gigmit: „In Europa sind wir als Digitalunternehmen im Livemusik-Markt bereits vorn mit dabei“

Regelmäßig Konzerte zu spielen, ist für Musiker heutzutage unverzichtbar. Etwa 80 Prozent ihres Einkommens erwirtschaften Künstler heute aus dem Live-Geschäft – Tendenz weiter steigend. Angesichts dieser Zahlen und vor dem Hintergrund der sich immer stärker digitalisierenden Musikbranche mag es überraschen, dass das Künstlerbooking noch weitestgehend durch analoge und ineffiziente Prozesse geprägt ist und dass reihenweise Demo-Tapes und E-Mails versandt werden müssen, bevor ein einziges Konzert organisiert ist. Unser Startup gigmit ist angetreten, um die Prozesse rund um das Künstlerbooking für Musiker und Veranstalter zu digitalisieren und radikal zu vereinfachen. Bereits über 75.000 Künstler und 6.000 Veranstalter nutzen gigmit, haben über die Plattform schon mehr als 30.000 Konzerte organisiert und machen sie so zu einem der größten Marktplätze für Auftrittsmöglichkeiten in Europa. Wir sprachen im Interview mit gigmit-CEO und -Gründer Marcus Rüssel darüber, wie modernes Booking über die Plattform funktioniert, welche Bedeutung Musikstreamingdaten für die Planung von Konzerten haben – und welcher Künstler ihn zuletzt begeistert hat.

Seedmatch: Hallo Marcus, herzlich willkommen zum Interview. Du bist nicht nur CEO von gigmit, sondern auch selbst Konzertveranstalter. Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?

Marcus Rüssel: Musik hat schon immer eine zentrale Rolle gespielt, in meiner Jugend, auf Konzerten, aber auch im Büro. Die Emotionalität ist mir unglaublich wichtig, aber auch die Rolle als soziales Bindeglied auf Live-Events. Ein Leben ohne Musik? Für mich unmöglich.

Seedmatch: Wie sicher viele unserer Leser gehe ich gern auf Konzerte, habe mir bisher jedoch kaum Gedanken darüber gemacht, wie die Organisation dahinter abläuft und wie Künstler und Veranstalter zueinander finden. Kannst du aus deiner Erfahrung als Veranstalter erklären, wie das normalerweise funktioniert?

Marcus Rüssel: Üblicherweise bieten Agenten Bands bei Veranstaltern an, wenn diese auf Tour sind. Dann wird per E-Mail beim Veranstalter angefragt. Zehn E-Mails und Follow-ups zur Terminfindung später wird sich dann über Deal, Kartenpreis und Vorverkaufsstellen ausgetauscht. In der Regel sind das weitere zehn E-Mails. Natürlich immer asynchron und mit Wartezeiten verbunden. Dann wird der Vertrag aufgesetzt, in Word, Details angepasst, unterschrieben, gescannt, wieder verschickt, gegebenenfalls. korrigiert. Danach müssen Pressematerial und technische Rahmenbedingungen angefordert und abgestimmt werden. Weitere zehn E-Mails später kommen wir dann zum Timing: Wann ankommen, Soundcheck, Einlass? Und zu guter Letzt alle Abstimmungen zum Marketing. Insgesamt kann sich das über mehrere Monate ziehen. Für ein einziges Konzert! Clubs in Städten machen bis zu 365 Veranstaltungen pro Jahr, große Festivals buchen durchaus auch mal bis zu 300 Künstler. Du kannst dir sicher vorstellen, was das an Aufwand bedeutet.

Seedmatch: Erstaunlich, dass die Livemusik-Branche tatsächlich noch so analog unterwegs ist und damit sowohl für Künstler als auch Veranstalter hohe manuelle Aufwände entstehen. Wie vereinfacht ihr bei gigmit den Prozess?

