Desino: Erfolgreiche Produkte sind „menschlich“

„Die Menschen wollen keine sechs Millimeter großen Bohrer, sie wollen sechs Millimeter große Löcher in den Wänden“, mahnte stets der renommierte Harvard-Marketingprofessor Theodore Levitt seine Studenten. Warum war er so erpicht, dieses Wissen in die jungen Köpfe einzupflanzen? Jedes Jahr werden 30.000 neue Konsumgüter auf den Markt gebracht. Weit über 90 Prozent sind Flops. Viele dieser Ladenhüter werden an den durchschnittlichen Verbraucher im jeweiligen demografischen Segment gestaltet – doch der reale Kunde passt seine Wünsche und Bedürfnisse nicht einem statistischen Mittelwert an. Ein gutes und erfolgreiches Produkt wird immer am konkreten Kunden und an seinen Bedürfnissen entwickelt. Eben am Menschen. Und genau diese Erkenntnis wurde zur Initialzündung für die Gründer von Desino: Produktdesigner Thyl Junker, Sportwissenschaftler Daniel Levedag sowie Roman Pagano, spezialisiert auf medizintechnischen Maschinenbau. Mit einem bisher nie dagewesenen ganzheitlichen Konzept entwickelte das Trio Rollstühle direkt am Kunden. Das besondere: In den gemeinsamen Gesprächen mit der Zielgruppe nahmen sich die Entwickler auch den gehenden Menschen zum Vorbild. Herausgekommen ist ein einzigartiges Rollstuhlfahren, welches die positiven Effekte des Laufens auf die Rollstuhlfahrer überträgt. Wie kommt man auf so eine Idee, wie groß ist der Markt und wie finden die Rollstuhlfahrer das Mehr an Bewegung – wir haben nachgefragt.

Seedmatch: Hallo ihr drei, vielen Dank, dass ihr trotz des Kampagnenstarts euch die Zeit für unsere Fragen genommen habt. Produkte werden idealerweise am Menschen und seinen Bedürfnissen entwickelt. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, oder?

Daniel Levedag: Das sollte man meinen. Jedoch werden Produkte oft anhand neuer Technologien oder Trends entwickelt und weniger anhand des natürlichen Verhaltens des Menschen. Unsere Idee ist es, das natürliche Bewegungsbedürfnis auch Menschen zu ermöglichen, denen ein solcher Bewegungsablauf nur eingeschränkt möglich ist.

Seedmatch: Von allen möglichen Produkten, warum ausgerechnet Rollstühle? Keiner von euch sitzt in einem Rollstuhl. Die meisten Menschen tun sich schwer, eine Zielgruppe zu fokussieren, zu welcher sie selbst nicht gehören bzw. die nicht in ihrem näheren Umfeld repräsentiert wird.

Thyl Junker: Am Anfang stand die Idee, die Bewegung des Laufens auf das Sitzen zu übertragen.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit lieferte Professor Hatto Grosse von der Köln International School of Design mit einer Aussage den entscheidenden Impuls für das Konzept: „Der optimale Stuhl ist nicht der bequemste, sondern der, der zum wieder Aufstehen auffordert.“
Zuerst standen Bürostühle und Fahrzeugsitze im Fokus. Nach einem Gespräch mit einem Rollstuhlfahrer auf der Straße war jedoch sofort klar: Das Konzept des dynamischen Sitzen bringt den Rollstuhlfahrern noch viel mehr als Anderen. Hier war ein immenser Bedarf und die positive Wirkung am größten. Gespräche mit Experten aus der Sportwissenschaft und der Medizin bestätigten diese Annahme und so war das Konzept des dynamischen Sitzens für Rollstühle geboren.

Seedmatch: Wie habt ihr euch als Team eigentlich zusammengefunden? Euer Background ist doch sehr verschieden.

Daniel Levedag: Thyl und ich haben uns auf einem Seminar für Unternehmensgründung an der Deutschen Sporthochschule Köln kennengelernt. Thyl hat dort sein Konzept für dynamische Rollstühle vorgestellt. Als Sportwissenschaftler war ich von der Innovation der Produktidee begeistert. Da wollte ich unbedingt dabei sein. Gemeinsam haben wir uns dann für ein Existenzgründerstipendium beworben. Die erste Bewerbung für das Stipendium wurde abgelehnt, weil uns für die Umsetzung ein Medizintechniker fehlte. Die RWTH Aachen konnte sich in diesem Bereich deutlich profilieren. Dort haben wir Roman kennengelernt und konnten ihn schnell überzeugen. Mit Roman wurde unser Team nicht nur um eine wichtige Schlüsselkompetenz erweitert. Er brachte auch viele wichtige Kontakte und Partner mit ins Boot.

Seedmatch: Könnt ihr kurz darlegen, was sich für einen Rollstuhlfahrer durch das sogenannte dynamische Sitzen ändert?

