„Wir brennen nicht für euer Startup, ihr müsst für euer Startup brennen.”

CASHWALK – Münchens exklusives Pitch-Event – geht in die nächste Runde. Am 10. Oktober stellen 50 Startups 100 Investoren ihre Ideen vor. Wir haben vorab mit dem Geschäftsführer des LMU Entrepreneurship Center und der German Entrepreneurship GmbH Andy Goldstein darüber gesprochen, worauf man als Gründungswilliger das Augenmerk legen sollte, welche Eigenschaften als Gründer und Geschäftsführer besonders wichtig sind und was die aktuellen Startup-Trends beim CASHWALK sind.

Seedmatch: Hallo und herzlich willkommen. 1997 gaben Sie sich mit Elon Musk die Klinke der ältesten Kaderschmiede, Wharton School of Pennsylvania, in die Hand. Sie selbst haben mehrfach und sehr erfolgreich gegründet. Während Musk nun zum Mars will, befähigen Sie mit der deutschen Kaderschmiede, der LMU, Dank des Entrepreneurship Centers andere zu ihrer Marsreise. Inwiefern ist der richtige „Stallgeruch“ wichtig für den Durchbruch der eigenen Geschäftsvision?

Andy Goldstein: Was Sie hier ansprechen ist eine angeregte und energiegeladene Atmosphäre. Es muss einen Ort geben, wo inspirierende Personen aufeinandertreffen. Das ist für das LMU Entrepreneurship Center essentiell. Wir suchen Leute, die sich voll und ganz ihrem Projekt widmen, die brennen für das, was sie tun. Wir stellen den fruchtbaren Boden, die Basis, für ihr Vorhaben. Wir sagen den Teams aber auch, dass das nicht unsere Leidenschaft ist: „Wir brennen nicht für euer Startup, ihr müsst für euer Startup brennen.“

Auf diese Weise helfen wir Leuten, sich als Teams zu finden, sich gegenseitig zu unterstützen und sich selbst zu helfen.

Seedmatch: Zu Ihren Alumni-Teams gehören bspw. Flixbus oder tado. Da bekommt man schon das Gefühl, am LMU EC ist kein Vorbeikommen, wenn man erfolgreich sein will. Ist das Zufall oder was macht Ihr LAB so besonders?

Andy Goldstein: Das, was unser Lab und unseren Accelerator so besonders macht, ist die Tatsache, dass wir ein Entrepreneurship Center sind, das von Unternehmern betrieben wird. Wenn Leute zu uns kommen, werden sie auf jeden Fall mit jemandem sprechen wie mir. Wir haben eine riesige Gruppe an Coaches und jeder einzelne von ihnen ist ein echter Unternehmer. Sie wissen genau, was es braucht, um erfolgreich zu sein.

Bei Flixbus ging es außerdem darum, Kontakte zu knüpfen, das Telefon in die Hand zu nehmen und das Startup mit Playern wie Daimler zu vernetzen. Das tun wir für unsere Startups. Wir helfen ihnen dabei, ein gutes Netzwerk in dem jeweiligen Industriesektor aufzubauen. Und was sehr wichtig ist, wir unterstützen sie dabei, mit Leuten, die ihnen eine Finanzierung bieten können, in Verbindung zu kommen. Ich denke, dass der Punkt Finanzierung zu den größten Stärken des LMU Entrepreneurship Centers gehört.

Seedmatch: Woran erkennen Sie, ob ein Geschäftskonzept das Potenzial zum nächsten Moonshot hat?

Andy Goldstein: Einen Moonshot erkennt man, wenn das Unternehmen zum ersten Mal zu einem kommt und pitcht. Wir fragen die Leute, wo sie sich in fünf Jahren sehen, und wir lassen uns von ihnen die Zahlen zeigen. Man sieht sehr schnell, ob das jemand mit einer großen Idee ist, oder jemand, der bereit ist, ein kleines Unternehmen aufzubauen.

Vergessen Sie aber bitte nicht, dass wir nicht nur Leute aufnehmen, die Moonshots machen. Wir nehmen Leute, die sich voll und ganz ihrem Projekt widmen, an dem sie arbeiten. Allerdings wird schnell deutlich, ob jemand mit einer großen Vision bei uns herein kommt oder jemand mit einer kleinen.

Seedmatch: Woran scheitern die meisten Teams: Geld, Durchhaltevermögen, mangelnde Disruption oder auf was sollte man als Gründungswilliger das Augenmerk legen?

Andy Goldstein: Viele Teams scheitern, weil die Partner nicht in die gleiche Richtung streben. Sie haben nicht dieselbe Vision. Deshalb sage ich den Startups, wenn sie zu uns kommen, dass alle Gründer in ihrem Unternehmen dieselbe Richtung einschlagen müssen. Von dem Moment an, in dem sich alle Gründer einig darüber sind, ob sie Geld aufbringen möchten, müssen sie klären, welchen Teil des Unternehmens sie bereit sind wegzugeben, wie ein Exit aussehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt ist man immer noch neun Monate von einer Finanzierung entfernt. Ein Startup, das nichts anderes als eine Partnerschaft ist, scheitert hier, wenn diese Basis im Unternehmen fehlt und das Vorankommen hart ist.

Seedmatch: Viele Gründer reiben sich aufgrund der Vielzahl an Aufgaben maßlos auf, Beziehungen und Freundschaften gehen zu Bruch, im Team gibt es eine hohe Fluktuation und sie verlieren sich in Details und das Große und Ganze aus dem Blick. Ihre vielen Funktionen und Tätigkeiten, bei Deloitte, Avanquest Software, Goldstein Creations, Feingold Technologies oder der Social Entrepreneuership Akademie verlangen eigentlich ebenso nach zehn Andy Goldsteins. Wie behalten Sie den Überblick, meistern das Arbeitspensum und genießen trotzdem pünktlich Shabbes?

