MÖVE: „Wir kamen uns vor wie Luke Skywalker“

Altbewährtes hat, wie der Name schon sagt, sich lange Zeit bewährt – daher stellen wir es nicht mehr in Frage, werden blind für seine Potenziale und vermuten Innovationen eher in Produktneuheiten. Dabei muss man das Rad nicht immer neu erfinden, sondern neu denken. Den Gründern Marcus Rochlitzer und Tobias Spröte von Möve Bikes, unserem aktuellen Fundings, gelang diese Meisterdisziplin. Wir wollten wissen, wie…

Seedmatch: Hallo Tobias, hallo Marcus, herzlich willkommen. Ihr zwei kennt euch aus dem Studium, richtig? Wolltet ihr schon immer danach etwas Gemeinsames aufbauen oder habt ihr eher zufällig wieder zusammen gefunden?

Marcus Rochlitzer: Ja richtig, wir haben uns im Studium kennen und schätzen gelernt. Daraus entstand bereits in den ersten Semestern eine enge Freundschaft. Wir haben ebenfalls schnell herausgefunden, dass sich unsere Fähigkeiten wunderbar ergänzen, was uns in der gemeinsamen Vorbereitung auf Klausuren und in der Zusammenarbeit bei Studienarbeiten zu einem erfolgreichen Duo verband. Tobias war und ist schon immer der Kreativere und Kommunikationsfreudigere von uns beiden. Meine Stärken liegen im, wie Tobias scherzhaft sagen würde, “pedantisch-analytischen” Denken. Nach dem Studium trennten sich im Jahr 2005 unsere Wege, der Kontakt riss jedoch zu keiner Zeit ab. Mich verschlug es nach Stuttgart zu einem Automobilzulieferer und Tobias blieb in Thüringen und baute als Vertriebsleiter den Standort für ein namhaftes Ingenieurbüro aus Süddeutschland auf.

Im Jahr 2012 kam Tobias, der zwischenzeitlich sein eigenes Ingenieurbüro für Produktentwicklung gegründet hatte, auf mich zu, da eine Stelle als Entwicklungsleiter vakant war. Sein Angebot passte zu diesem Zeitpunkt sehr gut zu meiner privaten Situation. Es war also kein Zufall, dass wir wieder zusammengefunden haben.

Seedmatch: MÖVE ist eine weit über 100 Jahre alte Fahrradmarke, die zweitälteste in Deutschland überhaupt. Wie kamt ihr auf die Idee, dieser Tradition mit ihrem starken Namen wieder neues Leben einzuhauchen?

Tobias Spröte: Als gebürtiger Mühlhäuser ist einem die Marke MÖVE natürlich ein Begriff. Mich verbindet darüber hinaus familiär einiges mit der Marke und dem Unternehmen. So erwarb mein Großvater nach der “Wende” einen Teil des ehemaligen VEB-Betriebes von der Treuhand. Dieser VEB-Betrieb war das direkte Nachfolgeunternehmen der bis 1961 aktiven Möve Fahrräder und auf die Herstellung von Maschinen und Anlagen zur Produktion von Fahrzeugsitzen spezialisiert. Aus diesem VEB-Betrieb, den Restbeständen an Maschinen und Anlagen und einem Mitarbeiterstamm an Fachleuten entstand 1994 die Möve Metall GmbH. Das mittelständische Unternehmen produziert erfolgreich bis in die heutige Zeit Automatisierungsanlagen für die Fahrzeugsitzindustrie und ist damit der Spezialisierung aus DDR-Zeiten treu geblieben. Die Möve Metall GmbH ermöglichte mir von 2001 bis 2005 mein duales Maschinenbaustudium. Während dieser Zeit lernte ich die beeindruckende Fahrradgeschichte des Unternehmens kennen und verliebte mich in die Marke. So stöberte ich unzählige Male gemeinsam mit meinem Großvater durch die Archive und bestaunte die Geschichte der Möve Fahrräder. Im Jahr 2007 erwarb ich mein erstes Möve Fahrrad bei eBay und die Leidenschaft war geweckt.

