„Wir glauben an die unendliche Power der Crowd“ – Thomas Reimers von Protonet im Interview

Seit gestern ist die zweite Crowdfundingrunde von Protonet bei Seedmatch wieder geöffnet: Nachdem zum ersten Fundingstart am 4. Juni binnen weniger als 12 Stunden 1,5 Millionen Euro von der Crowd in das Hamburger Startup investiert wurden, haben die Crowd-Investoren, die an diesem Tag „zu spät“ waren, nun die Chance, Protonet doch noch zu unterstützen. Anlass genug Ihnen ein weiteres Mitglied der „Protonet-Familie“ vorzustellen: Mit Thomas Reimers, verantwortlich für Marketing und Vertrieb bei Protonet, haben wir u. a. über die Besonderheiten der Protonet-Produkte gesprochen.

 

Seedmatch: Hi Thomas! Von deinen Kollegen haben wir ja bereits einiges zu ihrem persönlichen Werdegang und eurem gemeinsamen „Baby“ Protonet gehört. Aber wie bist du zu Protonet gekommen?

thomas_protonet_portraitThomas Reimers: Ich lernte Ali Jelveh, unseren Chief Revolutionary Officer, auf einem Startup-Event kennen. Sympathie war sofort da und ein paar Wochen später fragte er mich, ob ich bei Protonet einsteigen möchte, um die Vermarktung von Protonet zu übernehmen. Sehr interessant, weil ich damals schon ein Fan war. Leider hatte ich wenige Tage zuvor ein eigenes Startup gegründet. Ich ärgerte mich auch ein wenig, aber ich war wie gesagt inmitten meiner eigenen Idee und hatte eine Verpflichtung gegenüber meinem Mitgründer. Somit arbeiteten wir ziemlich genau ein Jahr an unserer Idee, einer innovativen und nachhaltigen Vermarktungsplattform für den Einzelhandel in kleinen und mittelgroßen Städten. Dies funktionierte, aber schlussendlich skalierte es nicht wie geplant. Einen Tag nach offiziellem Abbruch unseres Vorhabens traf ich Ali zufällig erneut auf der Echtzeit in Hamburg. Wir sahen uns, er freute sich, als ich ihm vom Abbruch erzählte, grinste verschmitzt und fragte mich, ob ich nicht sofort bei Protonet anfangen kann. Ich sagte ja. Am nächsten Morgen saß ich mit am Protonet-Tisch im Betahaus.

 

Seedmatch: Was hast du vor deiner Selbstständigkeit und dem Engagement bei Protonet gemacht?

Thomas Reimers: Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Investitionsgütermarketing und Prozessoptimierung studiert und viele Praktika absolviert – alles mit dem anfänglichen Ziel, ein ganz toller Unternehmensberater zu werden. Im Masterstudium habe ich dann die studentische Unternehmensberatung LSC an der Leuphana Uni Lüneburg gegründet – die auch immer noch erfolgreich ist – dort aber gemerkt, dass Beratung nicht meine Zukunft ist – ebenso wenig wie die Arbeit in einem bürokratischen Konzern. Das E-Commerce-Startup war dann sehr lehrreich. Vor allem die Wachstumsfinanzierung wurde verhindert, weil Investoren kalte Füße bekamen, da der Ruf des Marktes von den großen Playern zerstört wurde. Und natürlich haben wir auch viele Fehler gemacht. Letztendlich gut, denn bei Protonet habe ich diese dann kein zweites Mal gemacht.

 

Seedmatch: Was sind deine konkreten Aufgaben im Unternehmen?

Thomas Reimers: Ich verantworte das Marketing und den Vertrieb. Wir möchten eine starke, glaubwürdige Marke aufbauen, die flächendeckende Bekanntheit erlangt. Es muss endlich wieder Unternehmen geben, denen die Menschen vertrauen können! Wir sind so eins, weil wir durch technologischen Fortschritt einen gesellschaftlichen Beitrag leisten wollen! Und dass alle davon erfahren, ist meine Aufgabe.

 

Seedmatch: Kannst du unseren Investoren eine typische Woche von Thomas Reimers skizzieren?