Thyl Junker: Das dynamische Sitzen bringt dem Rollstuhlfahrer – wie der Begriff schon sagt – eine bisher im Rollstuhl nicht vorhandene Bewegung. Diese Bewegung hat zahlreiche Vorteile. Die Rückenmuskulatur wird aufgelockert und Krämpfe sowie Spastiken können reduziert werden. Zusätzlich werden die Bandscheiben durch die Bewegung besser versorgt und bleiben somit deutlich länger gesund. Die Verdauung wird durch die Bewegung besser aktiviert und Druckgeschwüre, sogenanntes “Wundsitzen”, gemindert.
Eine unglaubliche Erleichterung der körperlichen Alltagsbelastung bietet unser Hebelantrieb. Durch die verbesserte Kraftumsetzung konnten wir 50 % der Belastung auf das Schultergelenk reduzieren. Das ist für Rollstuhlfahrer ebenfalls ein wichtiger Baustein, lange gesund zu leben. Durch die Überstrapazierung der Arme und Schultern über Jahre hinweg entstehen beim herkömmlichen Hebelantrieb viele Schädigungen. Glaubt man der Fachliteratur, gilt Entsprechendes auch für die Handgelenke.

Seedmatch: Letztes Jahr brach sich meine Großmutter das Bein und war lange Zeit an den Rollstuhl gebunden. In dieser Zeit baute ihre Muskulatur stark ab, sie hatte Verdauungsprobleme, schmerzende Handgelenke durch die Greifräder und längere Strecken sowie der Aufenthalt in ihrem Garten waren nicht möglich. Es war eine schwere Zeit für sie. Könnte euer Rollstuhl auch älteren Menschen helfen, in so einer Phase als auch dauerhaft gesündere Mobilität zu erreichen?

Daniel Levedag: Also ich denke, dass in diesem Fall unser radius perfekt für deine Großmutter gewesen wäre. Über unseren ergonomischen Hebelantrieb wäre für sie nämlich ein gesünderer und vor allem auch aktiverer Alltag entstanden. Die alternierende Bewegung der Hebel hilft dabei Muskulatur in Rumpf und Rücken aufzubauen. Schon eine eine tägliche Spazierfahrt von zehn Minuten mit unserem radius hätte genügt, um dem Muskelabbau effektiv entgegenzuwirken. Gleichzeitig hätte sich das dynamische Sitzen positiv auf ihre Verdauung ausgewirkt. Auch die Schmerzen in den Handgelenken wären durch die Hebel reduziert gewesen. Sicherlich haben die Schmerzen in den Handgelenken sie auch noch davon abgehalten, sich viel im Rollstuhl fortzubewegen. Auch das wird dann ein Problem, weil man sehr inaktiv wird und schnell abbaut. Das wirkt sich dann natürlich auch negativ auf die Psyche aus.

Seedmatch: Wie groß ist demnach die Zahl an Rollstuhlfahrern allein in Deutschland? Und wie viele davon könnten euren Rollstuhl nutzen?

Thyl Junker: Laut statistischem Bundesamt sind ca. 1,5 Millionen Menschen kurz- oder langfristig auf einen Rollstuhl angewiesen. Unsere Rollstühle können all denjenigen Rollstuhlfahrern helfen, die sich selbstständig noch aus eigener Kraft fortbewegen können.

Seedmatch: Mit der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft wird dieser Markt künftig deutlich wachsen. Wie werden sich eure Zielgruppe und die Healthtech-Branche in den nächsten zehn Jahren für euren Bereich entwickeln?

Daniel Levedag: Mit Sicherheit wird sich unsere Zielgruppe hierdurch noch einmal erweitern. Die Herausforderung wird dann sein, einen Stuhl mit dynamischem Sitzen zu entwickeln, der speziell auf die Geriatrie, sprich Altersmedizin, ausgelegt ist. Je nachdem wie alt die Personen sind, treiben sie die Stühle nicht mehr selber an und werden geschoben. Selbstverständlich ist auch hier die Bewegung wichtig oder besser gesagt notwendig. Hier tut sich für uns in Zukunft ein großer Markt und somit eine große Chance auf.

Seedmatch: Eure Vision ist das dynamische Sitzen für jeden Rollstuhlfahrer. Wie wollt ihr das erreichen? Einen Rollstuhl hat man doch sicherlich ein Leben lang und wenn man sich einmal für einen entschieden hat…?

Daniel Levedag: Ein Rollstuhl wird normalerweise nur ca. fünf Jahre genutzt. Wir möchten natürlich so viele Rollstuhlfahrer wie möglich bei einem Neukauf von unseren Rollstühlen überzeugen. Zusätzlich entwickeln wir aber auch das dynamische Sitzen als Anbauteil, um in Zukunft auch denjenigen Rollstuhlfahrern helfen zu können, die sich bereits vorher für einen anderen Rollstuhl entschieden haben.

Seedmatch: Das ist interessant. Heißt das, Rollstühle sind ein Stück weit vergleichbar mit Laufschuhen? Nach einer gewissen Zeit oder Anzahl an Kilometern benötige ich Ersatz?

