Das Startup erfolgreich verkaufen: Wie Gründer und Crowd-Investoren von einem Exit profitieren

Die Unternehmensgeschichte von Natacha und Alexander Neumann klingt so, als hätte sie der Autor eines Startup-Lehrbuchs erfunden: fast zu schön, um wahr zu sein. Ein junges Gründerpaar entdeckt eine Marktlücke und entwickelt in der eigenen Küche ein tolles Produkt. Die beiden starten als Zweimannbetrieb, überwinden gemeinsam jede noch so hohe Hürde. Ihre Firma erdbär und die Marke “Freche Freunde” werden immer populärer, mit dem Umsatz wächst die Zahl der Mitarbeiter. Und als ob das alles noch nicht traumhaft genug wäre, werden die beiden am Ende mit einem lukrativen Exit belohnt. 

Mit einem was? Der Begriff Exit ist vor allem aus der Startup-Szene bekannt. Gerade junge Unternehmen wachsen oft sehr schnell und ziehen mit ihrem Erfolg die Aufmerksamkeit von Investoren und Unternehmen auf sich. Bekommen sie sogar ein Übernahmeangebot, dann können sie sich für einen Exit entscheiden. Denn Exit meint schlichtweg, dass die Gesellschafter ihre Firmenanteile verkaufen – mit dem höchstmöglichen Gewinn. Prominente Beispiele gibt es zuhauf. So wurde 2015 die Fitness-App runtastic für unglaubliche 220 Millionen Euro an den deutschen Sportartikelhersteller Adidas verkauft. Jameda, eine Plattform für Ärztebewertungen, wechselte für 46,8 Millionen Euro den Besitzer. Seit 2016 wird die Plattform unter dem Dach der Burda Digital weitergeführt. Erfolgreiche Exits gab es aber auch schon bei den Seedmatch-Fudings. erdbär gehört dazu, genauso wie Lottohelden und XLETIX (ehemals KrassFit). Man könnte noch viele Übernahmen aufzählen, doch zwei Fragen bleiben: Warum sollten Gründer ihre Anteile verkaufen, wenn es doch gerade gut läuft? Und wieso profitieren auch die Crowd-Investoren von einem Exit? Um Antworten darauf zu finden, muss man tiefer eintauchen in die Geschichte der Erfinder von “Freche Freunde”. 

“Freche Freunde“: Der steinige Weg zum erfolgreichen Startup

Rückblick: Alles beginnt 2010. Bei einer USA-Reise sehen Natacha und Alexander Neumann in den Regalen der Supermärkte viele Süßigkeiten für Kinder, die gesund sind und gleichzeitig spaßig präsentiert werden. Zurück in Deutschland können die beiden kaum glauben, dass diese Nische hierzulande kaum besetzt ist. Sie fackeln nicht lange, entwickeln selbst gesunde Snacks für Kinder, kündigen ihre Jobs. Der Clou: Sie geben Obst und Gemüse ein Gesicht. Apfel, Birne und Co. tragen jetzt Wackelaugen. Das soll die Kinder überzeugen. Damit auch die Eltern von den Snacks begeistert sind, verzichten die Gründer auf Zusatzstoffe wie Zucker oder Geschmacksverstärker. Am Anfang ist der Weg steinig – vor allem, weil die Lebensmittelhändler skeptisch sind. Schon die Einsortierung der Produkte wirft Fragen auf. Soll man die Snacks zum Babybrei sortieren oder sie zu den anderen Süßigkeiten an die Kasse legen? Im Sommer 2011 wagen dann doch erste Händler den Versuch. Der Durchbruch kommt ein Jahr später: Die Drogeriekette dm nimmt 2012 die Snacks deutschlandweit ins Sortiment auf. Plötzlich sind die lustigen Wackelaugen in Kindergärten und auf Schulhöfen präsent. 

Das Unternehmen kommt jetzt an einen Punkt, an dem es sich entscheiden muss. Inzwischen kann man die Snacks in mehr als 700 Märkten kaufen. Doch die Gründer wollen, dass ihre “Frechen Freunde“ in dreimal so vielen Märkten angeboten werden. Außerdem haben sie Ideen für neue Produkte. Um all das umsetzen und weiter wachsen zu können, braucht die Firma Geld. Das Paar entscheidet sich für ein Crowdinvesting. 2013 starten sie ihre Kampagne auf Seedmatch und sammeln 250.000 Euro ein. Danach geht es steil bergauf. Schnell gehört die Firma zu den erfolgreichsten Food-Startups Deutschlands. 2017 setzt sie 25 Millionen Euro um, 40 Mitarbeiter gehören mittlerweile zum Team. Aber was ist nun mit dem Exit? Das Angebot kommt 2018 vom Lebensmittelkonzern Hero aus der Schweiz. Natacha und Alexander Neumann gehen auf das Angebot ein und geben mehr als die Hälfte ihrer Unternehmensanteile ab. 

