iotis: „Fußball wird auch noch in hundert Jahren Millionen von Menschen faszinieren – die Art des Spieles wird sich jedoch verändert haben.“

Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen nimmt immer weiter zu. Die Gründe dafür sind komplex: Digitalisierung, Urbanisierung und Technisierung sind die Schlagworte, welche wiederholt als Ursachen aufgeführt werden. Immer regelmäßiger sprechen Gesundheitsinstitutionen daher Aktivitätsempfehlungen aus und suchen dringend neuartige Ansätze, um auch über das Kinder- und Jugendalter hinaus für mehr Bewegung in der Gesellschaft zu sorgen. Ein Ansatz, um körperliche Aktivität zu fördern und Motivation zu schaffen, ist Gamification. Diesen spielerischen Ansatz greift auch unser neues Startup iotis auf. Mit spezieller Sensortechnologie, welche in Sportgeräten verbaut wird, revolutioniert das Unternehmen den Sport. Im Interview sprachen wir mit den Gründern Christian Veit Sist und Lennardt Hachmeister über die Herausforderungen, Sensortechnologie in Bälle zu verbauen, warum das erste Produkt ein smarter Fußball geworden ist und welche Potenziale es darüber hinaus gibt.

Seedmatch: Hallo Lennardt und hallo Christian, herzlich willkommen zum Interview. iotis steht für „Internet of Things in sports“ und zählt zu den Startups aus der Sport- und Gesundheitsbranche. Könnt ihr für unsere Leserinnen und Leser bitte kurz zusammenfassen, was man sich darunter vorstellen kann?

Lennardt Hachmeister: Eigentlich ist es ganz einfach, auch wenn die Umsetzung komplex ist: Wir integrieren Sensoren und andere elektronische Bauteile in Fußbälle und können aus den Bewegungen des Balles bis zu 1.000 Datenpunkte pro Sekunde messen, die wiederum über WIFI oder Bluetooth an unsere dazugehörige App übertragen werden. Über komplexe Algorithmen und einen hohen Grad an Gamifizierung der App ermöglichen wir unseren Userinnen und Usern ein einzigartiges, superspannendes Trainingserlebnis, durchaus vergleichbar mit einem Computerspiel.

Seedmatch: Welche Herausforderungen gilt es zu meistern, um Sensoren in Sportgeräten unterzubringen?

Christian Veit Sist: Es gibt zwei wesentliche Herausforderungen: Einerseits geht es darum, trotz Integration unserer Elektronik weiterhin einen perfekt geformten und optimal fliegenden und rollenden Ball zu erhalten. Andererseits müssen wir die Herausforderungen und hohen Anforderungen, die wir an unsere Ballproduzenten in Pakistan herantragen, optimal meistern. Beides waren und sind sehr intensive Themen, die jedoch zugleich im Erfolgsfall positive Effekte und hohe Motivation für alle Beteiligten mit sich bringen.

Seedmatch: Aktuell fokussiert ihr euch auf den Fußball. Warum? Und habt ihr schon Erfahrungswerte, eure Technologie in andere Geräte zu integrieren?

Christian Veit Sist: Dies hat einerseits mit unserer Geschichte zu tun, da wir – gemeinsam mit Fabian Ernst – vor vier Jahren einen Fußballclub gegründet haben, der ein innovatives Konzept verfolgt. Andererseits ist Fußball ein extrem emotionales Produkt mit einem riesigen weltweiten Markt, der über alle kulturellen Grenzen hinweg verstanden wird. Alleine der Markt für Fußbälle hat ein Volumen von zwei Milliarden Euro. Selbst ein Marktanteil von 0,5 % macht uns hochprofitabel.

Darüber hinaus haben wir bereits einen funktionierenden Tischtennisschläger und sind gerade dabei mit einem global agierenden französischen Konzern Prototypen für ein Medizinprodukt zu testen.

Seedmatch: Wie läuft der Prozess von der Herstellung des Sensors bis zur Implementierung im Ball ab? Liegt der gesamte Prozess in eurer Hand oder sind weitere Partner beteiligt und woher bezieht ihr eure Materialien?