Thomas Reimers: Typische Wochen gibt es bei uns nicht. Wir etablieren eine völlig neue Produktkategorie und müssen deshalb in hoher Frequenz viele neue Sachen ausprobieren. Routine ist noch ein Fremdwort. Natürlich haben wir aber mittlerweile saubere Prozesse, regelmäßige Stand-Up-Meetings, Feedback-Gespräche, Workshops und Zielvereinbarungen. Aktuell investiere ich einen Großteil meiner Zeit in Gespräche und Verhandlungen mit großen Vertriebspartnern, mit deren Hilfe wir ab sofort eine enorme Schlagkraft aufbauen möchten. Und langsam fangen diese an, uns auch ernst zu nehmen.

 

Seedmatch: Stichwort Vertrieb – für welche Art Unternehmen ist der Protonet-Server denn besonders geeignet?

Thomas Reimers: Grundsätzlich sind unsere Server im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem SOUL ein universelles Werkzeug für jeden, der effizient in Echtzeit kommunizieren und ohne jegliche Beschränkungen vernetzt mit anderen zusammenarbeiten möchte. In der ersten Phase haben wir uns vor allem auf kleine Unternehmen konzentriert, die sich aus der Abhängigkeit von fragwürdigen Cloud-Services befreien möchten oder aus gesetzlichen Gründen sogar müssen, aber keineswegs auf den Komfort und die Vorteile der Cloud verzichten wollen. Ebenso Unternehmen, die sich einen teuren IT-Fachmann nicht leisten wollen oder können. Mit dem Maya-Server und SOUL machen wir es nun auch für kleinste Teams und Freiberufler möglich, künftig bei voller Datenhoheit und hoher Effektivität zu arbeiten und gehen dabei sicherlich auch einen deutlichen Schritt in Richtung Privatkonsumenten.

Productshot_MAYA
Der neue Protonet-Server Maya.

 

Seedmatch: Welche Eigenschaften des Protonet-Server kommen den Nutzern besonders zugute? 

Und was hat es mit der Namensgebung auf sich?

Thomas Reimers: In erster Linie die Software, die wir nicht ohne Grund auf den Namen SOUL getauft haben. Sie macht aus der Hardware erst ein wahres Kommunikationswunder, ein Werkzeug für hohe Produktivität, für die ich nicht mit meinen Daten bezahlen muss. Das muss man einfach live nutzen und erleben! Und zum Körper, dem Server: Bomben-Qualität „Made in Germany“, ein Leckerbissen in Sachen Haptik und Design, leistungsstark und trotzdem mucksmäuschenstill und sparsam dank Passiv-Kühlung. Ein zuverlässiges Team-Mitglied, wie wir finden – deshalb auch die Personennamen.

 

Seedmatch: Wie kam es zu der Entscheidung, eine weitere Crowdfundingrunde bei Seedmatch durchzuführen? Ihr hättet doch sicher auch andere Kapitalgeber gehabt, oder?

Thomas Reimers: Das war eine ganz bewusste Entscheidung, weil es uns nicht ausschließlich um das Kapital, sondern auch um die Reichweite geht, die wir mit einem Schlag generieren können. Und es ist enorm wichtig, dass schnellstmöglich sehr viele Menschen unsere Produkte nutzen und lieben lernen. Jeder Protonet-Server da draußen bedeutet im Schnitt 30 bis 50 zusätzliche – und hoffentlich glückliche – Nutzer, die dann zu weiteren Kunden und Markenbotschaftern werden. Wir glauben an die unendliche Power der Crowd. Und wie man vor zwei Wochen sah, kann diese unerwartet heftig zuschlagen – mit einem Weltrekord!

Meilensteine des Protonet-Crowdfundings bei Seedmatch
Meilensteine des Protonet-Crowdfundings bei Seedmatch

 

Seedmatch: Ja, euer Funding hat zweifellos eingeschlagen! Nicht unerheblich für den Erfolg wird eure Marketing-Strategie sein. Welche Tipps würdest du anderen Gründern für diesen Bereich geben?

