LifeScience: Alles Biologie oder steckt noch mehr dahinter?

Wie lange soll das so weiter gehen? – eine Frage, die sich wohl viele dieser Tage angesichts der anhaltenden Kontaktverbote und Einschränkungen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 stellen. Wenngleich die Zahlen der Neuinfektionen in den letzten Wochen gesunken sind, wird sich Normalität, wie wir sie vor der Pandemie kannten, erst wieder einstellen, wenn es einen Impfstoff gibt – darin sind sich Experten einig. Wie lange es allerdings dauert, bis tatsächlich ein Impfstoff entwickelt und für alle verfügbar ist, bleibt offen. Weltweit arbeiten LifeScience-Unternehmen auf Hochtouren, um auf diese Frage schnellstmöglich eine Antwort geben zu können. Wir haben uns angesehen, was hinter der Branche steckt, auf die wir gerade all unsere Hoffnungen setzen, und welche Innovationen wir den LifeScience-Unternehmen bislang verdanken.

Die Wissenschaft vom Leben

LifeScience bedeutet frei übersetzt Lebenswissenschaften. Nun kann man sich darunter konkret wohl ebenso wenig vorstellen wie unter dem englischen Pendant. Dennoch – das, was Ihnen jetzt im Kopf herumschwirrt, ist genau das Richtige. So ziemlich alles, was mit dem Leben zu tun hat und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, gehört dazu: Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Diagnosen, Behandlungen und vieles mehr – jede Wissenschaft also, die sich mit Strukturen und Verhalten lebender Organismen beschäftigt. Ziel der LifeScience ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der modernen Biologie, Chemie und Medizin sowie angrenzender Gebiete marktwirtschaftlich orientiert anzuwenden. In der Vergangenheit haben schon einige Unternehmen aus den unterschiedlichsten LifeScience-Disziplinen eindrucksvoll bewiesen, was das genau bedeutet.

Pharmaindustrie: 30 neue Medikamente in einem Jahr

Eine der deutschlandweit forschungsintensivsten Branchen ist die Pharmaindustrie. Im Jahr 2018 reinvestierte sie 13,2 Prozent ihres Umsatzes aus eigenen Erzeugnissen in interne Forschung und Entwicklung und liegt damit vor der Automobil-, Luft-/Raumfahrzeug- und Maschinenbaubranche sowie der chemischen Industrie. Vor Beginn der Corona-Pandemie rechnete der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) für 2020 mit der Markteinführung von mehr als 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff in Deutschland – darunter gleich mehrere neue Antibiotika, Mittel gegen Krebserkrankungen und Gentherapien gegen selten auftretende Erbkrankheiten. In Zukunft könnte diese Zahl deutlich steigen, denn die Digitalisierung macht auch vor der LifeScience-Branche nicht Halt und könnte die Forschung und Entwicklung beschleunigen. Ein mögliches Einsatzszenario für künstliche Intelligenz (KI) – eine der zukunftsweisenden Technologien der Digitalisierung – hat das BioPharma-Unternehmen AbbVie geschaffen, das 2013 als Abspaltung von Abbott Laboratories gegründet wurde. Das an mehreren Standorten in Deutschland forschende Unternehmen hat die Vision, mit KI eine Art Spotify für die Wissenschaft zu entwickeln. Mit einem speziellen Algorithmus wird Literatur aus einem Pool täglich neuer wissenschaftlicher Publikationen herausgefischt und den Wissenschaftlern als maßgeschneiderte Fachliteratur-Kollektion zur Verfügung gestellt, die Neues aus der eigenen Disziplin zusammenfasst und Einblicke in benachbarte Gebiete erlaubt.

Alt bewährt – neu gedacht

Oft geht es in der LifeScience-Branche aber nicht nur darum, radikale, also revolutionäre Innovationen voranzutreiben, sondern auch darum, auf bestehenden Erkenntnissen aufzubauen und diese zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist das gleich zweimal erfolgreich über Seedmatch finanzierte Molekulardiagnostik-Unternehmen oncgnostics, das sich auf die Entwicklung von in-vitro diagnostischen Tests für Krebs spezialisiert hat. oncgnostics brachte 2015 einen Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs auf den Markt. Anders als bei bisherigen Diagnosemethoden kann mit dem molekularbiologischen Test zwischen einer harmlosen Abnormalität, die von allein wieder verschwindet, und einer ernstzunehmenden Gewebeanomalie, die sich zu Krebs entwickeln kann, unterschieden werden.

