„Crowdinvesting ist für uns ein großer Mehrwert“

Am Donnerstag startet das neue Venture Debt der traditionellen Uhrenmarke Askania. Ein Widerspruch zur jungen Startup-Szene mit revolutionären Produktneuschöpfungen? Keineswegs. Wir sprachen mit dem Gründer Leonhard R. Müller über die Entstehungsgeschichte der neuen-alten Askania und über die Vorteile der Schwarmfinanzierung.

Seedmatch: Askania ist eine sehr traditionsbewußte Marke mit einer sehr alten Firmengeschichte. Wie kamen Sie auf die Idee, ein Crowdinvesting zu starten?

Leonhard R. Müller: Als Berliner Uhrenmanufaktur wollen wir unsere Bekanntheit noch weiter steigern. Beim Crowdinvesting geht es uns nicht nur darum, Geld einzusammeln, sondern auch darum, unseren Bekanntheitsgrad deutlich zu steigern. Wir sehen gerade hier ein großes Potential, dass auch die Investoren, mit Ideen und Begeisterung von uns erzählen und unsere Marke an andere Interessierte weiter tragen. Crowdinvesting ist für unser Unternehmen ein großer Mehrwert mit dem Ziel, unsere Marke Askania einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Seedmatch: Was unterscheidet Askania von anderen Uhrenherstellern am deutschen Markt und in der DACH-Region? Eigentlich nehmen ja die Schweizer für sich in Anspruch, die besten Uhren zu produzieren.

Leonhard R. Müller: Der größte Unterschied besteht darin, dass wir unsere Uhren in Handarbeit, direkt in der Hauptstadt Berlin herstellen und jede einzelne Uhr mit viel Liebe zum Detail gefertigt wird. Sicherlich haben alle anderen Uhrenhersteller am deutschen Markt und in den DACH-Regionen denselben Anspruch. Mit dem Slogan „So tickt Berlin“ grenzen wir uns schon durch den regionalen Bezug deutlich vom Markt ab. Durch die kleinen Stückzahlen können wir unseren Kunden höchste Qualität und Service bieten. Unsere Marke Askania ist die einzige Marke im Uhrenbereich, welche Uhren in Berlin in Kleinserien mit bekannten Namen wie Tempelhof, Tegel, Quadriga, usw. herstellt. Somit ist immer der Bezug zur Hauptstadt Berlin, der Wiege von Askania, immer gegeben.

Seedmatch: Sie haben, als Askania schon seit vielen Jahren nicht mehr existierte, die Rechte von Siemens gekauft und die Firma 2005 neu aufgebaut. Welche Hürden mussten Sie nehmen, um die Marke wiederzubeleben?

Leonhard R. Müller: Unsere Herausforderung war, der Marke Askania überhaupt wieder Leben einzuhauchen. Das war insofern nicht einfach, da die Marke seit Jahren vom Markt verschwunden war. Wir haben ehemalige Mitarbeiter von Askania ausfindig gemacht. Mit ihnen haben wir viele Gespräche geführt und konnten so zum Glück auch bedeutendes Material zum Unternehmen sammeln. Wir hatten so viele Ideen und sind mit einer enormen Motivation an die gesamte Umsetzung herangegangen. Aufgeben? Dieser Gedanke hat sich uns nie gestellt. Eine große Hürde war vor allem das Recht an der Marke zu erwerben und die langen Verhandlungen mit Siemens. Wir haben sehr viele Gespräche mit den Nachkommen führen müssen um sicherzustellen, dass wir auch die Namen wie Carl Bamberg als Gründer der Gesellschaft und Elly Beinhorn, die bekannte Testpilotin für Askania Produkte nutzen dürfen.