Thomas Reimers: Das wichtigste zuerst: Authentizität und persönliche, menschliche Kommunikation. Eine Prise Humor schadet nie. Man darf sich für nichts zu schade sein. Zu Beginn schnell mit vielen kleinen Experimenten iterieren und die Funktionierenden dann skalieren. Wenn möglich, immer mit A/B-Tests arbeiten. Frühestmöglich datengetrieben vorgehen, weil nur dann auch konsequent optimiert und gemessen werden kann. Und akzeptieren, dass man ab einem bestimmten Zeitpunkt auch etwas Geld in die Hand nehmen muss, um ernstzunehmende Reichweite zu generieren. An dem Punkt stehen wir übrigens auch gerade. Das allerwichtigste ist aber, dass man auch eine ernst gemeinte Vision verkauft und nicht nur ausschließlich auf reiner Produktebene spricht. Produkte müssen auch in einem größeren Kontext Sinn ergeben. Man sollte einen Leitsatz haben, an dem sich alles orientiert. Unserer lautet: Einfach unabhängig. Und diese beiden Worte sind Programm!

 

Seedmatch: Ein weiterer eurer Leitsätze ist der, dass ein Protonet-Server „der einfachste Server der Welt“ sei. Was genau steckt hinter diesem Slogan?

Thomas Reimers: „Der einfachste“, weil Einfachheit und Bedienfreundlichkeit oberste Priorität haben. So ein Produkt hat nur dann eine Chance auf großen Erfolg, wenn es extrem einfach und sexy ist – siehe iPhone. Das wollen wir mit Servern schaffen.

Server“, weil es vollwertige, leistungsstarke Server sind und wir glauben, dass jeder ein Stück Internet besitzen sollte, um seine Datenhoheit zurückzuerlangen. Und das Internet basiert nun mal auf einer Server-Infrastruktur.

Der Welt“ um unseren Anspruch auszudrücken, wirklich neue Maßstäbe zu setzen. Das ist keine Marketing-Floskel: Wir sind wirklich ein Haufen überzeugter Weltverbesserer, die revolutionäre Produkte erschaffen möchten. Wir leben ja nur einmal, da sollte man doch etwas Sinnstiftendes hinterlassen, was den Menschen den Weg in eine unabhängigere Lebensweise vereinfacht.

Protonet_Box-Color

 

Seedmatch: Abschließend folgendes Szenario: Du stellst einem Agentur-Chef die Protonet-Box vor. Er sagt: „Einen eigenen Server mit dicker Festplatte, ein sog. NAS-System, bekomme ich doch ab 300 €.“ – was entgegnest du ihm?

Thomas Reimers: Stimmt, dicke Festplatte? Jo! Server? Leider nicht! Auf Knopfdruck? Leider auch nicht. Intuitive Software für soziale Kollaboration und höchste Produktivität? Weit entfernt.

NAS-Systeme haben definitiv ihre Daseinsberechtigung. Aber es sind eben auch nur „dumme“ Festplatten-Aufbewahrungskisten mit Ethernet-Anschluss – wenig Rechenleistung und meist doch relativ aufwendig und frustrierend in der Einrichtung – und alles andere als ästhetisch. Es ist eben ein Vergleich auf reiner Hardware-Ebene. Unser Kernprodukt – das soziale Betriebssystem Protonet SOUL, das mir alle wichtigen Benefits von Dropbox, Skype, sozialen Intranets und weiteren populären Cloud-Diensten bietet – suche ich bei einem NAS vergebens. Wir sagen gerne: Ja, NAS-Funktionalität bilden wir auch ab, stellt aber nur ca. 5 % des Gesamtprodukts dar. Protonet SOUL macht den Unterschied – es macht unsere Kunden unabhängig und produktiv. Und nachdem ich das Bild auf dieser reinen Produktebene zurechtgerückt habe, spreche ich über das große Ganze und das „Warum“. Spätestens dann wird alles klar.

 

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2 Comments

  1. …genau! Für potenzielle Kunden müssen klare Anwendungsfälle skizziert werden. Dann wird das Ding ein Renner. Viel Erfolg!

    Antworten
  2. Crowdfunding
    23. Juni 2014

    Sehr spannendes Interview. Und für viele sicher sehr hilfreich.
    Mfg Chris

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