

Vor knapp einem Jahr ist Seedmatch angetreten, gemeinsam mit der Universität Oldenburg als Erster in der Branche zu untersuchen, welche Rendite für Anleger mit Crowdinvesting bei Seedmatch möglich ist. Ohne Schönrechnerei, ergebnisoffen und transparent nachvollziehbar. Während sicherlich einige Investoren mit einem guten Gespür oder schlichtweg Glück einzig und allein auf die besten Startups gesetzt haben und eine deutlich höhere Rendite einfuhren, mussten andere einen Ausfall mehr als der allgemeine Durchschnitt in ihrem Portfolio verschmerzen. Wer dagegen dem Gebot der Diversifikation folgte, stoisch in jedes Startup und jede Kampagne zwischen 2011 und 2014 die gleiche Summe investierte und somit ein breites Portfolio aufbauen konnte, durfte sich über die Jahre über 15 % Rendite p. a. nach CAGR (Compound Annual Growth Rate) freuen.
Grundannahmen der Untersuchung
Folgende Annahmen leiteten die Untersuchung: Junge Unternehmen benötigen Zeit, sich zu entwickeln – im Schnitt erreichen sie erst vier bis sechs Jahre nach Gründung wirtschaftliche Stabilität und treten in die Wachstumsphase ein. Aufgrund dessen haben wir für die Untersuchung die über Seedmatch finanzierten Startups der Jahre 2011 bis 2014 betrachtet. Diversifizierung ist das oberste Gebot einer Geldanlage: Daher wurde ein Investment in gleicher Höhe in jede Kampagne im Untersuchungszeitraum – in unserem Beispiel der Mindestinvestmentbetrag bei Seedmatch in Höhe von 250 Euro – vorausgesetzt. Für die Berechnung der Rendite wurde ein konservatives Szenario angenommen: Der Gesamtrendite wurden sechs zu verzinsende Jahre zugrunde gelegt. Jede eingetretene Insolvenz sowie jedes laufende Insolvenzverfahren zum Stichtag 31.12.2017 wurde als Ausfall mit einer Negativrendite eingepreist – selbst wenn Teilbeträge des Investments an die Kleinanleger erstattet wurden, es vorab ein Rückkaufangebot gab oder der Ausgang der Krise zum Zeitpunkt der Betrachtung noch offen war. Weiterhin blieben in der Betrachtung bis auf genannte Ausfälle und Exitereignisse alle Verträge zwischen Unternehmen und Investor bestehen – selbst wenn real ein Rückkaufangebot unterbreitet wurde. Ebenfalls wurde angenommen, dass alle Verträge zum Stichtag 31.12.2017 gekündigt werden.
15 Prozent jährliche Rendite mit Crowdinvesting bei Seedmatch
Wissenschaftlich und konservativ errechnete sich somit eine Rendite von jährlich 15 Prozent nach CAGR. Zum Vergleich: Der DAX schaffte es im selben Zeitraum auf 13,4 Prozent Rendite p. a. Davon sind allerdings noch die Nebenkosten abzuziehen, die beim Kauf von Wertpapieren entstehen. Derlei oder andere Gebühren entstehen für den Crowdinvestor bei Seedmatch hingegen nicht.