Seedmatch: Auch finanziell waren die ersten Jahre bei der Askania sehr schwierig…

Leonhard R. Müller: Das erste Geld kam von Freunden und Bekannten, aber wir mussten mit dem knappen Kapital sehr haushalten. Die finanziellen Mittel kamen auch von mir und den drei Hauptaktionären der Gesellschaft. Alles private Kapital habe ich in das Unternehmen investiert. Ich war mir sicher, dass ich es schaffe, diese Traditionsmarke wieder zum Leben zu erwecken. Schön war auch, dass später viele Berliner von der Askania Idee infiziert und später auch Investoren wurden. Alle waren von Anfang begeistert und haben uns durch ihr eigenes Empfehlungsmarketing viele Türen in Berlin, sei es in der Wirtschaft oder Politik geöffnet.

Seedmatch: Statt einfach hinzuschmeißen und sich einfacheren Projekten zuzuwenden, haben Sie den Schneid bewiesen und sich durchgesetzt. Wie hilft Ihnen und Askania diese Hartnäckigkeit heute? Was treibt Sie an?

Leonhard R. Müller: Als Badener bin ich ein klar denkender Mensch. Der Rückhalt meiner Familie war natürlich wichtig für meine Entscheidung. Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Es gab Tage, wo es sehr schwierig war und man sich fragte, was mache ich hier eigentlich. Aber die Idee einer Uhrenmanufaktur in Berlin war eine so große Motivation, dass es für mich nie in Frage kam, hinzuschmeißen oder einfachere Projekte umzusetzen. Es ist etwas Wunderbares und Befriedigendes, wenn man Steine, die einem auch hier in den Weg gelegt worden sind, weggeräumt und so der Weg für die eigene Vision frei wird. Das hat mir immer wieder den Motivationsschub gegeben. Eine Traditionsmarke wieder zum Leben zu erwecken, ist sicherlich nicht einfach. Durchhaltevermögen und das Wissen um das vorhandene Potential, waren meine Triebfeder!

Seedmatch: Erinnern Sie sich an Ihre erste Askania? Was war das für ein Gefühl? Und wie lange mussten Sie darauf warten?

Leonhard R. Müller: Ja, daran erinnere ich mich sehr gut. Es ist als wenn das erste Kind geboren wird. Ich habe lange darauf hingearbeitet und alle Rückschläge weggesteckt. Der erste Meilenstein war, als wir 2003 ein kleines Atelier im Schwarzwald damit beauftragen konnten, nach unseren Vorstellungen die erste Askania Uhr herzustellen. Es war das Modell Taifun. Ein Glücksgefühl war es sicherlich, die erste Askania Uhr auf der ILA 2004 vorzustellen.

Seedmatch: Berlin ist angeblich die heimliche Stadt der Chronografen. Auch Askania vermarktet seine Uhren mit einem starken Bezug zur Hauptstadt. Ist das traditionsbewusst oder eine gute Marketingstrategie für Touristen?

Leonhard R. Müller: Im letzten Jahrhundert gab es ca. 36 Uhrenhersteller in Berlin. Dann kam der II. Weltkrieg und alles hat sich geändert. Die Hauptstadt Berlin war eine Uhrenstadt, auch wenn es heute nicht mehr ganz so ist. Es gab auch eine Kaiserliche Uhrenmanufaktur. Natürlich war das auch ein wichtiger Grund für uns, diese Traditionsmarke wieder aufleben zu lassen. Es ist zum einen Traditionsbewusstsein, aber zum anderen selbstverständlich auch eine gute Marketingstrategie. Mit der Historie Askanias ist es leichter, Aufmerksamkeit für das Produkt zu erzeugen. Es zeigt sich auch immer wieder, dass diese Strategie die Richtige war und ist. Sehr viele unserer Kunden sind Touristen. Sie wollen ein Stück Berlin und damit eine tolle bleibende Erinnerung an ihren Aufenthalt und ein Stück Geschichte der Stadt mit in ihre Heimat bringen. Uns freut das sehr, mittlerweile ein touristischer Anlaufpunkt in Berlin geworden zu sein.

Seedmatch: Askania hat durchaus eine schwierige Vergangenheit. Während der Zeit des Dritten Reiches beschäftigte das Unternehmen Zwangsarbeiter in seinen Werkstätten. Als Person, die die Marke Askania und ihre Tradition nach 60 Jahren wiederbelebt hat, wie gehen Sie und Ihr Unternehmen mit dieser Vergangenheit um?