Im Jahr 2009/10, ich war mittlerweile Vertriebsleiter eines namhaften Ingenieurbüros aus Süddeutschland, kam ich über ein Entwicklungsprojekt für den größten deutschen E-Bike-Antriebshersteller Bosch erstmals beruflich mit meiner Leidenschaft, dem Radfahren, in Berührung. Ich erkannte das Marktpotential elektrischer Antriebe, obwohl diese zu Beginn des neuen Jahrtausends, also beim ersten Versuch, den Markt zu erobern, kolossal gescheitert waren. Schnell reifte in mir die Idee, die mittlerweile verbesserte Technik mit der einstigen Traditionsmarke zu verbinden, um innovative Fahrräder mit einer Seele zu produzieren. Zu meiner Überraschung lag die Marke Möve Fahrräder brach und ich sicherte mir im Jahr 2011 die Markenrechte. Dies war das Fundament für die spätere Umsetzung, wobei wir ja bekanntermaßen von den elektrischen Antrieben vorerst Abstand genommen haben.

Seedmatch: Der unschlagbare Vorteil an der Wiederbelebung alter Marken mit exzellentem Ruf ist, dass man generationsübergreifend die ehemalige Kundenschicht wieder aktivieren kann und dadurch auch den Zugriff auf neue Zielgruppen bekommt. War das bei euch ebenso der Fall?

Marcus Rochlitzer: Teilweise. Wir sind häufig überrascht, welche Markenpräsenz MÖVE im gesamten Bundesgebiet und in den Beneluxstaaten besitzt. Hierbei handelt es sich meistens um die mittlere und ältere Generation, also Menschen, die in ihrer Kindheit oder aufgrund der Prägung durch ihre Eltern und Großeltern mit der Marke in Berührung gekommen sind. Die junge Generation kann mit der Marke bisher weitestgehend nichts oder nur aus Erzählungen etwas anfangen.

Seedmatch: Das Besondere an euren Fahrrädern ist der innovative Antrieb, der eine deutlich bessere Kraftumsetzung ermöglicht. Wenn ich richtig informiert bin, hat euch ein sehr betagter Ingenieur mit seinen Skizzen und Ideen zu diesem Antrieb inspiriert. Das klingt ein bisschen wie aus einem Hollywood-Drehbuch.

Tobias Spröte: Man könnte glauben, die Story sei einem Hollywood-Drehbuch entsprungen, aber es hat sich tatsächlich so zugetragen. Es war 2012, als wir über die Wiederauferstehung der Marke MÖVE in Form von E-Bikes “Made in Germany” nachdachten. Wir hatten bereits den Fahrradrahmen samt Anschlussgeometrie konstruiert, die Komponentenauswahl getroffen und das erste Material gekauft. Das alles geschah nach Feierabend, da wir mit dem Ingenieurbüro alle Hände voll zu tun hatten. Leider gab es jedoch die ersten Schwierigkeiten, da wir vom größten E-Bike-Antriebshersteller Deutschlands wegen zu geringer Abnahmemengen eine Absage zur Zusammenarbeit erhielten. Wir recherchierten nach Antriebsalternativen und wie es der Zufall so wollte, bekam die lokale Presse von unserem Vorhaben Wind. Wir erhielten eine relativ große mediale Aufmerksamkeit aufgrund eines ,,Seite Eins’’-Artikels in der Thüringer Allgemeinen.

Diesen Zeitungsartikel nahm ein zu dieser Zeit bereits 82-jähriger Erfinder zum Anlass, um Kontakt mit uns aufzunehmen und uns seine Idee vorzustellen. Ich erinnere mich noch bildlich an die E-Mail, das erste Telefonat und die Pergamentzeichnungen seines Konzeptes. Wir trafen uns persönlich, lernten uns schnell schätzen und versuchten, das Prinzip hinter seiner Idee zu verstehen. Um in der Hollywood-Metapher zu bleiben: Wir kamen uns vor wie Luke Skywalker, der gerade versucht, die Grundprinzipien der “Macht” bei Meister Yoda zu erlernen. Wir erhielten die Erlaubnis, die Pergamentskizzen in unsere Simulationssoftware zu übertragen und waren sehr schnell vom Grundprinzip und der Wirkweise überzeugt. Aufgrund unserer Erfahrung in der Produktentwicklung und Firmengründung wussten wir jedoch, welche immensen Herausforderungen zur Umsetzung noch gelöst werden mussten. Der Erfinder traute uns die Umsetzung zu und wir einigten uns auf einen kleinen finanziellen Ausgleich für seine Konzeptidee. Viel wichtiger war dem Erfinder jedoch, dass sein “Baby” irgendwann tatsächlich das “Licht der Welt” erblicken würde. Daher versprachen wir ihm, sein Konzept in ein reales Produkt zu überführen, welches irgendwann den Menschen dabei hilft, ohne elektrische Unterstützung entspannt und leicht mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.