Beteiligung am Exiterlös: Die Seedmatch-Crowd kann sich freuen

Äußerlich ändert sich zunächst wenig, denn die beiden Gründer bleiben als Geschäftsführer an Bord. Die Investitionshöhe halten sie geheim. Klar ist aber: Der Exit bringt ihnen mehrere Vorteile. Die Gründer sind nach dem Exit wirtschaftlich und juristisch unabhängig. Außerdem hilft die Hero Gruppe dem kleinen Unternehmen im harten Wettbewerb um den besten Platz in den Drogerie- und Supermärkten. Und was ist mit der Seedmatch-Crowd? All jene, die in das Unternehmen investiert haben, können sich richtig freuen. 

Wird ein Funding-Unternehmen von einem anderen gekauft, dann enden die Investmentverträge zwischen dem Unternehmen und seinen Crowd-Investoren automatisch. Und wieso ist das jetzt lukrativ? Kommen wir noch einmal auf das Beispiel “Freche Freunde“ zurück. Nach der Übernahme bekamen die Seedmatch-Investoren natürlich ihr Ursprungsdarlehen zzgl. einer endfälligen Basisverzinsung von 1 % p. a. ausgezahlt. Weil die Gründer der gesunden Snacks das Jahr 2018 – wie bereits die Vorjahre – mit Gewinn abgeschlossen hatte, gab es für die Investoren noch einen gewinnabhängigen Bonuszins obendrauf. Für besonders große Freude dürfte aber der individuelle Bonuszins gesorgt haben, den es speziell bei einem Exit-Ereignis gibt. Dieser wird berechnet, indem die Investmentquote eines jeden Investors mit dem gesamten Exit-Erlös multipliziert wird. Im Fall von “Freche Freunde“ erhielt die Crowd ein zweistelliges Multiple auf ihr ursprüngliches Investment, d. h. das ursprünglich investierte Kapital hatte sich mindestens verzehnfacht. 

Drei Startups, drei Exits: Seedmatch-Investoren erzielen hohe Renditen

Bei Lottohelden, einem Seedmatch-Funding aus dem Jahr 2014, fand der Exit bereits ein Jahr später statt. Die Investoren erhielten eine zweistellige Rendite auf ihr Investment. Und auch bei XLETIX (ehemals KrassFit) gab es für die Investoren tolle Nachrichten. 2014 sammelte der Sportevent-Veranstalter über Seedmatch mehr als eine Viertelmillion Euro ein. Vier Jahre später wurde das Startup an das internationale Sportmarketing-Unternehmen Infront verkauft. Die Kleinanleger bei Seedmatch bekamen deshalb eine Vervielfachung ihrer Kapitalanlage zurück.

Noch besser verständlich wird das Ganze, wenn man sich eine Beispielrechnung anschaut: Nehmen wir einmal an, Herr Müller hat auf Seedmatch 2.000 Euro in ein junges Unternehmen investiert. Die Firma war mit 2 Millionen Euro bewertet, weswegen das partiarische Darlehen von Herrn Müller einem Anteil von 0,1 % am Unternehmen entsprach. Vier Jahre später dann die gute Nachricht: Ein strategischer Investor erwirbt für 8 Millionen Euro alle Anteile an dem jungen Unternehmen. Damit endet der Darlehensvertrag zwischen dem Unternehmen und Herrn Müller. Und er kann schon einmal den Sekt kalt stellen, denn er erhält jetzt als Bonuszins im Rahmen des Exit-Ereignisses eine einmalige Auszahlung in Höhe von 8.000 Euro und erzielt damit eine Rendite in Höhe von 6.000 Euro. Ein Exit ist also nicht nur für viele Gründer ein erstrebenswertes Ziel. Auch zahlreiche Investoren spekulieren darauf. 

Die Gründer von “Freche Freunde“, Natacha und Alexander Neumann, sind auch heute noch als Geschäftsführer von erdbär tätig. Mehr als 50 Produkte haben sie inzwischen entwickelt. Dank ihrem neuen starken Partner werden sie künftig noch viele Kinder mit ihren Snacks glücklich machen. Ihre Unternehmensgeschichte klingt zu schön, um wahr zu sein, doch sie ist es. Und weitere Seedmatch-Fundings werden diesem Beispiel folgen. Wir sind gespannt auf die nächsten erfolgreichen Exits! 

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