor diesem Hintergrund und wegen des geringen Einstiegspreises zählen auch Privatanwender zu unseren Kunden.
Mitte 2016 haben wir dann die teamfähige Ninox-Cloud mit klarem Fokus auf mittelständische Geschäftskunden lanciert. In diesem Segment hat Ninox kaum begrenzte Wachstumsmöglichkeiten. Der Gesamtmarkt wächst zur Zeit sehr stark auf eine Größe von 23 Milliarden Euro. Wir stellen uns mit dem Bottom-Up-Sales-Ansatz orthogonal zum Wettbewerb auf und sind überzeugt, dass wir so der führende Anbieter für Applikationsplattformen für KMU werden können.

Alexander Koenig: Der Fokus liegt jetzt ganz klar auf Mittelständlern. Sie haben einen besonders großen Bedarf, sich schnell und einfach zu digitalisieren. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen besonders stark von Ninox profitieren, die einfache Lösungen zur Digitalisierung suchen, und keine eigene Lösung entwickeln können, bzw. Standardsoftware nicht auf die Prozesse passt.

Seedmatch: Wie schlägt sich das auf eure Umsätze nieder?

Frank Böhmer: Die für uns wichtigste Kennzahl “MRR”, also die monatlich wiederkehrenden Einnahmen aus Abonnements, wächst seit Launch der Ninox Cloud jeden Monat im zweistelligen Prozentbereich auf aktuell 31.000 Euro. Wir planen konservativ mit einer Verdreifachung pro Jahr. Der monatliche Umsatz ist nochmal bedeutend höher, da wir die jährlich fälligen Abos sofort verbuchen können. Allein im August hatten wir Einnahmen in Höhe von 80.000 Euro.

Alexander Koenig: In den letzten Monaten konnten wir vermehrt größere Unternehmen von unserer Lösung überzeugen. Auch in unserer Sales Pipeline sehen wir aktuell mehr und mehr große, namhafte Firmen, die sich für unsere Lösung interessieren.

Seedmatch: Könnt ihr mir einen Eindruck davon geben, in welchen Ländern, Kundengruppen und Kanälen ihr schon so rege Anwendung findet?

Frank Böhmer: Ninox wird in 54 Ländern genutzt, unsere Kunden reichen vom Einzelnutzer bis zum Großkonzern. Wir sind selbst immer wieder überrascht, welche Einsatzzwecke unsere Kunden für Ninox finden.

Alexander Koenig: Neue Nutzer akquirieren wir über verschiedene Online Kanäle, wie z.B. den Apple Appstore, Google AdWords und SaaS Vergleichsportale wie Capterra und G2Crowd. Besonders wichtig ist uns jetzt der Aufbau eines Partner-Netzwerks, über das Ninox direkt an die Unternehmen herangetragen wird.

Seedmatch: Frank, du hast Ninox in 2013 gelauncht. Erst zwei Jahre später kam Alexander hinzu. Wie kamt ihr zueinander und welche Expertise bringt Alexander mit ein, die Ninox bisher gefehlt hatte?

Frank Böhmer: Alex und ich haben uns im co.up, einem Coworking-Space in Kreuzberg, kennengelernt. Ninox hatte damals als reine App-Lösung für Apple-Geräte erste Anfangserfolge und in mir wuchs die Gewissheit, dass es eine die Basis für ein größeres Geschäftsmodell werden kann. Da ich selbst einen technischen Hintergrund habe und in den Bereichen Marketing und Vertrieb komplett unbeleckt war, suchte ich nach einem Co-Founder, der diese Skills mit einbringen konnte.

Alexander Koenig: Also Frank hat Ninox von vornherein sehr gut und erfolgreich vermarktet. Erfahrungen brachte ich vor allem für den Aufbau unser Online-Marketing-Kanäle, wie z. B. Google AdWords mit. Auch liegt mir der Umgang mit Kunden und der Austausch mit der Community macht großen Spaß.

Seedmatch: Binnen der letzten zwei Jahre hat sich aus diesem Duo ein starkes und auch international aufgestelltes 10-köpfiges Team entwickelt. Wie ist euch gelungen, diese Expertise bei euch zu versammeln und welche Potenziale konnten dadurch gehoben werden?

Frank Böhmer: Personalakquisition ist eine der fordernsten Aufgaben für ein Startup, insbesondere wenn am Anfang die Sichtbarkeit noch nicht so hoch ist. Hinzu kommt: Der Personalmarkt ist im technischen Bereich sehr, sehr angespannt. Um die besten Potenziale zu finden, arbeiten wir mit Agenturen zusammen, die sich international auf die Suche begeben. Bei der Mitarbeiterauswahl achten wir nicht nur auf fachliche und überfachliche Qualifikation, die Begeisterung und Identifikation mit unserem Produkt ist das wichtigste Kriterium.

Seedmatch: Wer als junges Unternehmen Kunden wie Generali oder Daimler bedient, diese Zahlen vorweisen kann, bereits international aufgestellt ist und in einem so kapitalkräftigen Markt mit immensen Wachstumsprognosen unterwegs ist, bleibt normalerweise nicht lange unentdeckt – gerade in den letzten Monaten und Jahren scheinen sich die Übernahmeaktivitäten von Microsoft , SAP und vieler weiterer Business-Software-Anbieter zu häufen. So stiegen in 2017 die gesamten Übernahmevolumina im Bereich der Unternehmenssoftware um 12 Prozent. Wie sieht in diesem Kontext eure mittel- und langfristige Strategie aus?

Alexander Koenig: In erster Linie fokussieren wir uns auf Wachstum. Unser nächstes großes Ziel ist das Erreichen der “100K MRR Marke”, also wiederkehrende Einnahmen von 100.000 Euro pro Monat. In dem Zuge wollen wir dann eine Series A Finanzierung aufnehmen, um unser Geschäftsmodell weiter zu internationalisieren. Langfristig werden wir dann auch Gespräche über Schnittmengen mit größeren Firmen führen.

Seedmatch: Welche Argumente könnt ihr – zusätzlich zu den regen Marktbewegungen – unseren Lesern für eine positive Investmententscheidung noch mitgeben?

Frank Böhmer: Die drei großen T’s, Team, Technologie und Traction – wir haben sie. Und wenn ich noch eine persönliche Anmerkung dazu geben darf: Ninox ist ein wahnsinnig nützliches Werkzeug. Wer in Ninox investiert, trägt nicht nur zu unserem Wachstum bei. Er hilft uns auch, ein Produkt weiterzuentwickeln, das viele Menschen tagtäglich nutzen – sei es beruflich, im Privatleben oder für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Seedmatch: Vielen Dank für die interessanten Einblicke. Wir wünschen euch für euer Funding ebenso steile Wachstumsprognosen.

Frank Böhmer: Vielen Dank für das Interview.

Alexander Koenig: Vielen Dank.

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. 

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