Seedmatch: Wie kann ich mir diesen Antrieb vorstellen? Ist er mit der Leistung eines E-Bikes irgendwie vergleichbar?

Marcus Rochlitzer: Diese Frage begegnet uns häufiger. Natürlich wird unser Möve Fahrrad nicht von zusätzlichen 250 Watt angeschoben wie ein E-Bike im Turbomodus. Es ist aber tatsächlich so, dass ein Großteil der Kunden den Effekt wie ein E-Bike in der untersten Fahrstufe (Eco-Modus) beschreibt. Dies deckt sich auch mit unseren Messreihen und entspricht in der Realität ca. einem Viertel der Leistung eines E-Bikes im Turbomodus, welche durch den cyfly-Antrieb effizienter umgesetzt werden. Damit sich jeder Interessent vom Effekt überzeugen kann, bieten wir bei unseren Fachhändlern Testräder an und fordern die Radler zu ausgiebigen Probefahrten auf. Zusätzlich gibt es mit einer ,,try and buy’’-Strategie die Möglichkeit, das Möve Fahrrad gegen eine Art Versandaufpreis zu sich oder zum Händler schicken zu lassen. Findet danach ein Kauf statt, wird dieser Preis verrechnet. Bisher konnten alle Fahrräder mit dieser Aktion erfolgreich verkauft werden. Da wir von unserem Produkt überzeugt sind, räumen wir außerdem ein 30-tägiges Rückgaberecht ein.

Seedmatch: Mich fasziniert bei euch die ungewöhnlich starke Anhäufung von sehr klugen Entscheidungen in einem einzelnen Unternehmen: 1.) Die Entwicklung eines Produktes, das sich dem Menschen anpasst und nicht umgekehrt, wie leider immer noch sehr oft üblich. 2.) Durch Wiederbelebung einer alten Marke habt ihr einen starken Identitätsanker, sowie den generationsübergreifenden Zugriff auf eine ehemals treue Käuferschicht gewonnen. 3.) Durch das hybride Vertriebsmodell verbindet ihr die Potenziale der online- und offline-Konsumwelt miteinander. Welche Effekte auf eure KPIs konnten damit freigesetzt werden?

Tobias Spröte: Vielen Dank! Die übergeordnete Idee dahinter ist Nachhaltigkeit. Dies beginnt damit, dass man sich bei täglichen oder längeren Fahrradtouren absolut wohl fühlt und keine Schmerzen hat. Neben der Funktionalität unserer Fahrräder spielt heutzutage die Heritage eines Produktes eine wichtige Rolle, denn sie verleiht diesem eine Seele. Diese Seele entsteht jedoch nicht durch den Markennamen als solchen, sondern durch die Menschen, die dieses Produkt mit ihrer Leidenschaft erschaffen. Diese nachhaltige Idee der Wiederbelebung einer alten Marke wird von unserem gesamten Möve Team, also vom Praktikanten bis zur Geschäftsleitung, getragen. Das hybride Vertriebsmodell ist unsere Interpretation einer Symbiose aus modernem E-Commerce und traditionellem Kundenservice samt persönlicher Vertrauensperson, also dem Fachhändler um die Ecke. Ausgiebiges Testen des USPs unserer Möve Fährräder mit cyfly-Antrieb, das bequeme Individualisieren des persönlichen Möve Fahrrades im Online-Shop und ein späterer Service des Fahrrades beim Händler ist unsere Idee einer nachhaltigen Customer Journey.

Die Effekte auf unsere KPIs sind dabei ebenso nachhaltig. Eine enge Kundenbeziehung, sehr hohe Kundenzufriedenheitswerte, eine Reklamationsquote von unter 0,25 % und eine Verkaufsquote von über 60 % nach einer Probefahrt sind für uns wichtige Indikatoren, dass unsere Entscheidungen richtig waren.

