Lohrmanns Brew: „Wir haben 25 verschiedene Rezepte entwickelt, darunter auch exotische Sorten abseits des Reinheitsgebots, z. B. mit Reis und Mais“

Universitäten und Startups gehören zusammen. So gibt es Jahr für Jahr zahlreiche Ideen aus der Wissenschaft, die mit der Zeit Marktreife erlangen. Es kommt zur Ausgründung. So auch an der TU Dresden, wo bekannte Unternehmen wie Wandelbots oder Morpheus Space ihren Ursprung haben. Und auch Deutschlands erste Universitätsbrauerei fand ihre Anfänge an der Technischen Universität Dresden: Lohrmanns Brew. Vom Trend hin zu regionalen Bierspezialitäten getrieben, gründetet sich 2019 das Bier-Startup. Im Interview mit Seedmatch erzählen die beiden Lohrmanns-Geschäftsführenden Sophia Vatterodt und Francisco Arroyo, warum das Bierbrauen eine Wissenschaft für sich ist, was so besonders am Standort Dresden ist und mit welchen Maßnahmen sie Lohrmanns auch über die sächsischen Grenzen hinaus bekannt machen wollen.

Seedmatch: Hallo Sophia, hallo Francisco, herzlich willkommen zu unserem Interview. Bei vielen Startups entsteht die Idee zur Gründung bereits während des Studiums. Und auch bei euch spielt die Universität eine entscheidende Rolle. Welche? 

Sophia Vatterodt: Das stimmt, wir haben eine besonders tiefe Verbindung zur TU Dresden. Zur Zeit meiner Promotion entstand gemeinsam mit den beiden Professoren Jan und Thomas die Idee zur Ausgründung einer eigenen Brauerei. Der Ursprung selbst lag in einem Praktikumsversuch für Chemiker und Lebensmittelchemiker. In der Universität liegen also nicht nur unsere Wurzeln, sondern hier ist auch ein Teil unserer Kunden zu finden und denen wollen wir gerne etwas zurückgeben. Genau deshalb haben wir uns bewusst für die Benennung nach dem Gründer der TU Dresden – Wilhelm Gotthelf Lohrmann, entscheiden und es gibt auf dem Campus für die Studierenden immer einen vergünstigten Campus-Preis. Und auch in unserer Brauerei-Gaststätte soll die Uni eine besondere Rolle spielen. Sie soll auch eine Plattform für den Austausch mit der Wissenschaft schaffen. Angedacht sind Formate wie Talkrunden, kurze Deep Dives zu wissenschaftlichen Themen, die super interessant sind, aber leider (noch) zu wenig Öffentlichkeit erhalten. Wir wollen nicht nur zeigen, was in unseren Braukesseln steckt, sondern auch, welches außergewöhnliche und zukunftsweisende Wissen in vielen Projekten und anderen Ausgründungen der TU Dresden steckt. Wir sind Deutschlands erste ausgegründete Uni-Brauerei und das wollen wir auch zeigen.

Seedmatch: Die letzten Jahre waren pandemiebedingt für Brauereien keine leichten. Das hallt bis heute nach. Lohrmanns gründete sich kurz vor Pandemiebeginn. Wie habt ihr es geschafft, innerhalb so schwieriger Zeiten zu wachsen? 

Sophia Vatterodt: Wir starteten den Verkauf im Oktober 2019. Die Nachfrage wuchs enorm und wir hatten viele Events geplant. Dann kam Corona im März 2020 und hat das Wachstum enorm ausgebremst. Wir standen mit dem zweiten Bier in den Startlöchern und haben den Launch, mit der Hoffnung auf Besserung, in den Hochsommer verschoben.

Uns ist Kundennähe und Service wichtig. Während der Pandemie haben wir in Dresden versandkostenfrei bis an die Haustür geliefert. Kunden und Fans können uns jederzeit via E-Mail, privater Nachrichten bei Instagram oder Facebook kontaktieren und unkompliziert bestellen.

Und wir haben ein Crowdfunding gestartet. Mit einer starken Crowd im Rücken konnten wir dieses im November 2020 mit fast 400 Unterstützern und über 52.000 € erfolgreich abschließen. Während des Crowdfundings sind wir mit potenziellen Investoren ins Gespräch gekommen. Reinhard Kuhfuß konnten wir von unserer Idee begeistern und seit 2021 unterstützt er unser Vorhaben. 

