

Der Lernstift von VibeWrite ist ein neuartiger digitaler Stift, der Rechtschreibfehler erkennt und durch dezentes Vibrieren darauf aufmerksam macht. Der Stift funktioniert völlig eigenständig und benötigt weder teures Spezialpapier, noch externe Zusatzgeräte. Um die Technologie zur Serienreife zu bringen und den Vertrieb aufzubauen, startet das Münchner Startup eine Crowdfunding-Kampagne bei Seedmatch. Wir haben dem Gründer und CEO Falk Wolsky ein paar Fragen zum Smartpen und dessen Zukunft gestellt:
Seedmatch: Falk, ein Stift der vibriert, wenn man sich verschreibt. Da fragt man sich, warum eigentlich erst jetzt jemand darauf gekommen ist. – Wie kommt man denn auf so eine Idee?
Falk Wolsky: Der Lernstift ist ein weiterer Beweis dafür, wie inspirierend Familie und Kinder sind: Mein Sohn Leon saß an den Hausaufgaben und war nicht wirklich bei der Sache – machte immer wieder unnötige Flüchtigkeitsfehler. Meine Frau meinte, wie toll es doch wäre, wenn der Stift ihm bei Fehlern immer ein kleines Signal gäbe… Die Idee fand ich großartig – ein dezentes Vibrieren, sanfter noch als wir es vom Handy kennen – ein sprichwörtliches Schulter-Tippen. Also habe ich begonnen, diese Idee zu realisieren.
Seedmatch: Digital-Stifte, also sogenannte Smartpens, gibt es ja schon etliche. Was unterscheidet euch von anderen Anbietern im Markt?
Falk Wolsky: Zunächst mal braucht VibeWrite kein teures Spezialpapier oder externe Zusatzgeräte. Davon sind alle bisherigen Digital-Stifte abhängig. Dank der Bewegungssensoren funktioniert VibeWrite unabhängig. Hinzu kommen unsere austauschbaren Schreibspitzen: der Stift kann nämlich als Kugelschreiber und Füller benutzt werden. Eine Bleistift-Variante ist auch schon in Planung.
Apps mit guter Usability sind ein weiteres Unterscheidungsmerkmal. In Aspekten wie Nutzerfreundlichkeit oder Social Media-Einbindung zum Beispiel haben die anderen Anbieter – selbst der aktuelle Marktführer – echten Nachholbedarf. Außerdem wird deutlich, wie restriktiv andere Hersteller arbeiten. Wir sind die ersten, die eine offene Entwicklerschnittstelle anbieten. Das heißt: Wir ermöglichen es externen Entwicklern und Firmen, unsere Technologie zu nutzen, um eigene Apps zu entwickeln – und damit letztendlich auch eigene Produkte auf Basis unserer Technologieplattform.
Seedmatch: Welche Erfolge kann der VibeWrite Lernstift bereits vorweisen?
Falk Wolsky: Für ein deutsches Startup haben wir in äußerst kurzer Zeit etwas einzigartiges erreicht: Wir haben Medien rund um die Welt von unserem Produkt begeistert und in nicht einmal anderthalb Jahren die Idee zum produzierbaren Produkt entwickelt. Und das alles mit fast ausschließlich privaten Investoren. Wir haben fantastische europäische Partner für Entwicklung und Fertigung gewinnen können, sodass wir sagen können: VibeWrite ist „Made in the EU“. In einem Blog wurden wir sogar schon als eine der fünf wichtigsten Innovationen unserer Zeit bezeichnet – eine große Ehre, der wir natürlich bestmöglich gerecht werden wollen.
Seedmatch: Welche Herausforderungen existieren im Smartpen-Markt?
Falk Wolsky: Der Vorstoß in den Massenmarkt ist bisher keinem Anbieter gelungen. Die bisherigen Produzenten blockieren sich quasi selbst mit ihrem technischen Ansatz: teures Spezialpapier oder lästige externe Zusatzgeräte bilden einfach eine „Nutzerfreundlichkeits-Barriere“. Damit werden es diese Anbieter in viele Bereiche des Lebens, in denen heute geschrieben wird, nicht schaffen. Mit der Freiheit, auf jedem Papier schreiben und sogar verschiedene Schreibsysteme anbieten zu können, verbessern wir die Nutzerfreundlichkeit ganz wesentlich.
Zudem haben die bisherigen Anbieter zwar Technologien angeboten, aber eine wirklich alltagsrelevanten Anwendungsmöglichkeiten geboten. Digital-Stifte werden bisher fast ausschließlich zu speziellen Gelegenheiten „im Büro“ verwendet. Enge Zielgruppe, enges Nutzungsszenario. Wir bringen die digitalisierte Handschrift ins alltägliche Leben – ins Büro, aber auch „nach Hause“.
Seedmatch: Wie wollt ihr den Vertrieb angehen?