Christian Veit Sist: Unser Motto ist, dass wir alle Prozesse, die bestimmtes Know-how unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fordern oder Werte für unsere Firma schaffen, im eigenen Haus abbilden. Standardprozesse oder Prozesse, deren Etablierung im eigenen Haus sehr kostenintensiv wären, lagern wir aus.

Daher findet die gesamte Entwicklung der Algorithmik und der Elektronik sowie die Entwicklung der Integrationsmethoden bei uns in Hannover statt. Die Herstellung der Elektronik und die Integration dieser in die Bälle haben wir ausgelagert. Nach Design, Testung, Redesign etc. der Elektronik werden die bestückten Leiterplatten (PCBAs) für uns durch einen deutschen Lieferanten hergestellt. Anschließend werden Batterie und Ladeelektronik hinzugefügt und nach Pakistan zu unserem Ballhersteller gesendet. Dort werden die Bauteile unter Aufsicht eines Mitarbeiters in die Bälle integriert. Die fertigen Bälle werden dann zurück nach Deutschland verschickt.

Seedmatch: Zu den Sportgeräten, die mit der Sensortechnologie ausgestattet sind, bietet ihr eine App. Damit wollt ihr die Verbindung der digitalen mit der analogen Welt schaffen und verfolgt einen extrem hohen Grad an Gamification. Warum ist euch dieser Ansatz so wichtig?

Lennardt Hachmeister: Nur, wenn wir für unsere Userinnen und User ein starkes emotionales Erlebnis erschaffen, wird unser Produkt verwendet. Wir setzen die besten Aspekte aus beiden Welten ein und wollen unserem Publikum etwas Einzigartiges bieten, was die analoge und die digitale Welt optimal verheiratet – quasi ein Computerspiel, bei dem man auch ordentlich schwitzen muss. Geschwitzt und gespielt wird jedoch nur dann, wenn die App Spaß macht und immer wieder zur Aktion motiviert. Daher haben wir uns für die Umsetzung im Bereich der Gamification die besten Experten am Markt gesucht.

Seedmatch: Was passiert mit den Daten, die bei der Anwendung der Sportgeräte gewonnen werden? Können diese mit Berücksichtigung des Datenschutzes für bestimmte Analysen und Zielgruppen zugänglich gemacht werden? Falls ja, welche Zielgruppen sprecht ihr an?

Christian Veit Sist: Die Daten werden natürlich anonymisiert ausgewertet. Wir sehen jedoch die Trends und Benchmarks und können die einzelnen Userinnen und User gegeneinander antreten lassen, da für unsere Leadboards, Challenges oder etwa Push-Notifications kein Preisgeben der Daten notwendig ist.

Userinnen und User können jedoch auch einwilligen, dass ihre Statistiken für Scouts und Vereine zur Verfügung gestellt werden. Dies kann im ersten Schritt auch anonymisiert erfolgen. So gelangen sie in die Sichtbarkeit und stehen vielleicht vor dem Beginn einer großen Karriere – denn viele Talente werden jeden Tag übersehen, da sie keine Möglichkeit haben, sich zu präsentieren.

Mit einer weiteren Ausbaustufe der App für Vereine stehen dann zusätzlich Trainern und Analysten wertvolle Daten zur Trainingsunterstützung zur Verfügung. Auch im Gesundheitsbereich ermöglichen die gewonnenen Daten essenziell wichtige Einblicke für alle Stakeholder.

Seedmatch: Euer Team besteht aus hoch qualifizierten Personen, die u. a. schon andere Unternehmen erfolgreich gegründet haben – was war schlussendlich der ausschlaggebende Punkt, mit iotis etwas Neues zu wagen?

