Oncgnostics: “Die Großen gehen dazu über, vielversprechende kleine Firmen zu kaufen”

Dr. Martina Schmitz (l.) und Dr. Alfred Hansel (r.) von oncgnostics.

Die Diagnose Krebs hat trotz vieler Fortschritte in der Medizin ihren Schrecken nicht verloren. Im Gegenteil: Erkrankten doch 2012 weltweit über 14 Millionen Menschen an Krebs, über 8 Millionen starben an einer Krebserkrankung – Tendenz noch immer steigend. Unser neues Funding oncgnostics will gemeinsam mit den Seedmatch-Investoren Krebs den Kampf ansagen. Wir sprachen mit den Geschäftsführern Dr. Martina Schmitz und Dr. Alfred Hansel über ihre bisherigen Erfolge mit ihrem ersten Produkt GynTect und welche neuen Projekte sie nun Dank der Crowd angehen wollen, damit der geplante Exit gelingt.


Dr. Martina Schmitz (l.) und Dr. Alfred Hansel (r.) von oncgnostics.Seedmatch: Hallo Frau Schmitz, hallo Herr Hansel und herzlich willkommen. oncgnostics startet morgen für sein Produkt GynTect die zweite Finanzierungsrunde auf Seedmatch. Warum? Werden junge Frauen etwa trotz dieser Innovation bei einem Infektionsnachweis immer noch unnötig operiert?

Dr. Alfred Hansel: Dank der Crowdfunding-Kampagne im letzten Jahr und der Spiegelung der Summe durch unseren bestehenden Investor, die bm|t, haben wir im letzten Jahr schon viel erreicht!
Wir haben weitere Studiendaten veröffentlichen können und darüber hinaus gemeinsam mit der Frauenklinik unsere prospektive Studie auf die Beine gestellt, die diesen Monat noch starten soll. Der Weg, mit einem Medizinprodukt in den Markt zu kommen, ist immer ein langer und wir benötigen eine noch breitere Datenlage zur klinischen Performance von GynTect, um die Akzeptanz in Fachkreisen zu erhöhen. Außerdem müssen die Frauenärzte und natürlich die Frauen selber von GynTect erfahren. Hier arbeiten wir an allen Fronten. Dabei ist auch die Crowd gefragt: Sprecht mit euren Freunden und Verwandten, mit euren Frauenärzten, … und steigert so die Nachfrage nach GynTect!
Denn tatsächlich wird immer noch viel zu häufig operiert, werden Eingriffe vorgenommen, die nicht notwendig sind.

Seedmatch: Dadurch erhöht sich die Gefahr von Komplikationen bei einer Schwangerschaft. Laut den Medien bekommen Frauen immer später Kinder. Was vor 20 Jahren noch als Risikoschwangerschaft galt, scheint gesellschaftliche Normalität zu werden. Werden dadurch die Spätfolgen einer vielleicht unnötigen Entfernung von auffälligem Gewebe zusätzlich potenziert?

Dr. Martina Schmitz: Grundsätzlich wird bei einer sogenannten Konisation, bei der auffälliges Gewebe am Muttermund entfernt wird, der Gebärmutterhals verkürzt, was das Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt stark erhöht. Je mehr Gewebe entfernt wird, desto größer das Risiko. Natürlich wollen auch ältere Frauen mit schon abgeschlossener Familienplanung nicht unnötig operiert werden, aber bei noch offenem Kinderwunsch sind die Folgen einer Operation nicht trivial und diese gilt es zu vermeiden!

Seedmatch: Kurz nach der Jahrtausendwende gab es einige Diskussionen um die Einführung der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Machen, nicht machen, bietet es Schutz und gibt es Nebenwirkungen oder Spätfolgen? Ich gebe zu, die Debatte über die Jahre nicht weiter verfolgt zu haben, aber mit der flächendeckenden Impfung, so dachte ich, gehöre Gebärmutterhalskrebs der Vergangenheit an.