Zusätzliche Mehrwerte wurden geschaffen
Für private Kleinanleger gilt damit entgegen allen Unkenrufen: “Crowdinvesting in Startups lohnt sich doch!” Trotz mancher Ausfälle sind viele Unternehmen weiterhin am Markt aktiv und so mancher Venture Capitalist kann von dieser Rendite nur träumen. Darüber hinaus schaffen unsere Investoren mit “ihren” Unternehmen immense Mehrwerte für die jeweilige Region, die Volkswirtschaft, den Arbeitsmarkt sowie die Forschung und Entwicklung als Innovationstreiber im internationalen Wettbewerb um Ressourcen und Patente. Die daraus entstandene Steuerleistung trägt zur Finanzierung von staatlichen Sozialleistungen und zum Infrastrukturausbau bei. Wer kann das sonst noch von sich behaupten?! Mit Stolz berichten viele Investoren in ihrem Familien- und Freundeskreis, dass “ihr Flugtaxi” in Dubai den Individualverkehr revolutioniert und auch in Deutschland Einzug halten soll. Oder dass es endlich gesunde Snacks für Kleinkinder gibt – denn ohne “ihr Startup” wäre dieser blinde Fleck der Lebensmittelindustrie kaum aufgefallen. Und wer weiß, was die Zukunft diesen Unternehmen der Fundingjahrgänge 2011 bis 2014 noch bringen wird? Im Portfolio “schlummern” noch einige Startups mit weltweit gehandelten Unternehmensbewertungen in schwindelerregender Höhe, die noch keinen oder nur marginalen Einfluss auf die Rendite nehmen konnten. Andere Unternehmen stehen dagegen vor gänzlich neuen Herausforderungen, die zum Zeitpunkt des Fundings nicht absehbar waren. Der Investmentvertrag hat zwar eine Mindestlaufzeit, kann aber für die Unternehmen als auch Investoren eine viele Jahrzehnte andauernde gemeinsame Reise werden. Wie weit der gemeinsame Weg reicht, ist eine individuelle Entscheidung beider Vertragspartner.
Weitere Untersuchungen geplant
In 2015 starteten andere Startups, in der Hoffnung auf die Unterstützung der Crowd, ihre spannende Reise bei Seedmatch. Manche Namen tauchen wieder auf, andere wurden leider im Laufe der Jahre wieder vergessen. Einige erfreuen uns jährlich auf dem Kontoauszug oder begeistern uns weiterhin, wenn wir in der Zeitung von ihnen lesen oder ihnen in unserem Alltag wieder begegnen.
Was auch in diesen Jahren geschah, wir werden es im nächsten Fundingindex thematisieren und die jeweilige Entwicklung der erfolgreich finanzierten Unternehmen in 2015 in die Rendite für 2018 einpreisen. So verlängern wir sukzessive den Untersuchungszeitraum und können die Ergebnisse auf eine breitere Basis stellen.
Unser Dank gilt den Investoren
Auch wenn wir ohne mutige Unternehmer, die sich mit dem Crowdinvesting in ebenso für sie unbekannte Gefilde vorgewagt haben, diese Pluralität auf dem Kapitalmarkt nicht hätten schaffen können, so gilt an dieser Stelle unser ausdrücklicher Dank den Seedmatch- Investoren.
Sie gaben mit ihrem Geld den Startups das Vertrauen auf eine positive Entwicklung und damit das nötige Kapital für die Weiterentwicklung ihres Geschäfts. Aber sie waren nicht nur finanziell beteiligt, sondern in vielen Momenten auch mit tatkräftiger Unterstützung, ihrem Rat, ihrem Feedback, manchmal auch schlicht mit ihrem offenen Ohr. Viele warfen alles in die Waagschale, damit das neue Geschäftsmodell gelingt – sie kauften die Produkte, empfahlen diese und das Startup selbst Freunden, Familie sowie ihren Geschäftskontakten und Kollegen. Manche Seedmatch-Investoren boten ihre Expertise auch in einem konkreten Jobangebot an oder beteiligten sich über die Crowdfunding-Kampagne hinaus als Business Angel am Unternehmen.
Ihr individueller Einsatz war bisweilen beispiellos! Aber auch wenn sich das Engagement nur auf ein Darlehen beschränkte, so haben diese Investoren viel mehr erreicht, viel mehr bewegt und viel mehr verändert, als ihnen vielleicht bewusst war. Wir hoffen, wir können ihnen mit dem Fundingsindex einen Eindruck davon vermitteln, was sie tatsächlich geschaffen haben und wie sie mit ihrem Investment die Zukunft gestalten.
Danke.