Andy Goldstein: Das ist wahr. Von außen sieht es so aus und viele fragen mich, wie ich das schaffe. Aber wenn man es genau nimmt, mache ich nur einen Job: Ich helfe Menschen, ihre Geschäftsidee umzusetzen. Also egal, ob ein Social Entrepreneur eine Firma aufbauen möchte oder ein Gründer zum LMU EC oder zu Deloitte kommt, helfe ich beim Geschäftsaufbau. Aus der Vielzahl meiner Tätigkeiten entstehen wertvolle Synergien. Oft ergeben sich unerwartete Möglichkeiten durch die Schnittstelle zwischen Deloitte und dem LMU EC zum Beispiel.

Zudem verlasse ich mich auf meine Leute. Ich kenne meine Grenzen gut und ich weiß genau, was ich kann und was nicht. So suche ich gezielt nach Leuten, die meine Schwächen ausgleichen. Ich könnte auch alles selbst machen, an meinen Defiziten arbeiten – oder ich gebe diese Aufgaben ab. Deshalb umgebe ich mich mit Menschen, denen ich vertraue, und erteile ihnen die Verantwortung für die Bereiche, in denen ihre Expertise meine übersteigt. Ich erlaube ihnen auch, Fehler zu machen. Und wenn das passiert, reden wir offen miteinander und suchen gemeinsam nach Lösungen.

Und was mein Privatleben angeht: Meine Familie hat oberste Priorität. Sie kommt immer an erster Stelle. Sie gibt mir Kraft und ist die Basis dafür, dass alles andere so gut läuft.

Seedmatch: Welche Eigenschaften muss ein guter Gründer bzw. Geschäftsführer also mitbringen?

Andy Goldstein: Ein guter Geschäftsführer braucht meiner Meinung nach folgende Schlüsselkompetenzen: 1. Er muss sehr gut zuhören können. 2. Er braucht das Gespür, ob jemand in der Lage ist, gewisse Dinge umzusetzen.

Verantwortung zu übernehmen bedeutet auch, verantwortlich zu handeln. Wenn ich beispielsweise jemandem eine Aufgabe übertrage, von der ich genau weiß, dass er sie nicht bewältigen kann, dann handle ich verantwortungslos.

Zudem braucht ein guter Geschäftsführer eine “Hands-on”-Mentalität und muss Vorbild sein. Mitarbeiter beobachten ihre Vorgesetzten ganz genau. Wenn der CEO das eine sagt, aber das andere tut, wird das Team ihm nicht wirklich vertrauen. Schlussendlich gilt es, Wort zu halten. Wenn das mal nicht gelingt, muss man zeitnah mit den Mitarbeitern sprechen und klar kommunizieren. Führen durch Vorbild: Das ist es, was dich als Arbeitgeber attraktiv macht, das Team zusammenhält und alle gemeinsam in Richtung Erfolg führt.

Seedmatch: Sie sind ebenfalls Gründer der German Entrepreneurship GmbH. Gemeinsam mit der LMU richtet sie zweimal im Jahr den Cashwalk aus, eine Vermittlungsveranstaltung für Startups und Investoren. Sie selbst haben gegründet als auch in Unternehmen investiert. Mit dieser „Janusbrille“ auf: Was raten Sie zum CASHWALK den Startups als auch den Investoren. Auf was kommt es an?

Andy Goldstein: CASHWALK ist ein sehr interessantes Format. 50 Startups stellen 100 Investoren ihre Ideen vor. Wir haben das Verhältnis umgekehrt, denn normalerweise konkurrieren viele Startups um deutlich weniger Investoren. Die Startups sollten auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, dass die Investoren fünfzig Pitches hören. Im besten Fall kommen zwei Personen vom selben Investor und sehen sich alle Pitches, die in zwei Sälen parallel ablaufen, an. Entscheidend sind die ersten 30 Sekunden. Hier muss man unmissverständlich und überzeugend kommunizieren, was man vorhat, wie man es umsetzt, welches Problem man damit löst und was genau man von den Investoren braucht, um erfolgreich zu sein.

Als Investor sollte man sich schon vorab über den eigenen Fokus im Klaren sein und dann entscheiden, an welchen Pitches man teilnehmen möchte. Idealerweise kommt man zu zweit. In den Pausen können die Investoren schon erste Gespräche führen. Diese Zeit sollten sie unbedingt nutzen, um erste wertvollen Kontakte mit interessanten Unternehmen zu knüpfen.

Seedmatch: Was sind die aktuellen Startup-Trends beim CASHWALK?

Andy Goldstein: Zurzeit gibt es eine wahre Flut an Food Startups, eine große Anzahl an Gründungen im Bereich Kryptowährung und Blockchain. Aber auch A.I. und Big Data liegen im Trend.

Seedmatch: Wie definieren Sie Erfolg für Ihren CASHWALK?

Andy Goldstein: Für uns ist CASHWALK dann erfolgreich, wenn wir gut vorbereitete Teams, interessierte Investoren haben und wir im Anschluss hören, dass sich daraus viele Partnerschaften und Finanzierungen entstanden ergeben haben.

Seedmatch: Vielen Dank. Wir wünschen Ihnen inspirierende Gespräche und eine hohe und nachhaltige Vermittlungsquote.

Andy Goldstein: Vielen Dank, es hat mich sehr gefreut und ich hoffe, Sie genießen CASHWALK.

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