Das Mc-Prinzip – so werden Produkte massentauglich

Man kann über McDonalds geteilter Meinung sein – aber wenn Sie im Urlaub nach vielen Tagen mit befremdlicher regionaler Küche das goldene M am Horizont blitzen sehen, werden Sie hingehen. Sie kommen ins Schnellrestaurant, atmen tief durch, freuen sich darüber, endlich etwas Vertrautes im exotischen Urlaubsland zu sehen. Und Sie werden ein, zwei Burger voller Wonne bestellen und genießen – auch, wenn Sie sonst im Alltag auf gesunde und abwechslungsreiche Ernährung fernab von Fastfood achten. Aber warum ist das so? Wir haben uns die Mechanismen hinter der Erfolgsgeschichte, die 1955 in Illinois begann, angesehen. Denn selbst in der heutigen Zeit findet das Mc-Prinzip auch unter den jungen Unternehmern nicht nur namentlich wieder viele Anhänger…

Das goldene M – es lockt in der Fremde, in der Partymeile, während einer langen Autofahrt. Wem nicht der Sinn nach Experimentieren steht, sondern einfach nur schnell und günstig einen Happen essen will, der landet dort. Obwohl jedes Schnellrestaurant der Marke einen anderen Grundriss, der Kassierer ein anderes Gesicht hat, ob ich mich in Deutschland oder in den USA befinde – McDonalds ist ein kleines Stück bekanntes Kulturgut. Die Restaurants sehen grundsätzlich gleich aus, das Essen ist identisch, das Werteversprechen dasselbe und der Prozess überall auf der Welt standardisiert. Ein Cheeseburger ist immer gleich: ein Hamburger-Patty in der Mitte eines Sesam-Brötchens, Ketchup, Senf, Gürkchen und Zwiebeln – fertig. In Asien, in Belgien, Australien oder auf der A4. Der Mensch als Gewohnheitstier liebt vertraute Rituale und Handlungen. Und genau bei diesem Bedürfnis setzt McDonalds an. Um schnell an möglichst vielen Orten die Menschen bei dieser Bedürfnisbefriedigung zu erreichen, entwickelte McDonalds ein besonderes Geschäftskonzept – das moderne Business Franchise, als dessen Erfinder die Fastfood-Kette nunmehr gilt.
So konnte das Unternehmen schnell wachsen, neue Märkte erobern und das Risiko minimieren. Die Franchisenehmer unterwarfen sich den Regularien und Richtlinien des Konzerns, wurden aber im Gegenzug intensiv geschult und beim Aufbau einer neuen Filiale unterstützt. Eine klassische Win-Win-Situation.

Das Mc-Versprechen

Durch das McDonalds-Konzept der „Unternehmensgründung light“ konnte zügig die Marktdurchdringung erreicht werden. Binnen kurzer Zeit wurde das moderne Business Franchise auch auf Wettbewerber und gänzlich andere Branchen übertragen. Laut dem deutschen Franchise Verband „existieren weltweit über 12.000 Franchise-Geber und 800.000 Franchise-Nehmer. Auch in Deutschland nimmt Franchising als Vertriebsform immer mehr zu – gab es 1995 erst 530 Franchise-Systeme in Deutschland, sind es mittlerweile schon über 950. Damit zählt Deutschland zu den europäischen Ländern mit der größten Dichte an Franchise-Betreibern, gefolgt von Großbritannien und Frankreich. Auch für die Zukunft wird der deutschen Franchise-Wirtschaft ein überdurchschnittliches Wachstum gegenüber der Gesamtwirtschaft prognostiziert.“ Nicht jedes Franchise-System trägt das schottische Namenselement. Doch das Mc/Mac feiert mittlerweile seine Renaissance, denn vielen Kunden wird damit ein Versprechen suggeriert:

  1. Wir sind der erste Systemanbieter in einem noch kleinteiligen, nicht vernetzten Markt.
  2. Wir schaffen dadurch wichtige Qualitäts-Standards.
  3. Wir sind gut erreichbar.
  4. Wir bieten ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
  5. Egal wo du uns antriffst – bei uns weißt du genau, was dich erwartet.
  6. Unsere Produkte sind für jeden.

1997 startete das Würzburger Unternehmen McFit seinen Siegeszug. Mit der simplen Idee, jedem die Möglichkeit zu geben, etwas für seine Fitness zu tun sowie dem Franchise-Konzept wurde das Unternehmen zu Europas führender Fitnessstudio-Kette. Mittlerweile trainieren über 1,2 Millionen Menschen in 240 Studios in fünf europäischen Ländern für ihre Fitness und Gesundheit. McFit war der erste Systemanbieter auf dem Markt. Auch wenn der Fitnessmarkt seit der Jahrtausendwende boomt und bis heute weiterhin stetig wächst – jeder zehnte Deutsche ist laut WirtschaftsWoche Mitglied einer Fitnessstudiokette (Einzelanbieter wurden nicht berücksichtigt) – kann der Wettbewerb den Pionier nicht mehr einholen. Mit 200 Studios ist Clever Fit zweitgrößter Platzhirsch auf dem Fitnessmarkt und kommt dennoch nur auf 385.000 Mitglieder.
Wer also die Mc-Tugenden beherrscht und dessen Branche noch nicht systematisch erschlossen wurde, hat gute Chancen, als Pionier nicht nur einen Boom zu initiieren, sondern grundsätzlich mehr Kunden dem Markt zuzuführen.
Er kann binnen vergleichsweise wenigen Jahren die Marktdurchdringung erreichen, sich als Branchenführer fest etablieren sowie Nachahmer auf sicheren Abstand halten – den Brüdern Richard und Maurice McDonald sei Dank.

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