Epimune: „Unser Unternehmen baut auf zehn Jahre Forschungsarbeit auf” 

Ist mein Immunsystem wirklich intakt? Diese Frage stellen sich Menschen, die wissen wollen, ob sie besonders anfällig für Krankheiten sind. Denn wer unter einem geschwächten Immunsystem leidet, der bekommt viel schneller einen schweren Infekt – oder sogar Krebs. Unser neues Funding Epimune hat einen besonderen Bluttest entwickelt, mit dem jeder von Zuhause aus schnell und einfach herausfinden kann, wie fit die eigenen Abwehrkräfte sind. Ein einzelner, getrockneter Tropfen Blut reicht dafür aus. Im Interview mit Seedmatch erklärt Epimune-Geschäftsführer Dr. Uwe Staub, wie genau der Test funktioniert, welche Experten mit dem Unternehmen bereits zusammenarbeiten und warum sich das Team jetzt auf Neugeborene fokussieren möchte. 

Seedmatch: Herr Staub, Sie haben Tests entwickelt, mit denen man frühzeitig Erkrankungen des Immunsystems entdecken kann. Für Nicht-Mediziner: Welche Krankheiten sind denn da zum Beispiel gemeint? 

Uwe Staub: Es geht um eine Gruppe von mehr als 400 unterschiedlichen genetischen Erkrankungen. Dazu gehören z.B. die schwere kombinierte Immunschwäche (SCID), Agammaglobulinämie (XLA) und auch unaussprechliche, immunregulatorische Erkrankungen wie z.B. Immun-Dysregulation-Polyendokrinopathie-Enteropathie-Syndrom (IPEX oder IPEX-ähnliche). All diesen Erkrankungen haben gemeinsam, dass sie in der Regel gut behandelbar sind, wenn sie denn frühzeitig erkannt werden.

Seedmatch: Sie haben Epimune erst im Herbst 2017 gegründet. Doch als Neulinge im Geschäft kann man Sie nicht bezeichnen, oder?

Uwe Staub: Nein, Neulinge sind wir wirklich nicht. Wir sind ein junges Unternehmen, das auf mehr als zehn Jahre Forschungsarbeit aufbaut. Unser Mutterunternehmen, die Epiontis GmbH, hat die Technologie entwickelt und patentiert, von der wir heute entscheidend profitieren. Diese Vorarbeiten ermöglichen uns kurze Entwicklungszeiten und damit einen schnellen Start in den Markt.

Seedmatch: Momentan hat Epimune neun Mitarbeiter. Wie setzt sich Ihr Team zusammen? 

Uwe Staub: Die Mehrzahl der Mitarbeitenden arbeitet im Bereich Forschung und Entwicklung. Dazu gehören unsere beiden Wissenschaftlerinnen der ersten Stunde, die Know-how und Technologie mit etabliert und ins Unternehmen gebracht haben, sowie drei weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Für Qualitätssicherung und Herstellung haben wir uns zwei Experten mit Industrieerfahrung in den jeweiligen Bereichen gesucht. Für die Geschäftsentwicklung (Business Development) haben wir ebenfalls einen erfahrenen Mitarbeiter an Bord. Ich selber bringe mehr als 25 Jahre Erfahrung aus der Diagnostik-Industrie mit. Für alles weitere arbeiten wir mit externen Beratern zusammen, die uns tatkräftig in den Bereichen Statistik, Medizin, Buchhaltung und Logistik unterstützen.

Seedmatch: Für Ihren Test werden nur wenige Tropfen Blut benötigt. Wie läuft denn so ein Test auf Immunkrankheiten normalerweise ab und was ist der Vorteil bei Ihnen?

Uwe Staub: Das Zählen von Immunzellen erfolgt standardmäßig mit einer Methode, die Durchflusszytomterie genannt wird. Diese Methode erfordert frisches Blut, das innerhalb eines Tages im Labor analysiert werden muss. Dies ist in vielen Fällen nicht möglich. So z.B. in Ländern mit begrenzter Laborinfrastruktur und/oder schwieriger Blutlogistik. Die Methode kann ebenso nicht für das Screening von Neugeborenen benutzt werden, da dies routinemäßig mit getrocknetem Blut durchgeführt wird. Hier kommen wir ins Spiel. Da wir sowohl mit frischem als auch mit getrocknetem Blut arbeiten können, treffen oben genannte Limitierungen auf uns nicht zu. Getrocknetes Blut ist bei richtiger Lagerung über Jahre haltbar, was die Probenlogistik stark vereinfacht bzw. in einigen Fällen sogar erst ermöglicht.

Seedmatch: Epimune hat seit kurzem ein Produkt auf dem Markt. Worum geht es dabei und welche Abnehmer haben Sie dafür bereits?

Uwe Staub: Mit unserem ersten Produkt, dem i.Mune TBNK Test, messen wir die Anzahl der Lymphozyten in frischem oder getrocknetem Blut. Dieser Test wird vorwiegend zur Überwachung von Patienten mit angeborenen und erworbenen (z.B. durch HIV Infektion) Immundefekten eingesetzt. Aus vergangenen Ausstellungen und Kongressen haben wir hier bereits über 100 Anfragen aus 27 Ländern. Zusätzlich werden wir diesen Test im E-Commerce allen Menschen zur Heimanwendung anbieten. Mit dem Test lässt sich der Immunstatus schnell und einfach bestimmen. Es lässt sich also schnell herausfinden, wie fit und intakt das Immunsystem ist.

Seedmatch: Mit dem Kapital der Seedmatch-Crowd wollen Sie einen Test für Neugeborene weiterentwickeln. Warum konzentrieren Sie sich gerade auf diesen Bereich?