Falk Wolsky: Wir haben bereits unseren Webshop eröffnet und werden in 2014 knapp die Hälfte der produzierten Stifte im Eigenvertrieb verkaufen. Die andere Hälfte werden wir zunächst mit Einzelhändlern und kleinen Handelsketten in Deutschland und Europa verkaufen. Zunächst bleiben wir also bei recht einfachen, naheliegenden Möglichkeiten. Ab 2015 werden wir große Handelsketten sowie Partner-Unternehmen im Schulbereich adressieren. Und ab 2016 wollen wir auch in den Buch- und Schreibwarenhandel vorstoßen.
Seedmatch: Was habt ihr mit dem eingesammelten Crowd-Kapital vor?
Falk Wolsky: Je nachdem, wie gut das Funding-Ergebnis ausfällt haben wir natürlich andere Möglichkeiten – so passt sich die Verwendung entsprechend an. Grundsätzlich geht es natürlich um Stabilität und Business Development – also den Vertrieb voran zu bringen und möglichst „gesund“ zu wachsen.
Stufe 1 ist die Optimierung unseres Webshop-Eigenvertriebs. Stufe 2 fokussiert auf den Ausbau des Handelsvertriebs in Deutschland und UK. Erreichen wir Funding-Stufe 3, werden wir über zusätzliche Sprachen das Wachstum ankurbeln. Und Stufe 4 ermöglicht es uns, den ersten VibeWrite Stift für das Business Segment zu entwickeln – denn VibeWrite „Office“. Zudem wollen wir dann die Hardware des VibeWrite optimieren – ihn u. a. kleiner und leichter machen und die Ladestation mit fest verbautem Akku einführen.
Seedmatch: Ihr seid im Telefónica-Accelerator-Programm WAYRA. Welche Unterstützung erfahrt ihr dort konkret?
Falk Wolsky: Das WAYRA-Accelerator-Programm besteht aus 3 Grundbausteinen: Zum einen haben wir ein 50.000 Euro Investment erhalten. Über 9 Monate erhalten wir Arbeitsplätze im sehr attraktiven Großraumbüro der WAYRA in der Münchener Innenstadt. Zudem bekommen wir hoch interessante Weiterbildungen – etwa wie man eine fundierte Finanzplanung durchführt oder bestmöglich präsentiert. Ebenso wichtig ist aber auch die direkte Unterstützung des Telefónica/O2-Konzerns. Wir können z. B. einfach einen Mitarbeiter aus dem Netzwerk anrufen, der über ein bestimmtes Fachwissen oder eine technische Lösung verfügt. So bekommen wir schnelle Hilfestellung bei speziellen Fachthemen. Gerade dieser letzte Aspekt macht das WAYRA-Programm so wertvoll.
Seedmatch: Ihr schreibt in eurer Startup-Story bei Seedmatch, dass ihr bereits eine kleine private Crowdfundingrunde durchgeführt habt. Wie habt ihr das gemacht? Welche Erfahrungen konntet ihr gewinnen?
Falk Wolsky: Im Grunde haben wir Do-it-Yourself-Crowdinvesting gemacht. Auf unserer Website gab es ein kleines Formular, wo man sein Interesse, Investor zu werden anmelden konnte. Über 150 Leute haben das getan. Etwa 40 davon habe ich dann angerufen oder direkt persönlich getroffen. So haben wir neben neuen Investoren immer auch „Freunde“ gewonnen. Auch bei der Seedmatch-Runde werden wir so unsere „Lernstift-Familie“ weiter vergrößern. Und wer größere Summen investiert, kann bei unserer Entwicklung hautnah dabei sein. Der persönliche Kontakt – so unsere Erfahrung – ist entscheidend. Auf die „Nähe zum Menschen“ legen wir grundsätzlich großen Wert. Wir entwickeln Technologie für die Menschen und mit den Menschen.
Seedmatch: Und zum Schluss, warum sollte ein Crowdinvestor aus deiner Sicht in euch investieren?
Falk Wolsky: Viele unserer Investoren haben gesagt: „Bei der Bank macht es auch keinen Sinn mehr, das Geld liegen zu lassen.“ Ich denke, viele Leute sind auf der Suche nach alternativen Anlageformen; etwas, wo das Geld „besser arbeitet“. In der deutschen Startup-Landschaft sind Hardware-Startups noch eher selten, während es in den USA schon richtig zur Sache geht. Aber auch die zum Teil recht ideenlosen Kopien bestehender Geschäftsideen oder Dienste schrecken viele Leute ab. Hier unterscheiden wir uns deutlich. Wir bieten ein klares Produkt, das jeder versteht. Da sieht jeder sofort, welches riesige Potenzial es auf dem Weltmarkt hat. Der VibeWrite „Lernstift“ ist ein Produkt, das jeder gebrauchen kann – im Gegensatz zu so mancher App, die man einmal herunterläd, die dann aber im Dschungel des Überangebots verschwindet. Und die bisherige Entwicklung gibt unseren bisherigen Investoren recht. Wir haben dank der Investments und der vielen Hilfe in kurzer Zeit extrem viel erreicht.
Erfahren Sie mehr über den Lernstift von VibeWrite und das Crowdfunding bei Seedmatch.