Leonhard R. Müller: Das ist ein trauriges Thema. Mir war bewusst, als ich die Marke Askania gekauft habe, das sich auch diese Schatten mitnehmen muss. Das ist leider die Geschichte dieses Unternehmens und das kann man nicht einfach leugnen. Damit müssen wir umgehen. Aus der Unternehmensgeschichte wissen wir aber auch, das innerhalb der Askania sich eine Widerstandsgruppe gegen das NS Regime formierte und half den Kriegsgefangenen und den Zwangsarbeitern. So wurde von den Askania Aktivisten unter Lebensgefahr offener und verdeckter Widerstand geleistet.

Seedmatch: Wie sieht die Zukunft der neuen, alten Askania aus? Wie wollen Sie das frische Kapital aus dem Crowdfunding einsetzen?

Leonhard R. Müller: Sobald wir das Crowdfunding-Ziel erreicht haben, werden wir in die Umsetzung der neuen Produktentwicklung gehen, um das Design und die Innovationen der Berliner Uhrenmanufaktur Askania auf ein neues Level zu heben. Dazu freue ich mich auch über die Ideen der Investoren, um neue mechanische Herren- und Damenuhren „Made in Germany“ herzustellen. Des Weiteren werden wir unser Marketing verstärkt auf die Berliner Hauptstadtregion legen. Dazu bedarf es einer guten Marketingstrategie in den sozialen Netzwerken aber auch durch verschiedene neue Veranstaltungen und Kampagnen. Wir werden zwei neue Uhrenlinien herausbringen, um unsere neuen Zielkunden direkter ansprechen zu können. Durch die begleiteten Marketingaktivitäten werden wir den Umsatz der Gesellschaft in den nächsten 5 Jahren verdreifachen.

Seedmatch: Warum sollte ich in Askania investieren? Was bringt es mir als Investor?

Leonhard R. Müller: Nach der Investition wird sich die Gesellschaft rasant entwickeln. Das Wachstum in den ersten drei Jahren ist sehr konservativ mit 25 % kalkuliert. Wir gehen ab hier von einem deutlichen Wachstum aus und haben in der Planung eine verdreifachung des Umsatzes kalkuliert. Unser Ziel ist es, Mitbewerber auf dem Uhrenmarkt bis in den nächsten 10 Jahren zu übernehmen. Hier haben wir speziell die Zeno Gruppe in der Schweiz im Visier, die auch als Zulieferer der Nobelmarke bekannt geworden ist. Mit diesen Zukäufen wollen wir in den nächsten 10 Jahren die Umsatzschwelle von 12 Mio. € übersteigen. Innovation und Marketing sollen hier die Marke Askania besonders herausheben.

Seedmatch: Noch eine letzte Frage aus Neugier. Wie viele Askania Uhren besitzen Sie privat?

Leonhard R. Müller: Wenn ich ehrlich bin, gar nicht so viele. Von jeder Serie die wir bisher gemacht haben, verbleibt die erste Uhr aus dieser Serie im Unternehmen für unser Museum. Ich persönlich habe nur die TAIFUN aus der allerersten Serie und die Quadriga 2016. Die Quadriga ist die erste Uhr, die mein Sohn entwickelt und designt hat – ein Herzensstück sozusagen, über die ich mich jeden Tag erfreuen kann.

Seedmatch: Vielen Dank. Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Funding.

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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

4 Comments

  1. Erich
    22. Mai 2017

    Hi Ines,

    vielen Dank für den interessanten Artikel! Zum Thema habe ich eine Frage, auf die ich bis jetzt keine konkrete Antwort bekommen habe: es fällt mir auf, dass die Begriffe „Crowdfunding“ und „Crowdinvesting“ oftmals miteinander verwechselt werden. Hier z.B. https://www.unternehmerich.de/Crowdfunding.html wird Crowdinvesting als eine Unterform von Crowdfunding bezeichnet. Andere Spezialisten sind der Meinung, dass Crowdinvesting als ein separates Modell betrachtet werden soll.

    Wer hat Recht?