Auch Biotechnologie gilt als Teildisziplin der LifeScience-Branche, obwohl einige Methoden schon lange vor dem modernen Oberbegriff zur Anwendung kamen – denkt man beispielsweise an die Herstellung von Bier, Wein oder Brot, wofür sich die Menschen schon seit Jahrhunderten lebende Organismen zunutze machen. Heute wird der Biotechnologie vielmehr eine Querschnittsfunktion zugeschrieben, da sich dank ihr neue Medikamente entwickeln, neue Pflanzensorten züchten oder Alltagsprodukte wie Waschmittel und Kosmetika effizienter herstellen lassen. Wie spannend BioTech sein kann, beweist das Berliner Startup Cellbricks. Cellbricks ist im Bereich Bioprinting aktiv. Mittels einer eigens entwickelten Technologieplattform werden lebende Gewebe und Organe dreidimensional gedruckt. Die Modelle aus dem 3D-Drucker werden entweder dafür eingesetzt, Arzneimittel zu entwickeln, oder für verschiedenste Tests herangezogen.

Zukünftige Herausforderungen meistern

Die LifeScience-Branche beschäftigt sich mit den großen Herausforderungen der Zukunft – von Medizin bis Umweltschutz. Doch nicht nur Medikamente und neue Behandlungsformen können unser Leben verlängern, auch gesunde Ernährung hält uns fit und gesund. Darum zählen auch die Ernährungswissenschaften und die Lebensmitteltechnik zu wichtigen Bereichen der Lebenswissenschaften. Trends wie Biohacking gehen damit einher und machen diese Branchen alltagstauglich. Das hat auch das jüngste Seedmatch-Erfolgsfunding Primal State erkannt. Als wissenschaftlich fundierte Lifestyle-Marke entwickelt das Berliner Startup funktionelle Lebensmittel, die den Körper schnell und effektiv mit wichtigen Nährstoffen versorgen.

Aktuell rückt die LifeScience-Branche wieder mehr in das öffentliche Interesse. Schließlich wird durch die Corona-Pandemie deutlich, wie langwierig und schwierig Innovationen, die so wichtig für unser aller Leben sind, sein können. Aber auch die Abhängigkeit der Branche gegenüber Drittländern wurde durch die Krise sichtbar. Die europäische Pharmaindustrie hat jahrelang die Produktion von Hygieneartikeln oder auch Medikamenten auf andere Kontinente ausgelagert. Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, werden beispielsweise durch einen Mangel an Medikamenten mit dem Wirkstoff Paracetamol oder medizinischen Mund-Nasen-Schutz in Zeiten von Corona deutlich. Aber es geht voran: Eine interaktive Karte der Verbände vfa, BIO Deutschland und PHARMIG (Österreich) zeigt, wo derzeit im deutschsprachigen Raum Unternehmen an Impfstoffen oder therapeutischen Medikamenten gegen Covid-19 arbeiten. Aber auch nach Corona bleibt es spannend, zu sehen, welche Unternehmen mit neuen Medikamenten, innovativen Technologien oder individuellen Behandlungsmethoden unser Leben bereichern.

2 Comments

  1. Lars Rose
    12. Mai 2020

    Bitte mal die Hintergrundfarbe ändern, man kann mit diesem Hintergrund nur schwerlich lesen. Danke

    Antworten
    1. Kirsten Petzold
      18. Mai 2020

      Hallo Lars,

      vielen Dank für deinen Kommentar und den Hinweis. Die Hintergrundfarbe unseres Blogs ist weiß, so dass die Beiträge eigentlich gut lesbar sein sollten. Möglicherweise gibt es ein Darstellungsproblem in bestimmten Browsern oder Versionen. Wir haben uns per E-Mail mit dir in Verbindung gesetzt, um weitere Infos zu erfragen und das Problem eingrenzen zu können.

      Viele Grüße,
      Kirsten

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