Daniel Levedag: Das ist ein sehr guter Vergleich. Durch den ständigen Einsatz und den damit einhergehenden Verschleiß wird nach einer gewissen Zeit ein neuer Rollstuhl notwendig. Die Krankenkassen übernehmen üblicherweise dann die Kosten eines Neukaufs.

Seedmatch: Nochmal zurück zum dynamischen Sitzen für Rollstühle mit Greifrad. Lässt sich das wirklich nachrüsten? Was sagen die Top-Hersteller herkömmlicher Rollstühle zu eurer Idee?

Roman Pagano: Die exakte technische Lösung muss hier noch gefunden werden. Insbesondere die Adaptierung an verschiedene Rollstuhlmodelle wird eine Herausforderung darstellen. Es ergibt durchaus Sinn, das dynamische Sitzen zunächst nur ausgewählten Kooperationspartnern exklusiv zur Verfügung zu stellen. In dieser Hinsicht hatten wir bereits einige Gespräche mit einem Hersteller, der ernsthaftes Interesse bekundet hat.

Seedmatch: Ist das der Grund, warum ihr euch für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden habt? Plant ihr schon euren Exit oder geht es um die maximale Steigerung der Gesundheit und Mobilität von Rollstuhlfahrern?

Daniel Levedag: Wichtig ist es uns in erster Linie, möglichst vielen Rollstuhlfahrern gesündere Rollstühle anzubieten. Die Crowdfunding-Kampagne ermöglicht uns, deutlich bekannter zu werden und unsere Zielgruppen durch die mediale Aufmerksamkeit besser und flächendeckender anzusprechen und aufzuklären. Wir sind davon überzeugt, dass die gesunde Bewegung für Rollstuhlfahrer alternativlos ist und die öffentliche Wahrnehmung genügend Handlungsdruck auf unser Gesundheitssystem und alle daran Beteiligten ausüben kann. Auch wenn ich mich jetzt vielleicht aufrege: Es ist überall angestrebtes Ziel, ein längeres, gesünderes und aktiveres Leben zu führen und die Forschung und Industrie gibt dafür Unsummen aus. Die Fitness- und Gesundheitsbranche boomt – in einem Laufschuh steckt mittlerweile mehr Hightech als in einem Handy. Es kann doch nicht sein, dass wir 1,5 Millionen Deutsche sowie ca. 85 Millionen Menschen weltweit einfach da ausklammern und vergessen!

Seedmatch: Warum habt ihr euch bei der Investorenauswahl eurer Kampagne für die Seedmatch-Investoren entschieden?

Daniel Levedag: Seedmatch war sehr häufig auf Veranstaltungen vertreten, die ich besucht habe. Auf diese Weise entstanden sehr schnell persönliche Kontakte, durch die wir erst an das Crowdinvesting herangeführt wurden. Natürlich schaut man als Unternehmer auch nach Alternativen. Uns ist allerdings keine Plattform aufgefallen, die besser zu uns passen würde. Wichtig war uns nämlich, dass wir uns von der Crowd sehr viel mehr erhoffen als finanzielle Unterstützung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass so ziemlich jeder einen Rollstuhlfahrer in seinem Bekanntenkreis hat, dem er unsere Rollstühle empfehlen kann. Auch wertvolle Kontakte zu Ärzten und Therapeuten sind schon auf unterschiedlichste Art und Weise zustande gekommen. So schaffen wir zusätzlich Aufmerksamkeit und generieren neue Kunden. Wir sind überzeugt, dass die Crowd von Seedmatch perfekt zu unserem Vorhaben passt. Das war ein Hauptkriterium.

Seedmatch: Kurz und knapp: Warum sollte jeder in Desino investieren?

Daniel Levedag: Für uns stehen hier immer die Rollstuhlfahrer im Vordergrund. Wir haben die letzten Jahre mit viel Schweiß und Tränen drei Produkte entwickelt, die die Lebensqualität von Rollstuhlfahrern nachweislich steigern. Jetzt ist es an der Zeit die Aufklärungsarbeit zu leisten, um die Produkte an den Mann zu bringen. Hierzu brauchen wir die Unterstützung der Crowd und bieten ein durch Hochschulen, Ärzte und Krankenkassen validiertes Sitzkonzept, drei ausgereifte, mehrfach ausgezeichnete Produkte in Serienproduktion, eine umfangreiche Patentfamilie und eine Verbesserung der Lebensqualität von Rollstuhlfahrern auf einem konjunkturunabhängiger Wachstumsmarkt.
Wir brennen für unsere Idee und wünschen uns nichts mehr, als dass jeder Rollstuhlfahrer die Vorteile des dynamischen Sitzens erkennt. Wenn das erstmal geschehen ist, wird es für die DESINO kein Halten mehr geben.

Seedmatch: Vielen Dank. Wir wünschen euch eine gut anrollende und dynamische Crowdfunding-Kampagne!

Daniel Levedag: Vielen Dank! Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft und freuen uns auf die Kampagne.

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