Er hat die Neuseelandhaus GmbH gegründet und eine ganz besondere Verbindung zur TU Dresden und zur Professur für Lebensmittelchemie, an der auch unser Lohrmanns seinen Ursprung hatte. Es war die Entdeckung eines besonderen Inhaltsstoffs im Manuka-Honig, durch das Team von unserem Gründer Thomas im Jahr 2006, die den Grundstein für die großartige Entwicklung dieses wertvollen Naturprodukts in Deutschland und Europa gelegt hat.
Das Neuseelandhaus ist heute als größter Importeur von Manuka-Honig in Europa bekannt. Mit dem Projekt Lohrmanns, unserem Konzept und unserer Verbundenheit zur TU Dresden konnten wir Reinhard überzeugen. Mit seinem Einstieg konnten wir einen Großteil der 20 hL Brauanlage für unsere eigene Brauereianlage finanzieren.

Seedmatch: Die Konkurrenz ist groß: In Deutschland gibt es hunderte Brauereien. Was macht euer Bier so einzigartig?

Sophia Vatterodt: Unsere Biere sind außergewöhnlich. Die Rezepte entstehen in enger Verbindung mit der Wissenschaft, in liebevoller und akribischer Feinarbeit an der Forschungsanlage der TU Dresden. Jede Rezeptur wird von unseren Chemikern und Lebensmittelchemikern akkurat und präzise geprüft. Uns ist es wichtig, dass nur die besten und für die Rezeptur optimalen Zutaten ihren Weg in unsere Biere finden. Wir geben unseren Bieren die Zeit zum Reifen, die sie brauchen – es darf mind. 6 bis 8 Wochen auslagern. 

Inzwischen haben wir 25 verschiedene Rezepte entwickelt, darunter auch exotische Sorten abseits des Reinheitsgebots. Diese werden z. B. mit Reis und Mais gebraut. Wenn wir 2023 unsere Brauerei-Gaststätte im imposanten Lichtwerk auf dem Kraftwerk Mitte Areal im Herzen von Dresden eröffnet haben, wird es viele Biere exklusiv nur hier geben.

Seedmatch: Ihr habt gerade das Kraftwerk Mitte angesprochen. Vielen Dresdnern ist der Standort durchaus bekannt. Aber für alle anderen: Was ist das Besondere am Kraftwerk Mitte und warum habt ihr euch dazu entschieden, dort eine eigene Gaststätte zu eröffnen?

Francisco Arroyo-Escobar: Das Kraftwerk Mitte Dresden ist ein imposantes Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert, welches sich zu einem einzigartigen Kunst-, Kultur- und Kreativstandort entwickelt hat. Das erste Mal besichtigten wir das Lichtwerk im Kraftwerk Mitte Ende 2019 und kurze Zeit später begannen wir mit der Planung. Uns war sofort klar: Das Kraftwerk wird der neue Magnet im Herzen von Dresden. Das ist unser Standort! Exzellente Lage, beeindruckende Architektur und neben zwei bedeutenden Dresdner Kultureinrichtungen, die den Standort begründen, komplettieren wir den neuen Kulturstandort mit einer modernen Brauerei-Gaststätte.

Seedmatch: Regionales Bier erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wenn dann eine Uni mit etwa 30.000 Studierenden ihr eigenes Bier auf den Markt bringt, da ist die Verbundenheit bestimmt enorm. Wie zeigt sich das?

Sophia Vatterodt: Hinter dem Zapfhahn stehen bei uns nur Studis, meist aus den Studiengängen Chemie oder Lebensmittelchemie. Die kennen sich nicht nur mit dem Bier zapfen aus, sondern können rund um die Bierherstellung Rede und Antwort stehen, weil sie selbst schon im Bierlabor gebraut haben.  Wir arbeiten eng mit der TU Dresden und dem Studentenwerk zusammen, wenn es um Events auf dem Campus geht. Nur hier gibt es Lohrmanns zum reduzierten Campus-Preis. „Eine Uni, ein Bier“! Schließlich haben wir der TU Dresden, seinen Studierenden und Mitarbeitenden einiges zu verdanken. Zur Feierlichen Immatrikulation überreichen wir zusammen mit der TU Dresden eine Sonderedition Lohrmanns/TU Dresden-Gläser für die Erstsemester. Das kommt super an und ist identitätsstiftend. Natürlich wird in zahlreichen Studentenclubs Lohrmanns aus der Flasche oder frisch vom Hahn ausgeschenkt.

Aber auch über die Uni hinaus konnten wir Lohrmanns etablieren. Unsere Biere werden von unserer Crew bei Firmenfeiern, Festivals und Stadtfesten ausgeschenkt. Für Veranstaltungen kann man uns samt Bierwagen, mobiler Zapfanlagen und unserem Bierbike mieten. Damit ist für jede Eventgröße von 15 bis 1500 Personen etwas dabei. 

