Kleiner, smarter, grüner: So wandelt sich der Traum vom Eigenheim

Viele Deutsche träumen ihn, den Traum von den eigenen vier Wänden. Der Trend zum Häuslebau ist hierzulande ungebrochen – durch die Corona-Pandemie hat er sogar noch mehr Fahrt aufgenommen. Denn viele Menschen, die bisher in ihrer Mietwohnung mitten in der Stadt, umgeben von Restaurants, Kinos und Clubs, glücklich waren, haben in den vergangenen Jahren auch die Nachteile dieser Wohnform kennengelernt. Der Platz reicht nicht aus, wenn plötzlich Leben und Arbeiten unter einem Dach stattfinden müssen. Die gastronomischen und kulturellen Angebote konnten viele Stadtbewohner kaum noch wahrnehmen, stattdessen sehnten sie sich nach einem Fleckchen im Grünen. Gleichzeitig hat sich mit Corona die Möglichkeit zum ortsunabhängigen Arbeiten weiter verbreitet, und wer aufs Land zieht, braucht nun häufig den langen Arbeitsweg nicht mehr zu fürchten.

Kein Wunder also, dass in Deutschland bereits knapp 42 Prozent aller Menschen im Eigenheim leben und ganze 84 Prozent Wohneigentum grundsätzlich der Miete vorziehen würden. 16 Prozent der Bundesbürger planen ganz konkret, in den nächsten fünf Jahren Wohneigentum zu errichten oder zu erwerben – ein sehr hoher Wert, wenn man bedenkt, dass dabei diejenigen, die bereits im Eigenheim leben oder für die es aus Altersgründen nicht mehr in Frage kommt, mit befragt wurden. Doch der Weg zum eigenen Haus ist in den letzten Jahren steiniger geworden. Es mangelt vielerorts an geeigneten Grundstücken, zudem steigen die Preise für Bauland und Immobilien insbesondere im Umland von Großstädten stetig – ein Ende dieser Entwicklung ist bisher nicht in Sicht. Um sich dennoch Wohneigentum leisten zu können, reagieren Häuslebauer mit unterschiedlichen Strategien, aus denen mittlerweile Trends entstanden sind, die die Baubranche prägen:

Trend 1: Work smart, not hard – Fertighäuser boomen

Es ist noch nicht lange her, dass viele Bauherren über Fertighäuser die Nase rümpften und sie als “Eigenheime zweiter Klasse” verspotteten. Wer etwas auf sich hielt, der baute individuell und ließ sein Haus vom Architekten planen. Doch Individualismus hat seine Nachteile. Neben den höheren Kosten sind dies vor allem der Koordinationsaufwand, die längere Bauzeit und zeitliche Verschiebungen, die bei der Einzelabstimmung mit einer Vielzahl von Gewerken drohen. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Fertighaus deutlich praktischer und hat den ihm anhaftenden Makel mittlerweile verloren. Immerhin jedes fünfte Haus, das in Deutschland gebaut wird, ist mittlerweile ein Fertighaus. Der Anteil ist seit dem Jahr 2000 (13 Prozent) deutlich gestiegen – befeuert unter anderem dadurch, dass sich die Fertighaus-Anbieter weiterentwickelt haben und mittlerweile zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten anbieten. Doch aller Individualität zum Trotz: Aktuelle Design-Trends gehen derzeit an kaum einem Fertighaus vorbei. Klare Formensprache, Flachdächer und große Fensterfronten sieht man derzeit überall.

Trend 2: Raum ist in der kleinsten Hütte – Minimalismus ist angesagt

Doch nicht nur in Hinblick auf das äußere Erscheinungsbild der Häuser geht der Trend zum Minimalismus. Auch bei der Wohnfläche ist weniger heutzutage häufig mehr. Zwar hat das durchschnittliche Einfamilienhaus eine Wohnfläche von 140 Quadratmetern, doch viele Bauherren verzichten bereits auf Keller und ausgebaute Dächer – nicht nur, um Kosten zu sparen, sondern auch, weil Menschen heutzutage weniger Besitz anhäufen und somit der Bedarf an Abstellflächen sinkt.