Christian Veit Sist: Wir alle haben schon vor der Gründung gewusst, dass iotis eine Plattform bieten wird, auf der wir unterschiedliche Produkte entwickeln können. Diese Möglichkeiten, die eben nicht nur auf ein spezifisches Produkt fokussiert sind, erlauben es uns, auf Basis unserer Erfahrungen im Bereich Algorithmik und Hardwareentwicklung sehr weit zu denken. Wir haben uns vor allem zwei Aspekte genau angesehen: Einerseits haben wir uns die Frage gestellt, ob unsere Produkte einen echten Unterschied für Menschen machen und damit positive soziale Auswirkungen haben können, und andererseits haben wir uns die Marktgrößen angesehen. Da die Nutzung unserer Produkte das Fitnesslevel und das soziale Miteinander – und damit die Gesundheit und Lebensqualität – vieler Menschen steigern können und die Gesamtmärkte für Sportartikel und Gesundheitstechnologie mit 1,3 Billionen Euro unvorstellbar groß sind und jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich wachsen, waren wir uns sicher, dass wir auf dem richtigen Zug sitzen.

Seedmatch: Wer Interesse an eurem Ball hat – wie kommt man aktuell an den smarten Fußball und welche Verfügbarkeiten sind für 2023 geplant?

Lennardt Hachmeister: Aktuell haben wir unsere Prototypen nur für bestimmte Testpersonen im Einsatz. Die erste Kleinserie von 700 Einheiten wurde Ende 2022 bestellt und wird voraussichtlich im März 2023 verfügbar sein. Weitere Serien sind für die darauffolgenden Monate geplant. Die erste große Serie planen wir für Ende des Jahres. Wer Interesse hat, kann uns gerne unter one@iotis.tech kontaktieren.

Seedmatch: Ihr deutet in eurem Kampagnen-Video an, dass nach dem Fußball weitere Sportarten und Bereiche, u. a. die Präventivmedizin, erschlossen werden sollen. Könnt ihr dahingehend einen Ausblick geben?

Christian Veit Sist: Wir sehen uns aktuell Cricket, die weltweit zweitgrößte Sportart, und Golf im Detail an. Aufgrund zahlreicher Anfragen von Unternehmen im Gesundheitsbereich, darunter auch Deutschlands mitgliederstärkste Krankenkasse, gehen wir jedoch davon aus, dass das nächste Produkt nach dem Fußball ein Gesundheitsprodukt sein wird. Das Marktpotential ist enorm und der Bedarf steigt extrem.

Seedmatch: Über Seedmatch möchtet ihr 400.000 Euro einsammeln. Wofür wollt ihr das Kapital verwenden und warum sollte sich die Crowd ein Investment in iotis nicht entgehen lassen?

Christian Veit Sist: Es sind drei Kernbereiche, für die wir das Kapital verwenden möchten: Neue Mitarbeiter im Bereich App-Entwicklung, Materialeinkauf sowie Forschung und Entwicklung. Wir laden die Crowd herzlich ein, Teil unserer Reise zu sein, da sie einerseits in einen riesigen Markt investiert und andererseits mit ihrem Investment einen wichtigen Beitrag für eine sportlichere, gesündere und lebensfreudigere Welt leisten kann. Wir haben unsere Bewertung seit unserer Seedrunde vor einem guten Jahr fast verdoppelt und gehen davon aus, dass mit unserer geplanten Series-A-Finanzierung mit einer Verfünffachung des Unternehmenswertes zu rechnen ist. Der zur Verfügung gestellte und durch unabhängige Unternehmen validierte Businessplan geht von einer konservativen Entwicklung aus und berücksichtigt ausschließlich das Produkt “Fußball”.
Wir sind zuversichtlich, dass wir der Seedmatch-Crowd in einigen Jahren große Freude bereiten können.

Seedmatch: Und zum Schluss – wann wart ihr zuletzt auf dem Fußballfeld und was fasziniert euch persönlich am meisten bei der Anwendung eures smarten Balls?

Christian Veit Sist: Aufgrund der Wetterlage war es tatsächlich die Halle beim Futsalspiel – übrigens auch ein toller Sport für unsere Elektronik. Für uns ist das Verbinden der analogen mit der digitalen Welt der stärkste Treiber. Wir glauben, dass nur Innovation die Menschheit voranbringt. Zugleich müssen bestehende Werte bewahrt und neu interpretiert werden. Fußball wird auch noch in hundert Jahren Millionen von Menschen faszinieren – die Art des Spieles wird sich jedoch verändert haben. Und wir sind Teil dieser Veränderung!

Seedmatch: Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! Wir wünschen euch einen erfolgreichen Fundingstart!

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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