Seedmatch: Wo kann man euer Bier bereits kaufen? 

Francisco Arroyo-Escobar: Den Einzelhandel in und um Dresden haben wir bereits erobert. Lohrmanns wird in allen Konsum- und Frida-Märkten, in einer Vielzahl von Rewe- und Edeka-Märkten, in Fristo Getränkemärkten und verschiedenen Bierotheken vertrieben. Auch in der regionalen Gastronomie haben wir Fuß gefasst. Und natürlich gibt es uns in den Studentenclubs der TU Dresden.

Seit Herbst letzten Jahres sind wir mit einem eigenen Store in der Dresdner Neustadt vertreten. Hier können nicht nur Lohrmanns und Fanartikel gekauft werden, hier kann auch unsere Geschäftsführerin und Biersommelière Sophia Bierliebhaber mit auf Bierreise nehmen. In Planung sind weitere Bierseminare, Themenabende rund ums Food-Pairing und vieles mehr.

Seedmatch: Regional seid ihr also schon super aufgestellt. Und wie wollt ihr dafür sorgen, dass Lohrmanns schon bald ganz Deutschland erobert und mit welchen Umsätzen plant ihr?

Francisco Arroyo-Escobar: Für die nationale Eroberung sind viele Maßnahmen geplant, bei denen der Bierabsatz ausgebaut und weitere neue Kunden akquiriert werden sollen. Wir investieren in Marketing und Vertrieb. Wir werden einen eigenen Onlineshop realisieren und sind darüber hinaus mit verschiedenen Distributoren in Verhandlung. Als Deutschlands erste Uni-Brauerei wollen wir den Fokus auf andere Universitätsstädte legen. In Vechta heißen wir die Erstsemester in diesem Jahr zum Thomasmarkt erstmalig mit Lohrmanns frisch vom Hahn willkommen. Außerdem gibt es unser Bier seit April dieses Jahres in einem Feinkostladen in Vechta käuflich zu erwerben. 

Seedmatch: Derzeit verkauft ihr über den Einzelhandel zwei verschiedene Sorten, Lohrmanns Pils und Hell. In petto habt ihr aber, wie bereits erwähnt, deutlich mehr Rezepturen. Wie viele davon sollen es perspektivisch auch in größeren Mengen in den Einzelhandel schaffen und wie prüft ihr die Massentauglichkeit?

Francisco Arroyo-Escobar: Mittelfristig sollen es insgesamt vier Biere in den Einzelhandel schaffen. Weniger ist mehr und Regalplatz im Einzelhandel ist schwer zu bekommen. Wir wollen den Fokus auf die Vielfalt der vor Ort gebrauten Biersorten und auf das Gasthaus setzen. Leute dort vom Bier begeistern und was dazu erzählen und so die Bindung zu unseren Gästen und Fans schaffen und stärken. In der Brauerei werden wir eine kleine Abfüllanlage für Sondereditionen haben. Wie viele Sorten und welche wir in Kleinstauflagen abfüllen, wird vom Geschmack unserer Gäste abhängig sein. 😉

Seedmatch: Über Seedmatch möchtet ihr 400.000 € über die Crowd einsammeln. Welche weiteren Schritte wollet ihr mit dem Kapital realisieren?

Francisco Arroyo-Escobar: Zum einen wollen wir die Gaststätte interaktiv und innovativ gestalten. Unsere Gäste sollen nicht nur Bier bei uns trinken können. Bierbrauen soll bei uns zum Erlebnis werden. Zum anderen müssen wir mit der Eröffnung der eigenen Brauerei in Vertrieb, Logistik, Personal und Marketing investieren, um auch über die eigene Brauerei hinaus wachsen zu können. 

Seedmatch: Warum sollten sich also zusammenfassend unsere Leser ein Investment in Deutschlands erste Universitäts-Brauerei nicht entgehen lassen?

Sophia Vatterodt: Weil wir das exzellente Ergebnis wissenschaftlicher Hopfenkunde mit spürbar intensiven Geschmacksnoten sind. Kurz: Wir brauen eines der besten Biere Deutschlands! Mit unserer unverwechselbaren Entstehungsgeschichte, dem universitären Background und einem bunten Team aus Bierenthusiasten potenziert sich unser Know-how rund ums Thema Bier gegen unendlich! 

Seedmatch: Vielen Dank, dass ihr beide euch Zeit für unser Interview genommen habt! Wir wünschen euch einen tollen Fundingstart! 

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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