Uwe Staub: Das Screening von Neugeborenen auf angeborene Immundefekte erfolgt ausschließlich auf getrocknetem Blut. Damit ist unser Test prädestiniert für diese Anwendung. Der Neugeborenen-Screening Markt wächst schnell und der Test auf die schwere kombinierte Immunschwäche (SCID) wird bereits heute von den Krankenkassen bezahlt. Da wir neben SCID noch eine Reihe weiterer Erkrankungen in der gleichen Trockenblutprobe messen können, ist dieser Markt äußerst attraktiv für uns. Diese Meinung teilen auch die Mediziner, mit denen wir über den Test sprechen.

Seedmatch: Wie groß ist der Markt für Ihren Neugeborenen-Test und was sagen Ärzte dazu?

Uwe Staub: Heute werden etwa 5,5 Millionen Babys pro Jahr auf die Erkrankung SCID getestet. Da die Erkrankung gut behandelbar und der Test gesundheitsökonomisch sinnvoll ist, stehen weitere Länder kurz vor der Einführung des SCID-Screenings. Mit Einführung werden dann etwa 15 Millionen Neugeborene getestet. Aus medizinischer und gesundheitsökonomischer Sicht sollen keine Erkrankungen detektiert werden, die nicht auch behandelbar sind. Da wir neben SCID aus der gleichen Trockenblutprobe weitere therapierbare Erkrankungen finden, ist unser Test sehr wahrscheinlich gesundheitsökonomisch sinnvoll. Dies wird mit entsprechenden Studien geprüft.

Seedmatch: Sie sagen, auch HIV-Patienten könnten von Ihrem Test-Verfahren profitieren. Inwiefern denn das?

Uwe Staub: HIV-Patienten müssen den Status ihrer CD4-T-Zellen während der Therapie überwachen. Hierfür müssen die Patienten regelmäßig zur Blutabnahme. Die Blutprobe wird dann in einem Labor gemessen. Je nach Land bekommt der Patient das Ergebnis direkt vom Labor oder über den behandelnden Arzt. Unsere Methode erspart dem Patienten den Gang zur Blutabnahme. Er kann sich das Blut bequem selbst zu Hause aus der Fingerbeere entnehmen – anstelle einer venösen Abnahme aus der Armbeuge – und die Probe mit der Post ins Analyselabor schicken. Vor allem Patienten in ländlicher Umgebung mit weiten Wegen zum Arzt werden von unserer Methode profitieren.

Seedmatch: Parallel zur Seedmatch-Crowd werden Ihre Gesellschafter einen Betrag in gleicher Höhe investieren. Können Sie das noch einmal im Detail erklären?  

Uwe Staub: Unsere Gesellschafter waren zum größten Teil auch Gesellschafter bei unserem Mutterunternehmen Epiontis. Mit dem Verkauf von Epiontis und dem damit verbundenen lukrativen Exit der Gesellschafter haben diese Geld in die Ausgründung Epimune reinvestiert. Man kennt das Management-Team, die Technologie und die Attraktivität der klinischen Anwendungen. Dieser Vertrauensbeweis ins Unternehmen wird dadurch untermauert, dass ein neuer Gesellschafter aus dem operativen Epimune-Team und andere existierende Gesellschafter gerne signifikant mehr investieren möchten. Wir führen deshalb parallel zur Seedmatch-Kampagne eine interne Kapitalerhöhung durch, in welcher wir mindestens 800.000 Euro Kapital einsammeln. Die Anteile sind bereits gezeichnet und wir hoffen nun auf eine erfolgreiche Kampagne, um diesen Anteil auf insgesamt 1,6 Millionen Euro zu erhöhen.

Seedmatch: Können Sie für unsere Leser bitte noch einmal kurz zusammenfassen, warum ein Investment in das Diagnostikverfahren von Epimune sinnvoll ist?  

Uwe Staub: Sie investieren in ein erfahrenes Team, das im Bereich In-vitro Diagnostika viel Know-how in Produktentwicklung und Vermarktung mitbringt. Wir sind kein klassisches Startup-Unternehmen, das Technologien erst entwickeln und patentieren muss. Wir haben eine ausgereifte und patentierte Technologie von unserem Mutterunternehmen übernommen und vermarkten bereits – nach nur etwas mehr als einem Jahr seit Aufbau des operativen Geschäfts – das erste Produkt. Unsere Produkt-Pipeline ist mit 20 Biomarkern für unterschiedliche Immunzellen gut gefüllt. So können wir als nächstes in den attraktiven Neugeborenen-Screening Markt wachsen und von dort in weitere Märkte mit erheblichem Potenzial wie zum Beispiel die Immun-Onkologie.

Seedmatch: Und, eine letzte Frage, wo sehen Sie Epimune in fünf Jahren? 

Uwe Staub: Wir haben die Vision, die frühe Erkennung und Überwachung von Immundefekten bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen zu revolutionieren. Wir wollen hin zu einer patientennahen Versorgung, die es ermöglicht, den Status von Immunzellen so zu überwachen, wie es in anderen Bereichen, zum Beispiel bei Blutzuckermessung, bereits der Fall ist. Die Möglichkeit Blut bequem in häuslicher Umgebung aus der Fingerbeere zu entnehmen ist der erste Schritt in diese Richtung. Erreichen werden wir dies in Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, die uns weltweit in Vermarktung und Verkauf unterstützen bzw. diese Aktivitäten für uns übernehmen.

Seedmatch: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen einen erfolgreichen Fundingstart. 

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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