Seedmatch: Morgen startet eure Crowdfunding-Kampagne auf Seedmatch. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Tobias Spröte: Wir haben festgestellt, dass im gleichen Verhältnis zur Anzahl von Probefahrern (m/w) auch die Kundenzahl steigt. Die Anzahl an Probefahrern ist bei unserem Produkt, welches man im wahrsten Sinne des Wortes “erfahren” muss, abhängig von der Anzahl unserer Fachhändler. Weiterhin gibt es zahlreiche Interessenten, die vom Produkt überzeugt sind, jedoch noch mit den derzeitigen Einstiegspreisen hadern. Beides, Kundenzahl und Einstiegspreise, sind eng miteinander verknüpft, da wir Skaleneffekte im Einkauf nur dann an die Kunden weitergeben können, wenn die Verkaufszahlen steigen. Mit der Crowd können wir unseren Vertrieb stärken, den Händler-Ausbau in Europa vorantreiben und damit den Absatz steigern. Dies wiederum wird es uns bereits ab kommender Saison ermöglichen, interessante Modelle zu Einstiegspreisen ab 1.500 € zu kreieren.

Seedmatch: Welche Argumente für eine positive Investmententscheidung könnt ihr unseren Lesern mitgeben?

Tobias Spröte: Nach dreijähriger Entwicklungszeit und einem Marktstart im August 2017 stehen wir noch ganz am Anfang. Nichtsdestotrotz konnten wir schon umfangreiche Medienberichterstattung wie z. B. im Spiegel Print, Manager Magazin, Focus, Welt, Spiegel TV u. v. m. verzeichnen und auch die bisherige Umsatzentwicklung bestätigt die Kundennachfrage nach der einzigartigen Fahrunterstützung.

Marcus Rochlitzer: Aufgrund des umfangreichen Know-hows im Unternehmen ist es uns möglich, schnell auf verschiedene Markteinflüsse und Trends reagieren zu können. Eine Produktpalette von mittlerweile acht Produkten mit unterschiedlichsten Konfigurationsmöglichkeiten sowie individuellen Anpassungen bestätigt das.

Seedmatch: Vielen Dank euch beiden für das spannende Interview.
Für eure Kampagne wünschen wir euch volle Fahrt voraus!

Tobias Spröte: Vielen Dank.

Marcus Rochlitzer: Ja, danke für die Möglichkeit, unser Projekt auf eurer Plattform vorzustellen.

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. 

2 Comments

  1. Max
    22. Juli 2018

    Potentiellen Investoren sollte eine neutrale Betrachtung und Bewertung der Firma Möve ermöglicht werden. Das Interview ist hierzu nicht geeignet. Eine vollkommen unkritische Übernahme der Aussagen von Möve zu angeblichen Leistungszuwächsen. Kein Hinterfragen bezüglich Nachweis. Möve ist diesen (nachvollziehbaren) Nachweis nämlich bis heute schuldig geblieben, hiermit setzt sich seit Jahren das Tour-Forum sehr kritisch auseinander.

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    1. Kirsten Petzold
      23. Juli 2018

      Hallo Max,

      vorrangiges Ziel des Gründerinterviews ist es, potenziellen Investoren einen Eindruck von den Gründerpersönlichkeiten, ihrem Background und ihrer Motivation zu bieten. Vielen Investoren ist es wichtig, mehr über das Team hinter dem Produkt zu erfahren, bevor sie investieren. Das kann und soll das Interview leisten. Eine vollkommen umfassende Betrachtung eines Unternehmens inklusive aller technischen, finanziellen und sonstigen Fragestellungen würde den Rahmen eines Interview-Blogbeitrags sprengen. Potenzielle Investoren, die sich tiefergehend informieren möchten, haben dazu auf der Fundingseite die Möglichkeit und finden dort z. B. Investmentstory und Video, aber auch einen umfangreichen Businessplan inkl. detaillierter Informationen zum Produkt, Finanzkennzahlen, etc. Zudem besteht die Möglichkeit, sich im Dialogbereich direkt mit dem Unternehmen auszutauschen und nach Studium der Dokumente eventuell offen gebliebene Fragen zu adressieren. Hierzu bist auch du jederzeit herzlich eingeladen.

      Herzlichst,
      Kirsten

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