Marcus Rüssel: Alle Informationen sind mit wenigen Klicks auf einer Artist-Page zugänglich, die für den B2B-Markt optimiert ist. Hier finden Veranstalter bereits Presseinfos oder technische Bedingungen, bevor über den Konzerttermin gesprochen wird. Das ist ja auch noch ein Punkt: Manchmal merkt man erst in der laufenden Kommunikation, dass die Band gar nicht auf die Bühne passt. Um dieses Hin und Her abzukürzen, geben Veranstalter bei gigmit ihre freien Termine an, Bands geben an, wann sie spielen können und der Rest geht wie von selbst. Wir führen durch alle Absprachen und erstellen die Verträge im Anschluss automatisch, fein sauber abgelegt auf gigmit. Das reduziert den Aufwand und macht Bookings innerhalb von drei Minuten möglich.

Seedmatch: Welche Vorteile bietet das für beide Seiten und welches Feedback erhaltet ihr von Musikern und Veranstaltern?

Marcus Rüssel: Die Übersichtlichkeit der Artist-Page wird von allen Seiten hochgelobt. Alles auf einen Blick zu haben, ist schon viel Wert. Da hört es aber nicht auf. Veranstalter haben Zugriff auf tausende Künstler von Nische bis Mainstream, Pop oder Electro und können diese sowohl nach Genre und Region als auch nach Popularität filtern. Die Frage “Kennst du einen Acapella-Act in meiner Stadt?” stellt sich gar nicht mehr. Veranstalter und Künstler können aber auch ihre Termine und Verfügbarkeiten abgleichen, bevor viele E-Mails gesendet werden. Wir bieten beiden Seiten auch große Sicherheit: Zuerst damit, dass überhaupt Verträge abgeschlossen werden. Das ist nämlich auch nicht selbstverständlich. Dann durch eine kostenfreie Ausfallversicherung, die bei allen Bookings mitläuft. Und durch die Anzeige der Anzahl von Fans in den Regionen, wodurch ich das wirtschaftliche Risiko einordnen und überprüfen kann.

Seedmatch: Wie sieht eure Erfolgsbilanz bisher aus? Wie viele Nutzer habt ihr und wie viele Konzerte konntet ihr bereits erfolgreich vermitteln?

Marcus Rüssel: Wir sind in Europa vorn mit dabei; vor allem wegen unserer Nutzerzahlen: 75.000 Bands und DJs und 6.000 registrierte Veranstalter – das ist unsere Bilanz und wir kennen keine andere Bookingplattform in und aus Europa, die so eine Community bereits aufgebaut hat. Seit Gründung haben wir tausende Konzerte vermittelt und spielen hier im Vergleich zu klassischen Agenturen an der Spitze mit. Wir haben bis jetzt auch schon 8,1 Mio. Euro an Gagen auf unserer Plattform ausgeschrieben. Darauf sind wir extrem stolz. Wir wollen uns aber weder mit Agenturen messen noch bei diesen Zahlen stehenbleiben. Wir wollen als Marktplatz und Platform global skalieren und gleichermaßen Agenturen wie Künstler direkt unterstützen.

Seedmatch: Während der Booking-Prozess offenbar noch häufig analog abläuft, hat sich die Musikbranche in anderen Bereichen in den letzten Jahren hingegen sehr stark digitalisiert – Stichwort Musikstreaming. Welche Bedeutung haben Spotify & Co. für die Branche und welche Auswirkungen hat das auf das Geschäftsmodell von gigmit?

Marcus Rüssel: Das ist wirklich verrückt. Musikstreaming hat sich international durchgesetzt, allen voran durch den Erfolg von Spotify und Youtube. Doch in der Musikbranche spielt Streaming nur in der vergleichsweise kleineren Plattenindustrie eine Rolle. Bei Sony z. B. wird ein Künstler ohne Datenanalyse gar nicht mehr unter Vertrag genommen. Im Live-Bereich ist das bisher anders. Wegen stark gewachsener persönlicher Netzwerke spielen Daten (fast) keine Rolle. Lediglich Ticketverkaufszahlen werden hier nachgefragt. Uns, die wir Innovation bereits seit Gründung leben, bringt das in die Situation eines First Movers, wenn es darum geht, Datenanalyse im Livemarkt zu nutzen. Veranstaltern helfen die aufbereiteten Daten zu sehen, welche Künstler wirklich den Club füllen. Künstlern hilft es bei der Planung von besser besuchten Konzerten.