    VG,
    Erich

    Antworten
    1. Ines Becker
      23. Mai 2017

      Hallo Erich,

      vielen Dank für Deine Frage. Crowdfunding als Wort ist noch recht jung – noch jünger sein Einzug in den deutschen Sprachgebrauch. Wie mit jeder neuen Entwicklung dauert es eine Weile, bis Forschung und Akademien sich eingehend damit auseinandersetzen und eigene theoretische Ansätze und Definitionen entwickeln, die die verschiedenen Begriffe voneinander abgrenzen. Wir bekommen viele Anfragen von Studenten, sie in ihren Abschluss- oder Forschungsarbeiten mit unseren Erfahrungen und Daten zu unterstützen. Daran lesen wir ab, dass der Begriff Crowdfunding auch an den Universitäten Einzug hält.
      Übersetzt man „Crowd“ mit Schwarm und „funding“ als Finanzierung, dann dient Crowdfunding als Überbegriff für alle Schwarmfinanzierungen – unabhängig vom Finanzierungsmodell. Darunter würde Crowdlending, Crowdinvesting, Crowddonation u.v.m. zählen. Crowdinvesting ist demnach eine besondere Form des Crowdfunding. Da mit Crowdinvesting besondere Regularien wie das Kleinanlegerschutzgesetz einhergehen, könnte man es auch als ein separates Modell untersuchen und erforschen. Nichtsdestotrotz bleibt es eine von vielen möglichen Formen des Crowdfunding – auch wenn es im deutschen Sprachgebrauch oft als Synonym verwendet wird.

      Mehr zum Thema auch in unserem Blogartikel „Das Seedmatch-Crowdfunding-Einmaleins“: https://blog.seedmatch.de/das-seedmatch-crowdfunding-einmaleins/

      Ich hoffe, ich konnte damit Deine Frage beantworten.
      Herzlichst,
      Ines Becker

      Antworten
  2. Lorenz V.
    8. September 2018

    Von allem was Müller erzählt und ankündigt ist bis heute, dem 07. September 2018 nichts in die Realität umgesetzt worden. Müller musste in einem Zeitungsartikel vom 07.08.2018 sogar zu verlauten, dass seine AG offensichtlich große Probleme hat (Berliner Morgenpost). Mitarbeiter verlassen fast schon Gruppenweise das Unternehmen, zwei ehemalige Mitarbeiter warten seit Ende Juli auf die Gehaltszahlungen, Klagen vor dem Arbeitsgericht sind eingereicht. Ein ehemaliger leitender Mitarbeiter hat Strafanzeige wegen diverser Straftaten u.a. vorenthalten von Arbeitsentgelt, Nötigung und Betrug gestellt. Erfolg sieht irgendwie anders aus !

    Antworten
    1. Ines Becker
      10. September 2018

      Hallo Lorenz,
      vielen Dank für dein Feedback. Dass die Dauerbaustelle BER und damit einhergehend der ständige Verzug der Inbetriebnahme viele Unternehmer, die dort bereits ihre Läden eingerichtet und entsprechend Personal eingeplant haben, vor besondere Herausforderungen stellt, ist keine neue Erkenntnis, sondern bereits seit dem ersten angedachten Eröffnungstermin des Flughafens allgemein bekannter Fakt.
      Sofern eine Strafanzeige eines Mitarbeiters vorliegt, wird ein Gericht klären, ob die hier von dir wiedergegebenen Vorwürfe der Wahrheit entsprechen und gerechtfertigt sind. Gleiches gilt für etwaige Klagen vor dem Arbeitsgericht. Bis dahin gilt in Deutschland und damit auch bei uns die Unschuldsvermutung.
      Die Crowdfunding-Kampagne von Askania ist nunmehr ein Jahr vergangen und erste Meilensteine der geplanten Maßnahmen konnten bereits umgesetzt werden.
      Zu erwarten, dass binnen 14 Monaten alle kurz-, mittel- und langfristigen Ziele umgesetzt werden konnten, scheint mir dagegen sehr utopisch – egal um welches Unternehmen es sich handelt.

      Herzlichst,
      Ines Becker

      Antworten

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