Besondere Marktdynamik: Wie die Fitnessbranche sich unserem Alltag anpasst

Outdoor-Training

Während der gesamte deutsche Fitnessmarkt in den vergangenen zwei Jahren aufgrund behördlicher angeordneten Distanzierungsmaßnahmen weitreichende Rückgänge verkraften musste, konnten digitale Trends an Bedeutung gewinnen. Geprägt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie stellten sich Fitnessstudios und Personal Trainer auf neue digitale Angebote und virtuelles Fitnesstraining um. Gesichter wie Pamela Reif, Mady Morrison oder Sascha Huber eroberten die Bildschirme in den eigenen vier Wänden – die Nachfrage nach Hanteln, Heimtrainern und Yogamatten war höher denn je und verdoppelte nahezu den Umsatz vieler Sportgeräte-Hersteller.  

„Der Vergleich von nach der Pandemie zu vor der Pandemie lässt auf ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein schließen, welches sich langfristig positiv auf die Fitnessbranche auswirken kann“, heißt es in einer Umfrage von Deloitte.  

Doch wie sieht der aktuelle IST-Zustand aus – ist das gestiegene Bewusstsein der Konsumenten geblieben und konnte die schwierige wirtschaftliche Entwicklung durch die Expansion einiger Teilbereiche aufgebrochen werden? 

Digitale Ökosysteme für eine hybride Fitnesswelt 

Zu den großen Trends der Fitnessbranche gehörten 2021 unter anderem das Online-Training, Aktivitäten im Freien und Fitness-Wearables wie Smart Watches. Die Folge: Viele Unternehmen sahen sich gezwungen, ihre Geschäftsmodelle rasch anzupassen und ihre Strategie zu überdenken.  

Trotz der Anzeichen, dass die Konsumenten bei konstant weniger Einschränkungen zügig in die stationären Studios und Anlagen zurückkehren werden, herrscht ein breiter Konsens darüber, dass digitale Leistungen notwendig sind, um eine hybride Fitnesswelt zu schaffen – denn Covid-19 stärkte nicht nur das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, sondern änderte die Trainingsgewohnheiten deutscher Fitnesskonsumenten – so das Ergebnis der im Januar 2022 durch Deloitte durchgeführten Konsumentenbefragung.   

Die Studie im Auftrag des europäischen Fitnessverbandes EuropeActive zeigt zudem deutlich, dass bereits die Hälfte aller Sporttreibenden in mindestens zwei verschiedenen Umfeldern aktiv ist. Mehr als 20 Prozent gaben an, dass sie das Training in Fitnesseinrichtungen mit dem Training zu Hause und/oder draußen kombinieren – was die Bemühungen der Unternehmen fördert, ihr Angebot für digitale Kanäle auszubauen. Als Ausrüstung beim Training zu Hause erfreuen sich kleine Kraftgeräte wie Gewichte und Hanteln weiterhin großer Beliebtheit – knapp 80 % verwenden Equipment. Hinsichtlich der Attraktivität von Angeboten steht bei einem Großteil die zeitliche Flexibilität im Vordergrund. 

Es ist also kaum verwunderlich, dass die Grenzen des Ökosystems weiter verschwimmen, da immer mehr Marken versuchen, sich stärker außerhalb ihres Kerngeschäftes aufzustellen. So hat beispielsweise der skandinavische Fitnessanlagenbetreiber SATS Group einen digitalen Fitnessspiegel für zu Hause auf den Markt gebracht.  

Auch immer mehr Laufbänder, Crosstrainer und Indoor Bikes lassen sich bequem mit dem Smartphone verbinden. Die smarten Fitnessgräte sollen motivierenden und abwechslungs-reichen Sportprogramm unterstützen. 

„Obwohl die Technologie die Art und Weise, wie Fitness konsumiert wird, verändert hat, scheint sie uns einander näher zu bringen – sie schafft Konvergenz zwischen den Märkten und beschleunigt das Aufkommen und Verbreiten wichtiger Trends“, so Phillip Mills, Executive Director von Les Mills im Global Fitness Report 2021 – der größten Umfrage über die Bedürfnisse der Fitness-Konsumenten nach der Pandemie.  

Erster Aktionsplan für digitale Gesundheit verabschiedet  

Trotz des höheren Interesses und des Vorhabens, sportlich aktiv zu sein, scheitert es bei vielen Personen oftmals an der Zeit. Rund 42,4 Prozent der Deutschen bewegen sich nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Alltag zu wenig, was dramatische Folgen für die Gesundheit hat. Einer von vier Erwachsenen stirbt an Bewegungsmangel.  

Um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern, soll die digitale Gesundheitsversorgung in Europa stärker vorangetrieben werden. Auf der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees am 12. September 2022 verabschiedeten die Minister und Delegierten eine Resolution, in der sie die entscheidende Rolle und das Potenzial digitaler Instrumente im Gesundheitssektor anerkennen und auf den Erfahrungen aufbauen, die in den fast drei Jahren der COVID-19-Pandemie gesammelt wurden.  

Verantwortung für die eigne Gesundheit: Bonusprogramme als Anreiz  

Auch Krankenkassen fördern das zeit- und ortsunabhängige Training: In den letzten Jahren wurden immer mehr Bonusprogramm eingeführt, die ihre Mitglieder für eine gesunde und aktive Lebensweise belohnen und zu mehr Workouts motivieren sollen. Versicherten ist es damit möglich, sportlichen Aktivitäten per Fitness-App oder Fitness-Armband (Tracker) aufzuzeichnen. Sind bestimmte Voraussetzungen erfüllt, werden entsprechende Bonuspunkte pro Aktivität im Bonuskonto gutgeschrieben und per Auszahlung, Sachleistungen, Beitragserstattungen oder Gutschriften für Zusatzleistungen belohnt. Die Programme sollen dazu beitragen, dass Versicherte mehr Verantwortungen für die eigene Gesundheit übernehmen.  

Zudem wurde die Diskussion bestärkt, Fitnessangebote als Gesundheitsdienstleistungen anzuerkennen, da sie einen wesentlichen Teil zur Gesunderhaltung der Bevölkerung und zur Vorbeugung zahlreicher Volkskrankheiten leisten. Vor allem für Menschen mit Büro-Jobs oder vielreisenden Personen sind digitale Angebote und portable Fitnessgeräte daher wichtig, um Sport und Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren. Denn eins scheint klar: Nur wer es schafft, auf die Vorlieben der Konsumenten – nicht nur bezüglich Trainingsinhalt, sondern auch bezüglich Zeit und Ort – angemessen einzugehen, wird gut für die Zukunft gerüstet sein und einen Beitrag zu mehr Bewegung im Alltag leisten.  

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