7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ja, man muss nur die Annahmen entsprechend definieren, dann kann man sich alles schön rechnen. Sinnvoller wäre es sicher gewesen ein Musterportfolio für den Untersuchungszeitraum zu erstellen und tatsächlich realisierte Exits, Zinszahlungen, Ausfälle etc. einzuberechnen, um so die auch tatsächliche realisierte Rendite p.a. auszugeben.
Hallo Frank,
vielen Dank für dein Feedback.
Für das Gros der untersuchten Startups hatten Investoren, wie in dem Fundingindex angenommen und entsprechend berechnet, bereits die Möglichkeit, ihr Investment vertraglich regulär zu beenden und somit von den Bonuszinsen bei Kündigung zu profitieren. Exits und Ausfälle sowie jährliche Zinsauszahlungen flossen in die Untersuchung ebenso ein. Dieser Datenbasis lagen reale Ereignisse zugrunde.
Im Fundingindex geht es eben nicht um Schönrechnerei, sondern um eine wissenschaftliche Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg.
Hätten wir unserer Fantasie freien Lauf lassen wollen, wären uns sicherlich ganz andere Ergebnisse eingefallen 😉
Herzlichst,
Ines
Ganz ehrlich, die Studie geht von 8 Insolvenzen aus, allein auf der Homepage sind für den angegebenen Investmentzeitraum 2011-2014 bereits mehr als 15 Projektkacheln mit „gescheitert“ gelabeled, nur weil nicht bei allen möglicherweise das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist und noch minimale Forderungen zu erwarten sind, wurden sie jedoch nicht als Totalausfälle gewertet. Es wäre ein leichtes gewesen einfach ein Musterportfolio nachzubilden und tatsächliche geflossene Zahlungen zu berücksichtigen, das wäre ein ehrliches Ergebnis gewesen. Tut mir leid, diese Studie ist in meinen Augen Blendwerk.
Hallo Frank,
ich zitiere direkt aus dem Fundingindex:
„Jede eingetretene oder auch nur angekündigte Insolvenz zum Stichtag 31.12.2017 wurde als Ausfall mit einer Negativrendite eingepreist – selbst wenn Teilbeträge des Investments an die Kleinanleger erstattet wurden, es vorab ein Rückkaufangebot gab oder der Ausgang der Krise zum Zeitpunkt der Betrachtung noch offen war.“ (Seite 2)
„Bei den 23 Startups, die für diese Berechnung als Ausfälle gewertet wurden, hat er hingegen unserer konservativen Betrachtungsweise folgend sein eingesetztes Kapital verloren und erhielt keinen Bonuszins nach Kündigung.“ (Seite 29)
Deine grundsätzliche Skepsis können wir sehr gut nachvollziehen, denn bis dato mangelte es an öffentlich verfügbaren und belastbaren Zahlen oder wissenschaftlichen Untersuchungen zur Renditeperformance von Crowdinvestments in Startups.
Daher haben sowohl wir als auch die Universität Oldenburg in diesem gemeinsamen Forschungsprojekt zu diesem Fundingindex hart daran gearbeitet, eine belastbare und qualitativ hochwertige Datengrundlage zu schaffen und auszuwerten.
Damit ist uns eine bis dahin in Deutschland einmalige Studie gelungen.
Natürlich steht es jedem Leser frei, seine eigenen Rückschlüsse aus diesem Forschungsergebnis zu ziehen.