Dr. Martina Schmitz: Es wäre toll, wenn das so wäre, denn das wäre die erste Ausrottung einer Krebserkrankung überhaupt! Jedoch wirkt die Impfung ja nicht gegen den Krebs an sich, sondern gegen eine Infektion mit, je nach Impfstoff, 2 bzw. 7 der krebsauslösenden Virustypen. Die Impfung verhindert also, dass die Frau (oder auch der Mann) sich mit diesen Virustypen infizieren kann. Jedoch gibt es 14 verschiedene, Gebärmutterhalskrebs auslösende Viren, so dass bei flächendeckender Impfung die Erkrankungswahrscheinlichkeit zwar abnimmt, der Krebs aber nicht ausgerottet wird. Weiterhin herrscht gerade in etlichen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, eine große Impfskepsis, weshalb von den für die Impfung in Frage kommenden Frauen weniger als 40 % geimpft sind.

Seedmatch: Wissen Sie, wie groß die Anzahl der auffälligen Befunde ist und wie oft tatsächlich diese Form des Krebses auftritt?

Dr. Alfred Hansel: Es kursieren verschiedene Zahlen. Prinzipiell gibt es bei 16,5 Millionen Pap-Abstrichen etwa 200.000 auffällige Pap-Befunde in Deutschland jedes Jahr, sogenannte Pap III oder IIID Befunde. Hier wird in der Regel beobachtet und wenn man nicht weiß, wohin die Auffälligkeit führt, dann wird oft operiert. Auch Pap IV Befunde, also eigentlich ein Befund mit deutlichen Krebsanzeichen, gibt es über 20.000 in Deutschland pro Jahr. Hochgerechnet sollten sich aber ohne Früherkennung oder sonstige Maßnahmen nicht mehr als 15.000 Krebsfälle pro Jahr ereignen. Diese Zahlen zeigen, wie häufig unnötig zum Messer gegriffen wird.

Seedmatch: Nur die Andeutung, es könne sich um eine Krebsvorstufe handeln, ist eine enorme psychische Belastung – geschweige denn eine OP und das Warten auf einen finalen Befund. Wie gehen die Patientinnen und ihr Umfeld damit um?

Dr. Martina Schmitz: Die psychische Belastung ist extrem hoch – immerhin ist hier die Angst da, eine Krebserkrankung zu bekommen. Dies führt dazu, dass die Frauen sich oft doch für eine Operation entscheiden mit der Begründung: „Dann bin ich es endlich los…!“ Dies jedoch mit den oben bereits beschriebenen Folgen bei noch bestehendem Kinderwunsch. Wir planen eine Studie zur Untersuchung der psychischen Auswirkungen, um die Angst und die psychischen Belastungen mal in Zahlen fassen zu können,

Seedmatch: Mediziner und Forscher im Allgemeinen sind meist für ihre sehr nüchterne Betrachtungsweise bekannt. Aber unter uns: Macht es Sie eigentlich wütend, wenn Sie von Fällen und Beispielen hören, wo Frauen nicht ausreichend beraten, vorabgeklärt und damit unnötig den Risiken eines Eingriffs ausgesetzt werden? Noch dazu wenn Ihr Produkt das hätte vermeiden können?

Dr. Martina Schmitz: Mit emotionalen Ausbrüchen kommen wir hier nicht weiter, daher versuchen wir ja mit all unseren Möglichkeiten, GynTect bekannt zu machen und die Ärzte vom Nutzen zu überzeugen.

Seedmatch: Was konnten Sie Dank der Seedmatch-Kampagne 2016 für GynTect erreichen?