Doch es geht noch deutlich minimalistischer: Sogenannte Tiny Houses begegnen uns mittlerweile regelmäßig auf Social Media und in Einrichtungs-Blogs. In den kleinsten ihrer Art ist auf nur 15 Quadratmetern alles untergebracht, was man zum Leben braucht. So können sie schon innerhalb von wenigen Wochen errichtet werden und kosten mitunter nur einige Tausend Euro. Bei den immerhin rund 13 Prozent aller Deutschen, die sich für alternative Wohnformen wie z. B. Tiny Houses interessieren, sind jedoch eher Wohnflächen von 50 bis 80 Quadratmetern gefragt. Tiny Houses haben viele Vorteile. Die meisten sind so konstruiert, dass man sie für einen Umzug problemlos komplett per Tieflader transportieren kann. Dadurch, dass sich Tiny Houses unkompliziert zurückbauen lassen, können sie auch auf sogenannten Erbpacht-Grundstücken errichtet werden – den berüchtigten “Enkel-Grundstücken”, die vielen Städten und Kommunen ein Dorn im Auge sind, weil die Eigentümer sie für ihre Nachkommen aufsparen und sie dadurch zum Teil jahrzehntelang brachliegen. Bisher jedoch bremst die Gesetzeslage in Deutschland Tiny-House-Bestrebungen häufig aus: Bauvorschriften, Genehmigungspflichten und die Straßenverkehrsordnung sind nicht auf die Häuser im Mini-Format ausgerichtet. Wer trotzdem eins errichten will, braucht vielerorts Durchhaltewillen und starke Nerven. Doch die Diskussion darum, dass sich die Vorschriften ändern müssen, ist bereits in vielen Kommunen angekommen – zurecht, denn Tiny Houses sparen nicht nur Kosten, sondern auch Energie, Wasser und Land.

Trend 3: Grüner wohnt sich’s besser – Nachhaltigkeit ist Trumpf

Energie zu sparen und den ökologischen Fußabdruck des Häuslebaus zu reduzieren, ist jedoch nicht nur mit einem Tiny House möglich. Ökologisches Bauen liegt voll im Trend und viele Fertighaus-Anbieter sind mittlerweile voll darauf ausgerichtet. Im Fokus stehen dabei vor allem die Baumaterialien und die Energieeffizienz. Natürliche, nachwachsende Rohstoffe, allen voran Holz, sollten für umweltbewusste Bauherren die Nummer 1 sein. Holz hat nicht nur vor seiner Verwendung als Baumaterial bereits große Mengen CO2 gebunden, sondern erfordert nur wenig Ressourcen in der Verarbeitung und ist recyclebar. Hanffasern können als Dämmmaterial zum Einsatz kommen – und eine gute Wärmedämmung ist einer der Schlüsselfaktoren für ein energieeffizientes Haus. Gemeinsam mit Solaranlage, Stromspeicher, Wärmepumpe oder Pellet-Heizung sorgt sie dafür, dass der Energieverbrauch und die damit einhergehenden Kosten niedrig gehalten werden. Das freut nicht nur das grüne Gewissen, sondern zahlt sich monetär gleich doppelt aus, denn die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) fördert Energieeffizienz-Häuser mit bis zu 150.000 Euro. Zukünftig könnten Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Neubauten sogar bundesweit zur Pflicht werden – einige Bundesländer machen es bereits vor.

Fazit: Wer sich heutzutage den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte, der denkt pragmatischer, lebt auf kleinerem Fuß und hat dafür ein größeres Herz für die Umwelt als die Häuslebauer-Generationen zuvor. Doch von allen Trends, die die Immobilienbranche aktuell zu bieten hat, bleibt eines unberührt: Zuhause in den eigenen vier Wänden finden es die Deutschen doch am schönsten …

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