Herzlichst,
Ines
Da hat wohl jemand nicht diversifiziert und einen Ausfall erlitten. Es wurde doch ganz klar beschrieben, dass nichts schön gerechnet wurde, sondern das Gegenteil der Fall war. Die Annahme, dass Investitionen sich nicht sofort in Form von Auszahlungen etc. amortisieren, ist doch richtig und daher mussten doch ganz klar die jüngsten Beteiligungen nicht erfasst werden! Abgerechnet wird halt am Ende und da bringt es nichts, die jüngsten Beteiligungen mit einzubeziehen. Außerdem wird ein Unternehmen, das gerade Mittel gesammelt hat, wohl nicht sofort ausfallen etc… Aber Du bist ja klüger als ein ganzes Team von wissenschaftlich arbeitenden Akademikern…
„Die Annahme, dass Investitionen sich nicht sofort in Form von Auszahlungen etc. amortisieren, ist doch richtig und daher mussten doch ganz klar die jüngsten Beteiligungen nicht erfasst werden!“
-Das ist mir klar. Dann wäre es m.E. sinnvoll gewesen, tatsächliche Ereignisse darzustellen, anstatt anzunehmen, dass Verträge gekündigt werden etc. und tatsächlich Geld fließt. Sowas würde doch bei dem einen oder anderen Scheintoten zum Totalausfall führen.
„Außerdem wird ein Unternehmen, das gerade Mittel gesammelt hat, wohl nicht sofort ausfallen“ – Da frag am besten mal die Investoren von Vibewrite, die rd. 560 TEUR gesammelt haben und drei Monate später Insolvenz angemeldet haben.
„Aber Du bist ja klüger als ein ganzes Team von wissenschaftlich arbeitenden Akademikern“ – Die Methodik habe ich nicht angezweifelt, aber wie gesagt, ein lfd. Portfolio, gerne auch für den genannten Zeitraum mit realisierten Zahlungsflüssen in Excel zur Verfügung zu stellen, wäre ein leichtes gewesen.
Hallo Frank,
gern möchte ich dir von Seedmatch-Seite auf deine Anmerkungen antworten. Crowdfunding ist eine höchst individuelle Anlagemöglichkeit, denn jeder Investor entscheidet für sich, in welche Unternehmen er investiert, aber auch, ob er Verträge kündigt oder weiter laufen lässt, ob er Rückkaufangebote annimmt oder nicht… Diese Individualität lässt sich jedoch in einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht hinreichend abbilden, weswegen möglichst allgemeingültige Grundannahmen gewählt werden mussten. Dabei sind wir sehr konservativ vorgegangen, d. h. wir haben in Insolvenz oder Liquidation befindliche Unternehmen mit einer Negativrendite eingepreist, auch wenn der Ausgang des Insolvenzverfahrens noch offen war. Auch Rückkaufangebote galten in der Untersuchung als nicht angenommen, da jeder Investor frei darüber entscheiden konnte, wie er mit ihnen umgeht. Die Vorgehensweise, von einer Kündigung aller Verträge zum 31.12.2017 auszugehen, ist sicher für einige Investments vorteilhafter als die Realität – genau so gilt die angenommene Kündigung aber umgekehrt auch für Unternehmen, die sich in den nächsten Jahren in der Realität überaus positiv entwickeln können und an deren Entwicklung die Investoren, die ihre Verträge tatsächlich nicht gekündigt haben, partizipieren.
Ein laufendes Portfolio mit realisierten Zahlungsflüssen zur Verfügung zu stellen, ist leider nicht so einfach, wie du vielleicht annimmst. Auch hier hätte man Entscheidung treffen müssen: Sollen alle Runden einbezogen werden und wenn ja, mit welcher Investitionssumme? Wie soll mit Rückkaufangeboten umgegangen werden? Wie mit Kampagnen, bei denen die Investoren tatsächlich bereits die Möglichkeit hatten, die Verträge zu kündigen (bei einem Großteil der in den Index aufgenommenen Finanzierungsrunden ist das nämlich der Fall)? Du siehst, dass es bei egal welcher methodischen Vorgehensweise notwendig ist, Entscheidungen zu treffen, die für den einen realen Investor mehr oder weniger vorteilhaft sein können. Zudem ist es nicht möglich, realisierte Zahlungsflüsse von Kampagnen öffentlich zur Verfügung zu stellen, da diese der Geheimhaltung zwischen den Unternehmen und ihren Investoren unterliegen.
Ich hoffe, ich konnte dir noch einige Hintergründe zu unserer Untersuchung und der gewählten Methodik näher bringen.
Viele Grüße,
Kirsten