Dr. Alfred Hansel: Wie oben bereits erwähnt, konnten wir besonders auf Studienseite viel erreichen und erhoffen uns vor allem von der jetzt startenden, prospektiven Beobachtungsstudie den endgültigen Beweis für die Einmaligkeit von GynTect erhalten zu können.
Darüber hinaus konnten wir auf der Vertriebs- und Marketingseite einen großen Erfolg erzielen. GeneoDx, eine Tochterfirma des großen staatlichen SINOPHARM-Konzerns hat zu Beginn des Jahres 2017 die exklusive Lizenz für den chinesischen Markt erworben. Neben substanziellen Umsätzen durch erste Upfrontzahlungen sind wir hier dabei, in einen der größten Märkte überhaupt einzusteigen. Die Zulassung durch die chinesische Behörde wird noch etwa 2 Jahre dauern, danach können wir mit dem Markteintritt in diesen hoch attraktiven Markt rechnen.

Seedmatch: Mal abgesehen vom reinen Investment, wie kann euch die Crowd noch unterstützen?

Dr. Alfred Hansel: Wir brauchen die Crowd als Multiplikator, um grad im recht schwierigen heimischen Markt das Konzept von GynTect bekannt zu machen und die Nachfrage zu steigern. Für uns, aber natürlich auch für die Frauen selbst, ist es daher wichtig, beim Besuch des Frauenarztes diesen auf GynTect anzusprechen! So können wir Nachfrage generieren und einen Markt für GynTect in Deutschland schaffen.

Seedmatch: Zur Zeit sind die großen internationalen Pharmakonzerne wie Roche, Pfizer und Johnson & Johnson insbesondere im Bereich der Onkologie im „Kaufrausch“. Es häufen sich die Nachrichten von spektakulären Übernahmen kleinerer Biotech-Firmen. Wie erklären Sie sich den verstärkten Zukauf der Großen sowie die neue Dynamik im Biotechnologiemarkt mit Fokus Krebs?

Dr. Alfred Hansel: Die Großen haben vor einigen Jahren aus Kostengründen verstärkt ihre eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zurückgefahren und sich auf das bestehende Produktportfolio konzentriert. Sich gegen Wettbewerber zu behaupten heißt aber auch, neue Innovationen in den Markt zu bringen und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Kleine Firmen kommen aber wesentlich schneller zu solchen spannenden Innovationen, weshalb die Großen dazu übergehen, vielversprechende kleine Firmen zu kaufen, um ihr eigenes Produktportfolio gezielt zu ergänzen.

Seedmatch: Hat diese Marktbelebung Auswirkungen auf Ihre Geschäftsplanungen und -erfolge?

Dr. Martina Schmitz: Eine solche strategische Allianz mit einem Großen ist genau der Fall, den wir und unsere Investoren anstreben, um so einen lukrativen Exit für alle herbeizuführen. Besonders in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge tut sich viel und viele Firmen müssen sich hier zu ihren Wettbewerbern abgrenzen. Doch auch unsere Pipelineprojekte sind nicht unattraktiv, so dass wir sehr zuversichtlich sind in den nächsten 3-4 Jahren einen Käufer für GynTect oder die oncgnostics zu finden.

Seedmatch: Warum lohnt sich ein Investment in Oncgnostics sowohl für Neuinvestoren als auch Wiederholungstäter?

Dr. Martina Schmitz: Wie grad schon erwähnt ist unser Ziel, durch Verkauf von GynTect oder der gesamten Firma den Exit für alle Investoren zu realisieren. Beispiele der letzten Jahre zeigen, dass für Firmen mit nur einem einzigen Produkt in der Diagnostikbranche zwischen 30 und 60 Millionen Euro gezahlt wurden. Nimmt man einen „schlechten“ Fall von 35 Millionen Euro an, so würde ein Investor dieser Seedmatchrunde fast das Dreifache seines Investments wieder zurückbekommen. Ein durchaus lukratives Geschäft – mit Potenzial nach oben.

Seedmatch: Vielen Dank Frau Schmitz und Herr Hansel für die angenehme Visite. Wir wünschen Ihnen auch im Namen aller Frauen eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne.

Dr. Martina Schmitz: Vielen Dank! Wir sind zuversichtlich und bedanken uns bereits jetzt für das entgegengebrachte Vertrauen aller Investoren!

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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. 

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