Seedmatch: gigmit versteht sich als Marktplatz, der Künstler und Veranstalter zusammenbringt. Wie monetarisiert ihr euch?

Marcus Rüssel: Unser Geschäftsmodell ist ähnlich dem von Linkedin. Beide Seiten können die Plattform kostenfrei nutzen und für mehr Sichtbarkeit und künftig mehr Datenanalyse einen PRO-Account für 19 Euro pro Monat kaufen. Außerdem bieten wir Marken die Möglichkeit, auf gigmit zu werben.

Seedmatch: Mit Sony hat sich ein Großkonzern an euch beteiligt. Was findet das Unternehmen so spannend an gigmit und welche Möglichkeiten haben sich für euch durch die Partnerschaft ergeben?

Marcus Rüssel: Der Zugang zu Künstlern, die vielversprechend sind, ist ein wichtiges Asset für Labels. Künstler zu entdecken und aufzubauen ist ihr täglich Brot. Das passt sehr gut zu uns. Ein anderer wichtiger Bestandteil ist, Künstler vor allem auch live zu vermarkten und schnell die ersten Schritte live zu testen. Ein weiterer Punkt ist die Datenanalyse, die bei uns eine wichtige Rolle spielt. Sony hat hier viele Ressourcen, die daran arbeiten und das hilft uns bei der Forschung und Entwicklung neuer, noch besserer Algorithmen.

Seedmatch: Welche Ziele möchtet ihr bei gigmit in den nächsten Jahren mithilfe des Kapitals der Seedmatch-Crowd erreichen?

Marcus Rüssel: Wir möchten unsere Plattform noch einfacher und intuitiver machen. Über gigmit zu buchen soll einfacher sein, als eine E-Mail zu schreiben. Außerdem möchten wir unsere Datenstrategie verwirklichen: Auf Basis von Streaming- und Social-Media-Fandaten lokal zu bestimmen, welche Künstler wie viele aktive Fans haben und damit Empfehlungen in beide Richtungen auszuspielen. Neben der Plattform-Entwicklung und diesen Verbesserungen möchten wir in das weitere Nutzerwachstum auf beiden Seiten (Künstler und Veranstalter) investieren. Unser Ziel ist es, die Eine-Million-Nutzer Schallmauer in den nächsten fünf Jahren zu durchbrechen und damit global in jeder Hinsicht ganz vorn dabei zu sein.

Seedmatch: Kannst du für unsere Leser bitte noch einmal kurz zusammenfassen, warum sie sich ein Investment in gigmit keinesfalls entgehen lassen sollten?

Marcus Rüssel: Zunächst kann ich sagen, dass mein Team absolut motiviert und einzigartig ist. Wir haben gemeinsam einiges an Erfahrung im Rucksack und machen auf der Basis einfach weniger Fehler. Damit können wir das Seedmatch-Kapital extrem sorgfältig und verantwortungsbewusst einsetzen. Aus meiner Sicht sind wir aber auch in einem idealen Dreiklang:

  • Wir haben bereits eine führende Position in unserem Markt erreicht und damit respektable Umsätze erzielt.
  • Wir haben aber noch viel mehr vor als hinter uns und damit enormes Wachstumspotenzial in einem sehr gesunden Markt.
  • Wir platzieren eine Lösung in einem Transformationsprozess, der bereits weit vorangeschritten und nicht mehr aufzuhalten ist.

Seedmatch: Und zum Abschluss noch mal eine persönliche Frage: Was war das beste Konzert, auf dem du je warst?

Marcus Rüssel: Ehrlich gesagt hat mir erst kürzlich eine Band namens Capitano seit langer Zeit mal wieder Gänsehaut verschafft. Ich habe sie auf einem kleinen Festival in Schweden gesehen, mit dem wir arbeiten. Danach habe ich ihnen angeboten, sie zu managen.

Seedmatch: Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche euch einen erfolgreichen Fundingstart!

Marcus Rüssel: Danke für die Möglichkeit. Ich bin extrem aufgeregt und vorfreudig, mit der Crowd das nächste Level zu starten.

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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